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VW verschwindet aus den Städten - die Taxi-Revolution China: Wie Volkswagen den Anschluss verlor

Volkswagen in China Anschluss verloren
Foto: Bloomberg

Volkswagen verlor in China an Bedeutung, als nationale Marken wie Roewe und BYD mit elektrischen Taxis die Straßen eroberten. VW dagegen verschwinded aus den Städten.

China: Volkswagen hat den Anschluss verloren

Volkswagen war einst ein dominierender Spieler auf Chinas Straßen, doch mit der Taxi-Revolution verlor der deutsche Autobauer den Anschluss an die rasante Entwicklung des Landes. Als die chinesische Regierung begann, die Taxiflotten des Landes zu elektrifizieren, setzten nationale Marken wie Roewe und BYD auf moderne, emissionsfreie Fahrzeuge. Volkswagen verschwindet hingegen aus dem Bild der chinesischen Städte – ein Sinnbild seines Niedergangs.

Von Guangzhou bis Shanghai: China und seine Taxi-Identität

Wenn man in China unterwegs ist, reicht oft schon ein Blick auf die Taxis, um zu wissen, in welcher Stadt man sich befindet. In Guangzhou strahlen sie in Grün und Gelb, während Shenzhen mit Taxis im markanten Wellendesign in Rot oder Blau-Silber bzw. Weiß aufwartet. In Beijing prägt der gelbe Streifen, kombiniert mit Rot, Grün oder Blau, das Straßenbild. In Shanghai dagegen fährt eine bunte Palette an Orange, Türkis, Blau und Rot – doch Vorsicht bei den dunkelroten Taxis, denn diese werden oft von privaten Fahrern betrieben. Bis 2010 beherrschte jedoch ein Modell das Bild der Shanghaier Straßen: der Volkswagen Santana.

Die Geschichte des Santana in China liest sich fast wie ein surrealer Roman. Im Jahr 1978 parkte plötzlich eine Delegation von Männern in blauen Mao-Anzügen vor der Zentrale von Volkswagen in Wolfsburg. Einer von ihnen, behauptete ein chinesischer Minister zu sein und verlangte, den Chef von Volkswagen zu sprechen.

Dank der Bemühungen von Carl Hahn, Rao Bin, Jiang Zemin und Jiang Tao, dem “Vater des Santana”, wurde der Santana in China zum Symbol des Fortschritts. Er war mehr als nur ein Auto: Als Taxi, Flughafenfahrzeug, Polizeiauto und Dienstwagen verkörperte er den Wandel einer Nation. Allein in Shanghai rollten jedes Jahr 400.000 Santanas vom Band.

Mit der Expo 2010 in Shanghai begann der langsame Abschied des Santana. Die Stadt führte zwei spezielle Expo-Taxis ein: den Buick Lacrosse und den VW Touran. Letzterer ersetzte den Santana schließlich flächendeckend. 2017 war es dann endgültig vorbei – der Santana wurde durch den Roewe EI5, international besser bekannt als MG 5 Electric, abgelöst.

Elektrifizierung der Taxiflotte: Chinas Weg zur Zukunft

Dieser Wechsel war nur ein Teil eines viel größeren Überlegung: Im 14. Fünfjahresplan Chinas wurde beschlossen, bis 2025 mindestens 35% der gesamten Taxiflotte des Landes zu elektrifizieren. Doch laut Cui Dongshu, dem Generalsekretär der China Passenger Car Association (CPCA), ist dieses Ziel bereits erreicht: Rund 78% aller Taxis und Fahrdienstvermittlungsfahrzeuge wie jene von Didi fahren heute elektrisch.

China Taxi Volkswagen

Die Elektrifizierung der Taxis in China steht im Mittelpunkt eines tiefgreifenden Wandels, der weit über das einfache Austauschen von Fahrzeugen hinausgeht. Taxis sind ein entscheidendes Puzzlespiel im urbanen Verkehr, mit U-Bahn, Taxis und Didi und Mieträdern, und müssen daher nicht nur zuverlässig und effizient sein – auch das Aufladen der Batterien darf keine unnötige Arbeitszeit kosten.

In Shanghai, wo fast 20.000 Taxis unterwegs sind, fahren zwei Fahrer abwechselnd im 12-Stunden-Schichtbetrieb. Für das Privileg, ein Taxi zu fahren, zahlen sie den Taxigesellschaften 350 bis 450 Yuan pro Tag – bei älteren Modellen wie dem VW Santana waren es noch 300 Yuan, bei moderneren Modellen wie dem VW Tiguan sogar 600 Yuan. Dieser Betrag deckt jedoch nur das betriebsbereite Fahrzeug ab. Kosten für das Laden und eventuelle Schäden müssen die Fahrer selbst tragen, während die Wartung von den Taxigesellschaften übernommen wird.

Der Roewe EI5, das neue Standard-Taxi in Shanghai, hat eine Reichweite von etwa 420 Kilometern – das entspricht etwas mehr als der durchschnittlich täglich gefahrenen Strecke. In der Praxis laden die Fahrer ihre Elektro-Taxis zweimal am Ende ihrer Schicht auf, wobei sie typischerweise auf maximal 80% der Kapazität aufladen. Der Ladezustand (State of Charge, SoC) liegt beim Beginn des Ladevorgangs meist bei etwa 50%, was bedeutet, dass ein Ladevorgang selten länger als 30 Minuten dauert – einschließlich der Wartezeit. Das ist kaum länger als das Tanken an den speziellen Taxi-Tankstellen. Trotzdem berichten Fahrer in Städten wie Peking und Shenzhen, dass das Aufladen nach wie vor eine der größten Herausforderungen der Elektrotaxis darstellt.

Auf der positiven Seite stehen jedoch die Betriebskosten. Im Vergleich zu einem Verbrennungsmotor liegen die Kosten für das Laden eines Elektrofahrzeugs nur bei bis zu 20 bis 33% der Treibstoffkosten. Zusätzlich verringern sich durch den geringeren Verschleiß von Bauteilen die Wartungskosten erheblich. In Shanghai müssen die Taxis nach 600.000 Kilometern oder acht Jahren ersetzt werden. Die Batterien, Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus (LFP), sind für 3.000 Ladezyklen von 20 bis 80% der SoC ausgelegt. Damit sollten sie mindestens elf Jahre halten – und somit länger als das Taxi selbst.

Geladen wird zunehmend mit Strom aus regenerativen Energieträgern. “In den letzten Monaten ist der Anteil der aus Kohle erzeugten Elektrizität auf unter 55% gesunken, während erneuerbare Energiequellen wie Solar-, Wind- und Wasserkraft weiterhin ihren Beitrag zum Energiemix Chinas erhöhen. Dieser Wandel ist besonders bedeutsam, da mehr erneuerbare Elektrizität zur Versorgung von Elektrofahrzeugen genutzt wird, was den Ladevorgang umweltfreundlicher macht,” sagt gegenüber finanzmartkwelt.de Qi Qin vom Centre for Research on Energy and Clean Air, das die Entwicklungen im Energiesektor genau verfolgt.

China investiert zurzeit massiv in den Ausbau von Solar-, Wind- und Wasserkraftanlagen. „In den letzten Monaten ging der Anteil der verstromten Kohle auf unter 55 % zurück, mit weiter sinkender Tendenz“, so Qi Qin vom Centre for Research on Energy and Clean Air, die die Entwicklungen im Energiesektor genau beobachtet.

Seit 2020 hat China begonnen, die staatlichen Subventionen für den Kauf von Elektrotaxis deutlich zurückzufahren – ein klares Zeichen dafür, dass die Elektrifizierung des Taxiverkehrs nahezu abgeschlossen ist. Was einst durch staatliche Unterstützung angetrieben wurde, läuft nun aus eigener Kraft. Stattdessen konzentriert sich die Regierung nun auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur, um den Fahrern die nötige Flexibilität und Effizienz zu bieten. Diese strategische Neuausrichtung zeigt nicht nur, dass Elektrotaxis keine Förderung mehr benötigen, sondern gibt auch einen Vorgeschmack darauf, wie China in naher Zukunft die vollständige Umstellung auf Elektromobilität vorantreiben wird. Hier wird bereits die Basis für eine Zukunft gelegt, in der Elektromobilität selbstverständlich ist – weit über den Taxiverkehr hinaus.

Volkswagen verliert: Nationale Marken dominieren Chinas Taxi-Markt

Für Volkswagen jedoch bedeutet diese Umstellung Verluste. In Städten wie Shanghai und Shenzhen entschieden sich die Behörden aus politischen Gründen dafür, nationale Unternehmen wie Roewe und BYD zu bevorzugen. In anderen Städten wie Ningbo oder Guangdong, wo vor allem Nachbauten des London-Taxis von Geely zum Einsatz kommen, kann Volkswagen ebenfalls nicht mithalten.

Während Volkswagen und andere internationale Hersteller also die Umstellung auf Elektrotaxis verschlafen haben, braut sich bereits der nächste Sturm für die deutsche Automobilindustrie zusammen: Robo-Taxis. Diese autonom fahrenden Fahrzeuge verlassen langsam die Testphase und beginnen, die Straßen Chinas zu erobern – und Deutschland schaut ein weiteres Mal zu, wie die Welt sich weiterdreht. Die Ära ausländischer Hersteller in China scheint vorbei zu sein..



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1 Kommentar

  1. haha, und es ist gut so!
    was hatte der DEUTSCHE , dass die in China Geschäfte machen?, nicht mal ein neues Auto sich ein Bandarbeiter leisten kann, aber der Wasserkopf sprengt das System.

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