Anleihen

Aussagen von EBA und BI Credit Suisse: Ausfall der AT1-Anleihen wird als Ausnahme gesehen

Der Mega-Verlust bei AT1-Anleihen der Credit Suisse erschüttert den Anleihemarkt. Aber womöglich ist diese Angst unbegründet.

16 Milliarden Franken an AT1-Anleihen (Nachranganleihen) sind im Zuge des Credit Suisse-Kaufs durch die UBS ausgefallen. Nun sehen wir heute an den Kursen anderer Bankanleihen, dass die Nervosität groß ist. Aber ist sie unbegründet? Schauen wir zunächst auf die aktuelle Aussage der europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA. Dort sagt man: Der Ausschuss für die einheitliche Abwicklung, die Europäische Bankenaufsichtsbehörde und die EZB-Bankenaufsicht begrüßen die umfassenden Maßnahmen, die die Schweizer Behörden gestern zur Gewährleistung der Finanzstabilität ergriffen haben. Der europäische Bankensektor ist widerstandsfähig und verfügt über ein solides Kapital- und Liquiditätsniveau.

EBA: Erst hartes Kernkapital – danach werden im Krisenfall AT1-Anleihen abgeschrieben

Weiter schreibt die EBA: Der Abwicklungsrahmen, mit dem die vom Financial Stability Board nach der großen Finanzkrise empfohlenen Reformen in der Europäischen Union umgesetzt werden, legt unter anderem die Reihenfolge fest, in der Anteilseigner und Gläubiger einer in Schwierigkeiten geratenen Bank Verluste zu tragen haben. Insbesondere sind die Instrumente des harten Kernkapitals die ersten, die Verluste auffangen müssen, und erst nach ihrem vollständigen Einsatz muss das zusätzliche Kernkapital (AT1) abgeschrieben werden. Dieser Ansatz wurde in der Vergangenheit konsequent angewandt und wird auch in Zukunft das Vorgehen des SRB und der EZB-Bankenaufsicht bei Kriseninterventionen bestimmen. Das zusätzliche Kernkapital ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil der Kapitalstruktur der europäischen Banken.

Analyse von Bloomberg Intelligence

Eine vollständige Abschreibung von zusätzlichen Tier-1-Anleihen (AT1), wie sie bei der Credit Suisse geschehen ist, ist nicht die Regel. Laut Bloomberg Intelligence sind die risikoreichen Anleihen der meisten anderen Banken in Europa und Großbritannien besser geschützt. Nur die AT1-Anleihen der Credit Suisse und des Schweizer Konkurrenten UBS haben eine Klausel in ihren Bedingungen, die eine dauerhafte Abschreibung ermöglicht, so BI Senior Credit Analyst Jeroen Julius. Andere große Banken in der Europäischen Union und in Großbritannien sind uneins darüber, ob sie eine vorübergehende Abschreibung von AT1-Anleihen oder eine Umwandlung in Eigenkapital zulassen. Bei diesen Mechanismen könnten die Inhaber von AT1-Anleihen besser vor einem vollständigen Verlust geschützt sein.

Nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, die von der Regierung vermittelt wurde, sind die risikoreichen Anleihen der Credit Suisse in Höhe von 16 Milliarden Schweizer Franken nun wertlos. Der Deal wird eine „vollständige Abschreibung“ der AT1-Anleihen auslösen, um das Kernkapital zu erhöhen, so die Schweizer Finanzaufsicht FINMA in einer Erklärung vom Sonntag.

Prüfung des Kleingedruckten bei anderen Bankanleihen

Die AT1-Anleihen anderer europäischer Banken stürzen heute ab, und die Anleger durchforsteten das Kleingedruckte ihrer Papiere, um herauszufinden, ob die Behörden in anderen Ländern das Gleiche wie in der Schweiz tun könnten. In einem typischen Abschreibungsszenario sind die Aktionäre die ersten, die einen Schlag einstecken müssen, bevor die AT1-Anleihen Verluste erleiden, wie auch die Credit Suisse in einer Präsentation für die Anleger kürzlich darlegte. Aus diesem Grund hat die Entscheidung, die risikoreichsten Schulden der Bank abzuschreiben – und nicht die Aktionäre – eine wütende Reaktion einiger AT1-Anleihegläubiger hervorgerufen.

Die Auslöschung hat den Markt für Bankfinanzierungen in Höhe von 275 Milliarden Dollar erschüttert. Goldman Sachs ist bereit, mit dem Handel von Forderungen aus AT1-Anleihen der Credit Suisse zu beginnen. Investoren in diesen Forderungen würden darauf wetten, dass sie letztendlich einen gewissen Wert zurückerhalten, möglicherweise durch einen Rechtsstreit. AT1-Anleihen wurden nach der globalen Finanzkrise eingeführt, um sicherzustellen, dass Verluste von den Anlegern und nicht von den Steuerzahlern getragen werden. Wenn der Markt für AT1-Neuemissionen wieder geöffnet wird, könnte die Umwandlung in Eigenkapital zum wichtigsten Mechanismus für die Verlustabsorption werden, um den Anlegern zu versichern, dass ihre Anlagen nicht vor den Aktionären vernichtet werden, so Julius von BI.

FMW/Bloomberg/EBA

Credit Suisse Logo
Credit Suisse Logo. Photographer: Pascal Mora/Bloomberg


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