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Bankenindex ist seit seinem Fünfjahreshoch am 28. Februar um 18% eingebrochen Bankenkrise: Banken-Aktien verlieren 1 Billionen Dollar in 1 Monat

Das fatale Signal bei der Credit Suisse-Übernahme

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Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS führt zu massiven Verlusten bei Aktionären der Banken, vor allem aber bei Haltern nachrangiger Anleihen – und verschärft damit die Bankenkrise noch weiter. Zeigten die Pleiten der Silicon Valley Bank und der Signature Bank in den USA, dass vor allem Aktionäre von Banken mit Totalverlust rechnen müssen, so verlieren in Europa mit dem Beispiel der Credit Suisse auch die Halter nachrangiger Anleihen ihr gesamtes Investment. Damit erreicht die Bankenkrise eine noch größere Dimension: Investoren fliehen aus Aktien von Banken sowie aus deren nachringigen Anleihen.

Bankenkrise: Bank-Aktien brechen weiter ein – in diesem Monat eine Billion Dollar an Marktkapitalisierung verloren

Bank-Aktien brachen am Montag ein, da die Anleger von der historischen Übernahme der Credit Suisse Group AG, die eine Klasse von Anleihegläubigern auslöschen wird, aufgeschreckt wurden, wie Bloomberg berichtet. Die weltweiten Finanzaktien haben damit alleine in diesem Monat eine Billion Dollar an Marktkapitalisierung verloren.

Im Rahmen der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS Group AG werden die Inhaber von Wertpapieren, die als zusätzliche Tier-1-Anleihen bekannt sind, vernichtet. Das könnte den Markt für Bankfinanzierungen – der ein Volumen von 275 Milliarden Dollar hat – ins Trudeln bringen. Die UBS-Aktie fiel um 7,2%, während die Aktie der Credit Suisse um 60% einbrach.

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Die epische Rallye der europäischen Bank-Aktien endete schnell

Bankenkrise: Banken müsssen neue Kapitalquellen erschließen

Dies lässt befürchten, dass die Banken neue Kapitalquellen erschließen müssen, wenn das Vertrauen in diese Wertpapiere verloren geht – zumal die bestehenden Bestände der Kreditgeber an solchen Schuldtiteln, die von anderen Banken begeben wurden, ebenfalls einen erheblichen Wertverlust erleiden könnten. Ganz allgemein trägt die Übernahme des 166 Jahre alten Schweizer Kreditinstituts zur Verunsicherung der Anleger bei, nachdem die Silicon Valley Bank und die Signature Bank in den USA diesen Monat in Konkurs gegangen sind.

Der Stoxx Europe 600 Banks Index gab um 11:10 Uhr in Paris um 1,6% nach, womit er einen Verlust von 6% fast ausglich. ING Groep NV und Société Générale SA gaben am meisten nach, während die US-Banken im vorbörslichen Handel fielen. AT1-Anleihen mehrerer europäischer Banken fielen um mehr als 10 Prozentpunkte. Ein Fonds, der in diese Wertpapiere investiert, der Invesco AT1 Capital Bond UCITS ETF, brach in London um 18% ein.

„Es handelt sich um ein unangenehmes Geschäft mit einer langen und unsicheren Abwicklung“, sagte Mikael Jacoby, Leiter des kontinentaleuropäischen Handels bei Oddo Securities in Paris. Im Bankensektor werden vielleicht einige „Bottom-Fisher“ Aktien kaufen, die als sicher gelten, aber global gesehen wird es negativ sein.

Von den 44 Titeln des Bankenindex Stoxx 600 gaben 41 nach, wobei ING um 4,5% und SocGen um 3,4% fielen. In Hongkong verzeichnete HSBC Holdings Plc mit 6,2% den stärksten Rückgang seit September 2022, und Standard Chartered Plc brach um 6% ein. Der Index hat in diesem Monat mehr als 200 Milliarden Euro (213 Milliarden Dollar) an Marktwert verloren, während der breiter gefasste MSCI-Index für weltweite Finanzwerte bis Freitag um eine Billion USD gefallen ist.

Bankenkrise: Bank-Aktien verlieren 1 Billionen Dollar

HSBC fällt auf den niedrigsten Stand seit Januar

Die Kreditinstitute an der Wall Street konnten ihre Verluste am späten Vormittag in Europa verringern. JPMorgan Chase & Co. und Wells Fargo & Co. fielen jeweils um 0,7%, während Bank of America Corp. und Citigroup Inc. unverändert blieben. Die First Republic Bank, die letzte Woche mit 30 Milliarden Dollar gerettet wurde, stürzt vorbörslich um 20% ab, nachdem sie bereits am Freitag ein Drittel ihres Wertes verloren hatte.

„Sicher ist, dass der Deal der Credit Suisse Auswirkungen auf den Anleihe- und Aktienmarkt haben wird, und wir wissen noch nicht, wie stark internationale und regionale Banken betroffen sind“, sagte Dickie Wong, Leiter der Forschungsabteilung bei Kingston Securities Ltd.

Die Banken waren von Ende September bis Ende Februar die besten Performer unter den europäischen Aktien, da steigende Zinssätze in einer immer noch wachsenden Wirtschaft die Rentabilität der Kreditvergabe förderten. Die Stimmung begann sich am 9. März zu trüben, als die Silicon Valley Bank zusammenbrach, gefolgt von dem Zusammenbruch der Aktien der Credit Suisse in der vergangenen Woche.

Der Stoxx 600 Bankenindex ist seit seinem Fünfjahreshoch am 28. Februar um 18% eingebrochen.

Unterdessen kündigten die Europäische Zentralbank, die US-Notenbank und vier weitere Zentralbanken am Sonntag koordinierte Maßnahmen zur Erhöhung der Liquidität in US-Dollar-Swap-Vereinbarungen an – der jüngste Versuch der Notenbanker, die wachsenden Spannungen im globalen Finanzsystem zu lindern.

Die Turbulenzen wecken nun Befürchtungen, dass es zu weitreichenden Auswirkungen auf die Wirtschaft kommen könnte. Der Stress im Bankensystem wird wahrscheinlich die Verfügbarkeit von Krediten einschränken und das Wachstum der Wirtschaft beeinträchtigen, so Michael Wilson, Chief US Equty Strategist bei Morgan Stanley, in einem Bericht.

„Die Übernahme der CS durch die UBS beseitigt unserer Ansicht nach unmittelbare Risiken für den Sektor, wirft aber auch Fragen auf“, schrieben Analysten der Jefferies Financial Group Inc. wie Flora Bocahut in einer Mitteilung. Die auf Null abgeschriebenen AT1-Anleihen der Credit Suisse könnten die Inhaber dieser Art von Wertpapieren bei anderen Banken verschrecken, schrieben sie.

FMW/Bloomberg

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1 Kommentar

  1. Die AT1 Anleihen oder besser bekannt als „Coco Bonds“ sind aus meiner Sicht als Anlageklasse tot. Das Problem denke ich ist ja nicht der Begriff nachrangig, sondern eher die Tatsache das sämtliche Forderungen einfach so ausgelöscht werden, und nicht mal die Chance bleibt ein wenig zu bekommen. Ich kann mir schon vorstellen das wir da noch Probleme sehen werden, weil Investoren jetzt natürlich logischerweise hinterfragen, ob ihre CoCo Investments überhaupt noch sinnvoll sind. Daraufhin könnte dann eine Verkaufswelle einsetzen, was wiederum Kapitalabzüge aus den Banken bedeutet.

    Die Thematik ist noch nicht durch!

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