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Commerzbank-Quartalszahlen können nicht überzeugen

Der Umsatz der Commerzbank steigt zwar, die Gewinne aber sinken. Es gibt Sonderbelastungen, aber auch Aktienrückkäufe.

Commerzbank-Filiale
Commerzbank-Filiale. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Die Commerzbank hat heute früh ihre Quartalszahlen veröffentlicht. Hier dazu wichtige Daten und Aussagen.

Der Ertrag (Umsatz) steigt im Jahresvergleich von 2,63 auf 2,67 Milliarden Euro. Der Zinsüberschuss sinkt im Jahresvergleich von 2,13 auf 2,08 Milliarden Euro. Der Gewinn (operatives Ergebnis) sinkt im Jahresvergleich von 888 auf 870 Millionen Euro. Das Konzernergebnis sinkt von 565 auf 538 Millionen Euro. Die harte Kernkapitalquote steigt im Jahresvergleich von 14,4 % auf 14,8 %. Die Aktie notiert heute früh mit 4,5 % im Minus.

In ihrem Headline-Statement bezieht sich die Commerzbank nicht auf das Quartal, sondern auf längere Zeiträume. Hier die Aussage: Die Commerzbank hat ihre positive Geschäftsentwicklung fortgesetzt. Die Erträge legten, getragen von einem starken Kundengeschäft, im zweiten Quartal in allen Kundensegmenten weiter zu. Insgesamt verbesserte sich das Operative Ergebnis in den ersten sechs Monaten um 11 % auf rund 2,0 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente die Bank rund 1,3 Milliarden Euro und erzielte damit den höchsten Halbjahresgewinn seit 15 Jahren – trotz Sonderbelastungen in Polen und Russland. Die Kosten der Commerzbank gingen in der ersten Jahreshälfte zurück, die Cost-Income-Ratio sank auf 59 %. Die Qualität des Kreditbuches ist weiterhin hoch; das Risikoergebnis blieb stabil.

Commerzbank mit Aktienrückkäufen

Die Aktie ist heute im Minus, obwohl man über den Rückkauf eigener Aktien eigentlich ein klein wenig Euphorie der Anleger erwarten könnte? Die Bank sagt dazu, Zitat: Gemäß ihrer Kapitalrückgaberichtlinie plant die Commerzbank für das laufende Geschäftsjahr mindestens 70 % des Gewinns an ihre Aktionärinnen und Aktionäre zurückzugeben, jedoch nicht mehr als das Konzernergebnis nach Abzug der AT-1-Kuponzahlungen. Dabei setzt die Bank weiter auf eine Kombination aus Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufen. Vom nächsten Aktienrückkauf hat die Bank auf Basis des Halbjahresergebnisses eine erste Tranche über 600 Millionen Euro bei der EZB und der Finanzagentur beantragt. Den Antrag für eine zweite Tranche plant die Bank auf Basis der Ergebnisse des dritten Quartals zu stellen.

Ausblick

Zum Ausblick für das Gesamtjahr schreibt die Commerzbank (auszugsweise): Nach dem starken ersten Halbjahr bekräftigt die Commerzbank ihre Ziele für das Gesamtjahr 2024: Sie strebt weiterhin ein Konzernergebnis über dem Vorjahr an, wobei der Ausblick von der Entwicklung der Belastungen in Russland und bei den Fremdwährungskrediten der mBank abhängt. Beim Zinsüberschuss geht die Bank weiterhin von rund 8,1 Milliarden Euro mit Aufwärtspotenzial für das Gesamtjahr aus. Für den Provisionsüberschuss liegt das Ziel weiterhin bei 4 % Wachstum.

Bloomberg-Einordnung

Der deutsche Kreditgeber teilte mit, dass er die behördliche Genehmigung für ein Programm zum Aktienrückkäufe im Wert von 600 Millionen Euro beantragt hat und ein weiteres im Laufe dieses Jahres plant, um sein Versprechen, die Ausschüttungen an die Anleger zu erhöhen, einzulösen. Dennoch sank der Gewinn der Commerzbank im zweiten Quartal um 4,8 % auf 538 Millionen Euro, und lag damit unter den Schätzungen der Analysten.

Ein Teil des Gewinnrückgangs ist auf ein Gerichtsverfahren in Russland zurückzuführen, für das die Commerzbank 95 Millionen Euro zurückgestellt hat. Es gebe „sehr gute Chancen“, dass die Bank das Geld irgendwann zurückbekomme, sagte Finanzchefin Bettina Orlopp in einem Bloomberg-TV-Interview.

Der Kreditgeber reitet auf der Welle höherer Zinssätze, die in den letzten zwei Jahren einen Großteil des europäischen Bankensektors beflügelt hat, und konnte so steigende Gewinne ausweisen und sein Auszahlungsversprechen erhöhen. Aber Rechtsstreitigkeiten in Russland und Polen haben für Gegenwind gesorgt. Die Commerzbank hat bereits davor gewarnt, dass die Probleme in Russland das Geschäft beeinträchtigen könnten. Die polnische Einheit mBank ist ebenfalls mit Rechtsstreitigkeiten konfrontiert, wobei die Muttergesellschaft nach und nach etwa 2 Milliarden Euro zur Deckung der potenziellen Kosten zurückstellt.

„Die Commerzbank meldete ein ‚trübes‘ operatives Ergebnis“, so KBW-Analyst Tom Hallett in einer Mitteilung. „Das Ausmaß der Rückstellungsverluste wird einige enttäuschen.“

Die Commerzbank bestätigte ihre Jahresprognose für den Zinsüberschuss von 8,1 Milliarden Euro und fügte hinzu, dass sie nun „Aufwärtspotenzial“ für diese Kennzahl sehe. Die Bank sei auf einem guten Weg, alle ihre Ziele für 2024 zu erreichen, sagte Orlopp in dem Fernsehinterview. Die Bank hat im vergangenen Jahr einen ersten kleinen Rückkauf und Anfang dieses Jahres einen zweiten im Wert von 600 Millionen Euro durchgeführt.

Orlopp hatte zuvor angedeutet, dass die Commerzbank bei der Veröffentlichung der Ergebnisse für das zweite Quartal weitere Einzelheiten zu ihren Rückkaufplänen bekannt geben werde. Sie hatte auch gesagt, dass das nächste Rückkaufvolumen das vorherige übertreffen werde. Der Ausblick der Bank für das Jahr hängt von den „zukünftigen Entwicklungen“ in Russland und Polen ab, sagte sie.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Die Commerzbank kommt von 263 Euro im Jahr 2000….

    Mehr muss man wohl nicht sagen…

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