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China: neue Normalität = harte Landung?

Gestern hat Chinas Präsident Xi ein „new normal“ verkündet, also eine neue Normalität. Das bedeutet: die Zeiten der Expansion sind vorbei, langsames Wachstum ist angesagt. Vor allem aber: die Parole von der „neuen Normalität“ ist eine klare Absage an weitere Stimulusmaßnahmen durch Chinas Regierung.

Und dieses „langsame Wachstum“ wird durch die heutigen Konjunkturdaten aus China einmal mehr deutlich: so lag die Industrieproduktion mit +8,7% unter der Erwartung (8,9%), ebenso die Einzelhandelsumsätze mit 11,9% (Prognose 12,2%), die Bauausgaben bei 17,3% (Prognose 17,7%). So weit, so mäßig.

Fast noch besorgniserregender aber ist der starke Rückgang der Kreditvergabe im April, sie fiel von 2,07 Billionen Yuan (ca. 250 Milliarden US-Dollar) im März auf nun 1,55 Billionen Yuan – also ein Rückgang um fast 25%. Das zumindest sind die offiziellen Zahlen der chinesischen Notenbank – hinzu kommt noch die nicht erfasste Kreditvergabe durch die Schattenbanken im Reich der Mitte – aber auch diese dürften rückläufig gewesen sein.

Kredit, auch das ist eine neue Normalität, ist derzeit in China ein rares Gut. Nach den Kreditexzessen der vergangenen Jahre kehrt nun eine ökonomische Vernunft ein, die eine im Abschwung befindliche Wirtschaft hart treffen wird. Die (offiziellen) Banken haben erkannt, dass ihnen die Risiken aus dem Ruder laufen und zeigen sich nun restriktiv in Sachen Kreditvergabe. Es spricht Bände, dass heute die chinesische Notenbank die 15 Großbanken des Landes aufgefordert hat, Erstkäufern von Immobilien Kredite „zu vernünftigen Konditionen“ zu ermöglichen.

Um dem Abschwung zu begegnen, wird China früher oder später den bereits begonnenen Trend zur Abwertung des Yuan fortsetzen müssen. Auf diesem Weg aber werden diejenigen auf der Strecke bleiben, die auf eine weitere Aufwertung der Währung gewettet hatten – und die Zahl der Unternehmen in China, die sich über sogenannte Target Redemption Funds so positioniert hatten, geht in die Millionen. Ihre Pleite wird man dann als „Kollateralschaden“ verbuchen müssen..



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1 Kommentar

  1. Zeigen diese Daten nicht das glatte Gegenteil einer „harten Landung“? Die Kreditvergabe verringert sich um ein Viertel, man könnte sagen, sie bricht auf 75% des vorherigen Werts zusammen, und Industrieproduktion und Konsum steigen um 8,7 bzw. 11.9%, der besonders kreditsensible Bausektor um 17,3%. Das heisst, dass sich die BIP-Produktivität der Kreditvergabe um 30-50% verbessert hat, man mit viel weniger Kredit viel mehr Wachstum generiert hat. Wo da die harte Landung oder gar der Crash zu sehen ist, erschliesst sich mir nicht.

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