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China: Schneeballsystem und fallende Immobilienpreise

Stellen Sie sich vor, Sie würden Autos verkaufen – und weil der Absatz miserabel läuft, bieten Sie den potentiellen Käufern an, das gebrauchte Auto nach vier Jahren wieder zurück zu kaufen. Und zwar für einen deutliche höheren Preis, als Sie das Auto verkauft haben. Irre, oder?

Nicht so in China. Dort sind Immobilienentwickler insbesondere in jenen Städten, die einen starken Preisverfall bei Wohnimmobilien zu verzeichnen hatten, nun auf die Idee gekommen, genau dieses Modell anzuwenden. In Hangzhou, einer der Städte mit dem größten Preisrückgang bei Immobilien, bietet die Shanheng Real Estate Group Käufern von Immobilien an, Ihnen die Immobilie nach fünf Jahren zu einem Preis wieder abzukaufen, der 40% über dem Verkaufspreis liegt. Um das finanzieren zu können, hat die Firma einen Fond gegründet, um die erforderlichen Gelder einzusammeln.

Das Geschäftsmodell ist durchaus raffiniert und kreativ, keine Frage. Aber eben auch sehr risikoreich, wenn die Preise weiter fallen. Denn was will man dann mit den überteuert wieder eingekauften Immobilien anstellen? Einzige Möglichkeit wäre dann ein erneuter Verkauf – allerdings verbunden mit einem herben Verlust. Aber den tragen dann natürlich jene Investoren, die in den Fond investiert hatten.

Faktisch wird so das derzeitige Wirtschaftsmodell Chinas auf die Spitze getrieben: eine exzessive Pump-Wirtschaft, die nur dann funktioniert, wenn die überhöhten Zukunftserwartungen auch wirklich eintreffen. Mit anderen Worten: ein Schneeballsystem, gegründet auf dem Mythos einer immer besser werdenden Zukunft. Gewissermaßen ein ewig währender Aufschwung, der die aktuellen Exzesse rechtfertigen soll.

Auch bei Chinas Immobilienentwicklern nämlich gilt die Logik: Verkaufszahlen in der Gegenwart sind alles, die zukünftigen Probleme, die daraus entstehen, kann man dann ja später lösen. Laut einer Umfrage unter Immobilienentwicklern in China haben die Unternehmen Ende Mai erst 30% ihre avisierten Verkäufe realisieren können – deutlich weniger als im letzten Jahr, als die Quote zum gleichen Zeitpunkt noch bei 47% lag…



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