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Bedürfnis nach Absicherung groß Dax: Anleger trauen der Rally nicht so recht über den Weg

Kein Grund zur Panik?

DAX Anleger trauen Rally nicht
Foto: DAX Anleger trauen Rally nicht

Der DAX stieg in der letzten Woche +1,7% an und lag damit vor dem MDAX (+0,8%) und dem SDAX (+0,5%). Der DAX wird insbesondere von Industrieaktien, von Automobilaktien und Finanztiteln bevölkert. Gerade diese drei Gruppen profitierten diese Woche von den sinkenden Marktzinsen.

DAX: Starkes Bedüfnis nach Absicherung

Anleger, die sich über Monate auf andere Aktien konzentrierten, können diesen Anstieg nicht unbeschwert genießen. Unser Anlegersentiment ist trotz des Kursanstiegs von 1,6% in der Vorwoche auf 1,0% zurückgegangen. Die Selbstzufriedenheit bleibt mit +0,8% in Anbetracht dessen, dass wir im DAX nur wenige Punkte vom Allzeithoch entfernt sind, moderat. Ich habe den Eindruck, Anleger trauen der Rally dieser Woche nicht so recht über den Weg.

Die Zukunftserwartung bleibt mit einem Wert von +1,7% moderat positiv. Immerhin! Denn häufig genug ist es so, dass ein Kurssprung im DAX mit einer abnehmenden Zukunftserwartung beantwortet wird. Diese Woche zeigen sich hingegen Indizien dafür, dass der Anstieg länger anhalten könnte.

Gleichwohl geht die Investitionsbereitschaft von 1,7% in der Vorwoche auf das neutrale Niveau von 0,0% zurück. Wer jetzt noch nicht investiert ist, für den ist der Zug wohl in den Augen der Anleger abgefahren.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf -3% gefallen und zeigt eine zunehmende Absicherungsneigung an.

Auch dem Put/Call-Verhältnis der Eurex von 1,9% ist abzulesen, dass sich Anleger, in diesem Fall institutionelle Anleger, derzeit gegen fallende Kurse absichern.

In den USA zeigt das Put/Call-Verhältnis für US-Equities (Aktien) ein vergleichsweise hohes Interesse an Put-Absicherungen gegen fallende Kurse.

US-Fondsmanager reduzierten ihre Investitionsquote zwar gegenüber der Vorwoche von 104% auf 94%, bleiben damit jedoch vergleichsweise hoch investiert.

Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger stieg auf 27% an. Sowohl aus dem Lager der Bären als auch von den Neutralen sind Anleger in das Bullencamp übergesiedelt. Mit 49,2% erreicht das Bullenlager derzeit einen seiner höchsten Werte des Jahres.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 notiert mit 56% im neutralen Bereich.

Interpretation der DAX-Stimmung

Wenn man etwas heraustritt aus der täglichen, vielleicht stündlichen, Analyse der Aktienmärkte, dann sieht man die Entwicklungen der vergangenen Wochen durch die Brille der Wahlen in Europa und der Vorbereitungen in den USA. In Europa wurde der Rechtsruck in den Wahlen zum Europaparlament anschließend sowohl in Frankreich als auch in Großbritannien wieder relativiert. In den USA scheint ein seniler Präsident als schlimmer wahrgenommen zu werden als Donald Trump – erst recht nach dem gescheiterten Attentat. Doch die heiße Wahlphase in den USA startet erst und für die kommenden Monate erwarte ich gerade von dieser Seite noch einige Überraschungen.

Doch zurück zur Vogelperspektive: Die Temperaturen steigen, in den Portfolios der Fondsmanager schlummern schon ordentliche Buchgewinne für das laufende Jahr und nach den turbulenten Vorjahren möchten viele Anleger nun mal wieder einen unbeschwerten Sommer verleben. Unbeschwert hoffentlich von Turbulenzen an den Finanzmärkten.

Daher nutzen unserer Umfrage zufolge Anleger die aktuell guten Kurse im DAX, um sich gegen das Schlimmste abzusichern. Das bedeutet nicht, dass Anleger Angst vor einer negativen Entwicklung haben. Sie wollen einfach in den kommenden Sommerwochen ihre Ruhe haben. So würde ich die verhaltene Freude über den Kursanstieg dieser Woche interpretieren, sowie das gestiegene Interesse an Absicherungen gegen fallende Kurse, obwohl es keinen akuten Grund zur Angst und/ oder Panik gibt.

Damit dürften die Aktienindizes über den Sommer nach unten recht gut unterstützt sein. Aber auch nach oben fehlt es an Interesse, selbst wenn es Impulse seitens überraschender Nachrichten oder Konjunkturdaten gibt.

Soweit die Sicht der Profis, die sich dann im September wieder ein detailliertes Bild machen.

Leider können wir daraus nicht mit Sicherheit eine Seitwärtsbewegung an den Aktienmärkten ableiten. Vielmehr führt das zu erwartende dünne Handelsvolumen dazu, dass die Kurse einzelner Aktien stark ausschlagen können. Überraschungen bei Unternehmensmeldungen können zu Käufen oder Verkäufen der Privatanleger führen, die trotz ihrer vergleichsweise geringen Anlegersummen dann den Kurs deutlich bewegen.

Doch genau wie zum Jahreswechsel gilt auch für die Sommerwochen: Übertriebene Kursbewegungen werden dann Ende August/ Anfang September wieder korrigiert. Privatanleger, die den Sommer für sich nutzen wollen, können entsprechende Kursausschläge für Trades nutzen.

Zusätzlich laufen wir auf Quartalsberichte zu: Ab dem vergangenen Freitag hat die US-Berichtssaison aus dem Q2 2024 begonnen. Es lohnt sich in dieser Marktphase, die Zahlen und den anschließenden Managementbericht/ Analysten-Telko detailliert zu analysieren und sich eine Meinung zu bilden, da die Q2-Zahlen dieser Sommerwochen häufig genug erst nach dem Sommer zu entsprechenden Kursreaktionen führen. Mag also sein, dass gute Q-Zahlen nicht umgehend zu einem Kursanstieg führen, sondern erst in 6 Wochen.

Als Privatanleger können Sie sich also die Zeit für eine Analyse nehmen, ohne gegen die technologisch hochgerüsteten institutionellen Anleger unter Zeitdruck zu geraten.

Hinweis: „Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.“



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3 Kommentare

  1. Dax geht noch, aber der Nasdaq ist das komplette Irrenhaus……

  2. Ich merke nichts von einer Rotation im Nasdaq.
    Up to the moon…….

  3. was seit ca. 1,5 jahren passiert ist die abstruseste rally die vermutlich nicht nur ich bisher erlebt habe – und ich bin nicht erst seit gestern dabei. das ding beruht einzig und allein auf dem aufbau gigantischer computing-kapazitäten für die es bisher keine ernsthaften monetarisierbaren anwendungen gibt und die innerhalb kürzeste zeit – wie es bei IT eben so ist – auch noch veraltet sein werden. genannt wird das dann ki. ausserdem wird durch die kartellartige nicht-weitergabe der zinsvorteile an den kleinen sparer die finanzwirtschaft alimentiert sowie deren bilanzen durch die aushebelung von bisher geltenden regeln zu werthaltigkeit von anleihen geschönt obwohl klar ist, dass der kapitalmarktzins nicht mehr auf null zurückkehren wird. auch das scheint niemanden zu stören.

    alles andere was sich realwirtschaft nennt, stagniert bestenfalls und der konsument kämpft gegen reale inflation je nach warengruppe von 25-40% seit ende von corona und dem lohnwachstum von bestenfalls von der hälfte – also einem reallohneinbruch der selbst die entwicklung der letzten beiden jahrzehnte im enteignungsumfang in diesem kurzen zeitraum problemlos in den schatten stellt. (alters-) armut in gigantischem ausmaß wird in den nächsten jahrzehnten die folge sein, da man die inflation mit offziellen zahlen offensichtlich schönt, sie auch bewußt nicht ernsthaft bekämpft und somit auch die sparquoten ins bodenlose sinken werden.

    die indizes haben noch nie so wenig mit der realwirtschaft zu tun gehabt wie heute. mal sehen wie lange das b2b business insb. der großen techs noch darüber hinwegtäuschen kann, dass 90% der unternehmen praktisch kein gewinnwachstum mehr haben und auch noch fremdfinanzierungen in den nächsten quartalen zu ganz anderen kosten umzuschulden sein werden. ein crack-up boom par excellance. mal sehen wann der schwan vorbei kommt.

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