Devisen

Das Euro-Paradox

Nein, der Euro ist nicht tot zu kriegen, da mag kommen was da wolle. Das Ganze ist ein klassisches Paradoxon: die EZB möchte eigentlich, dass der Euro schwächer wird, wegen der Deflation, pardon, niedrigen Inflation, und sie bewirkt durch ihre Politik faktisch das genaue Gegenteil.

Warum? Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens sorgt die Notenbank durch das von ihr installierte Schneeball-System dafür, dass sich die Banken auf die Anleihen der Euro-Peripherie stürzen – wir haben darüber gefühlt bereits 327 Artikel geschrieben. Stichwort: die EZB garantiert die Staatsanleihen, und die Staaten garantieren die EZB.

Aktuell aber gibt es noch einen weiteren Grund für die Euro-Stärke, und der ist das ganz große Paradox einer hilflosen Notenbank. Wie sich bereits herumgesprochen haben dürfte, überlegt die EZB eine Art QE, sprich Anleihekäufe. Noch ist zwar nicht klar, wie die Notenbank aktiv werden will, aber die Märkte spekulieren darauf, dass die EZB Staatsanleihen kaufen könnte. Entweder nach einem definierten Schlüssel, etwa der Anteil eines Landes am BIP der Eurozone. Das würde dazu führen, dass ca. die Hälfte der Anleihekäufe auf Deutschland und Frankreich entfallen würde. Oder, zweite Variante, nach Marktanteil der Staatsanleihen, was insbesondere Italien begünstigen würde, schließlich ist das Land der drittgrößte Verkäufer von Staatsanleihen weltweit. Das spricht für ein gewisses Verkäufertalent, wie es ansonsten wohl nur die Weltmeister im Schuldenverkauf, die USA, zeigen.

So oder so: die Investoren stürzen sich auf die Staatsanleihen, eben in der Erwartung, dass die EZB das Gleiche tun wird. Und jeder Trader weiß: wenn eine große Notenbank dieselbe Position hat wie man selbst, kann das nicht zum eigenen Schaden sein. Es sind insbesondere Investoren außerhalb der Eurozone, für die die derzeitigen Renditen spanischer, italienischer, portugiesischer Staatsanleihen immer noch attraktiv sind – alle bewegen sich derzeit zwischen 3 und 3,5%. Das ist für Japaner etwa geradezu eine Traumrendite, bekommt man doch für eine japanische Staatsanleihe nur einen Bruchteil davon – mal abgesehen von der Tatsache, dass Japan das mit Abstand am stärksten verschuldete Land weltweit ist (gemessen am BIP).

Also fließt munter Geld in den Euroraum – und verstärkt damit die Aufwärtsbewegung des Euro. Eine schreiende Ungerechtigkeit ist dieses Paradox für eine Notenbank, die zunehmend orientierungslos wirkt. Denn:

Die EZB ist als Notenbank die Kraft,

die stets das Gute will,

und das Böse schafft!



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