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Rohstoffpreise sinken deutlich – gut für Zinssenkungs-Euphorie?

Global sind die Rohstoffpreise seit Mai um gut 10 % gesunken. Dies hilft der Euphorie um sinkende Zinsen. Hier ein Blick auf die Details.

Kupfer
Kupfer. Foto: Qilai Shen/Bloomberg

Die globalen Rohstoffpreise haben in diesem Jahr alle ihre Gewinne wieder abgegeben, aufgrund von schwierigen Aussichten in China, einem Ausverkauf von US-Erdgas und Verlusten bei Nahrungsmittelpreisen. Der Bloomberg Commodity Spot Index – der eine Reihe von Energieprodukten, Metallen und Nutzpflanzen abbildet – ist im Juli bisher um fast 6 % eingebrochen und damit auf dem Weg zum schlechtesten Monatsergebnis seit Mai 2023.

Spürbar sinkende Rohstoffpreise

„Rohstoffe haben in der Gunst der Spekulanten verloren“, sagte Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei der ING Groep. Die wachsende Besorgnis über China hat die Nachfrageaussichten getrübt, und das dritte Plenum – eine kürzliche Zusammenkunft führender politischer Entscheidungsträger – trug wenig dazu bei, diese Sorgen zu zerstreuen, sagte er.

Der Einbruch der Rohstoffpreise könnte von vielen Zentralbankern, auch in den USA, mit Erleichterung aufgenommen werden, da er den Deflationsdruck in einer Zeit verstärkt, in der die geldpolitischen Entscheidungsträger einen Wechsel zu niedrigeren Zinsen erwägen. Für die Produzenten, z. B. die Mitglieder des Öl-Förderkartells OPEC+, wird es jedoch eine Herausforderung sein, da die niedrigeren Preise die Staatseinnahmen schmälern. Auch Bergbaufirmen und Händler könnten unter Druck geraten.

Grafik zeigt Entwicklung der globalen Rohstoffpreise

Es wird erwartet, dass die schlechten Aussichten für die chinesische Nachfrage die Ölmärkte dominieren werden, während bei Kupfer die aufgeblähten inländischen Lagerbestände China dazu veranlassen, große Mengen in die globalen Märkte zu exportieren, so Patterson.

Blick auf einzelne Rohstoffe

Kupfer, das aufgrund seiner vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten weithin als Leitmetall für die Industrie angesehen wird, ist an der Londoner Metallbörse in diesem Monat um mehr als 6 % gefallen und unter die Marke von 9.000 Dollar pro Tonne zurückgefallen, nachdem es noch im Mai einen Rekordwert von über 11.000 Dollar erreicht hatte. Brent, die Rohöl-Benchmark, hat 8 % verloren. US-Erdgas fiel im Juli um mehr als ein Fünftel, während auf den Agrarmärkten die Futures für Mais, Weizen und Soja allesamt nachgaben.

Einige wichtige Rohstoffpreise, die nicht im Bloomberg Commodity Spot Index enthalten sind, standen ebenfalls unter Druck. Zu den wichtigsten zählen die Eisenerz-Futures in Singapur, die wieder unter die 100-Dollar-Marke pro Tonne gefallen sind, da chinesische Stahlwerke weniger Stahl produzieren, während führende Bergbauunternehmen mehr Erz abbauen. Bei den für Rohstoffe wichtigsten Aktien sind die in Australien notierten Aktien der BHP Group – der weltgrößte Bergbaukonzern, Anfang des Monats auf dem niedrigsten Stand seit 2022. Die in London notierte Glencore Plc ist im Juli um mehr als 5 % eingebrochen, und der brasilianische Eisenerzförderer Vale SA ist auf dem Weg zum sechsten Monatsrückgang in sieben Monaten.

Gold als Sonderfall

Der Bloomberg-Rohstoffindex ist seit seinem Höchststand von Mitte Mai um mehr als ein Zehntel gefallen. Er ist jetzt auf dem niedrigsten Stand seit Anfang März – die Rohstoffpreise sins insgesamt betrachtet also spürbar gesunken. Doch nicht alles ist gefallen. Gold – das im Index das größte Einzelgewicht hat – ist im Juli bisher um mehr als 2 % gestiegen. Das Metall erreichte Anfang des Monats einen Rekordwert, da es von einer sich abzeichnenden Zinssenkung durch die Federal Reserve profitieren dürfte.

Kommentar

FMW: Wenn Rohstoffe wie Kupfer deutlich im Preis nachlassen, werden auch darauf basierende Folgeprodukte voraussichtlich günstiger, was mit Zeitverzögerung auch zahlreiche Preise für die Endverbraucher dämpft. Damit wirken sinkende Rohstoffpreise letztlich dämpfend auf die Inflation, was es EZB, Fed und Co in den nächsten Monaten ermöglichen könnte, öfter und massiver die Zinsen zu senken.

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. Die US-Texas-Ölindustrie, auch im Zusammenhang mit der Fed-Zinspolitik, und die Öl-Allianz OPEC+ bilden ein Gleichgewicht im Ölgeschäft. Die Öl-Allianz OPEC+ behält die Entwicklung der Ölindustrie im Zusammenhang mit den OPEC+-Monatsberichten weiterhin im Blick/Auge. Ggf. erwägen diejenigen OPEC+-Mitgliedsländer, die auch zu den BRICS-Staaten gehören, im Zusammenhang mit der im obigen Bericht genannten aktuellen Entwicklung des Goldpreises, ihre internen Ölgeschäfte in Gold abzurechnen.

    1. Die aktuelle Naher und Mittlerer Osten-Ausgangslage bringt sowohl einen höheren Ölpreis, als auch einen höheren Goldpreis mit sich/Quelle: n-tv-Teletext.

      1. Aus dem genannten Grund steigt der Ölpreis aktuell weiter an, weswegen er somit als Frühindikator agriert/Quelle: n-tv-Teletext.

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