Indizes

Steigende Kurse in kommenden Wochen kaum möglich DAX: Cashquote extrem niedrig, wenig Aufwärtspotential

Gefährliche Ausgangslage

DAX extrem niedrige Cash-Quote gefährlich
Foto: BayView - Freepik.com

Die Erholung an den Aktienmärkten setzte sich auch diese Woche, wenngleich mit verminderter Geschwindigkeit, fort: Mit einem Wochenplus von 1,7% kletterte der DAX wieder in Schlagweite seines Allzeithochs. Im Wochenverlauf zeichnete sich immer weiter ab, dass die Inflationseindämmung ohne katastrophale Auswirkungen auf die Konjunktur geglückt ist. Und so verkündete US-Notenbankchef auf seiner Rede in Jackson Hole auch den erfolgreichen Abschluss der Inflationsbekämpfung an und lenkte den Blick auf die nun folgende Unterstützung der Geldpolitik für den Arbeitsmarkt.

Beim S&P 500 sieht es ganz ähnlich aus. Gelingt der Sprung auf neue Allzeithochs, oder handelt es sich nur um eine Zwischenerholung vor der nächsten Ausverkaufswelle? Schauen wir mal, wie das unsere Umfrageteilnehmer sehen.

DAX: Extrem niedrige Cash-Quote begrenzt Aufwärtspotential

Die gefährlich gute Laune der Vorwoche (+3,1%) ist auf 2,5% gesunken. Zwar freuen sich Anleger noch immer über die gute Performance an den Aktienmärkten, doch von Euphorie (ab +4%) ist man nun ein gutes Stück entfernt.

Die zum Monatswechsel bestehende Verunsicherung unter den Anlegern ist seit zwei Wochen verschwunden. Der Wert von +0,2% bestätigt die neutrale Verfassung der Vorwoche.

Mit einem Plus von fast 10% seit dem Crash-Tief vom Monatsbeginn legte der DAX eine beeindruckende Performance hin. Der seit vielen Wochen bestehende große Optimismus (4 Wochen lang Werte über 3%) mildert sich nunmehr leicht ab, wie der aktuelle Wert von +2,1% zeigt.

Und so ist auch die Investitionsbereitschaft schon wieder verschwunden, wie der Wert von 0,1% zeigt. Neue Investitionen werden nach der 10%-Rallye nicht angestrebt.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger sinkt auf -1%. Man sichert sich noch nicht wirklich gegen fallende Kurse ab. Augenscheinlich glaubt man, mit dem Crash vom Monatsbeginn nun erst einmal die Gefahren an den Aktienmärkten abgearbeitet bzw. eingepreist zu haben.

Das Put/Call-Verhältnis im DAX notiert mit einem Wert von 1,75 weiterhin auf extrem niedrigem Niveau. Auch die institutionellen Anleger, die sich vorzugsweise über die Eurex absichern, sehen noch keine besondere Notwendigkeit der Put-Absicherungen, sondern halten an ihren Long-Spekulationen fest.

An der CBOE steht das Put/Call-Verhältnis für Equities (Aktien) zwar nicht vergleichbar niedrig wie in Deutschland, doch auch in den USA überwiegen derzeit die Long-Spekulationen.

US-Fondsmanager hoben ihre Investitionsquote von 57% auf nunmehr 75% deutlich an. Somit wurden die aus den Verkäufen generierten Barmittel, die aufgrund des Crashs zunächst aus Vorsicht erhöht wurden, nun wieder in Aktienkäufe gesteckt. Bemerkenswert ist dabei, dass die Verkäufe erst nach dem Crash erfolgten. Sind die Rückkäufe der Aktien nunmehr ebenfalls zu spät?

Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger springt auf 28%punkte an. Mit 51,6% Bullenanteil ist das Bullenlager nahe seinem Jahreshöchstwert (30.12.23 bei 52,9%).

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 notiert mit einem Wert von 53% im neutralen Bereich. Der Short Range Oscillator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von +5% eine überkaufte Marktverfassung an. Zumindest kurzfristig ist also Vorsicht geboten.

Interpretation der DAX-Stimmung

Nein, weder das kurzfristige Sentiment noch die Selbstzufriedenheit deuten auf eine mögliche Feierlaune der Anleger hin. Dennoch würde ich die aktuelle Sentimentverfassung als weiterhin gefährlich für den DAX bezeichnen, wie sie eigentlich nur im Rahmen einer ausgelassenen Feier ist. Denn Anleger ignorieren derzeit alle Sicherheitsvorkehrungen.

Wie gefährlich das sein kann, zeigt diese Woche auf tragische Weise der Untergang der Luxusyacht Bayesian vor der sizilianischen Küste, dessen Eigner Milliardär Mike Lynch, der „Bill Gates Großbritanniens“, seinen Freispruch mit Freunden und Familie feierte. Im Feierrausch war er leichtes Opfer für – je nach Lesart – Unwetter oder böse Mächte.

Ähnlich unbekümmert kommt mir die aktuelle Stimmungslage vor, die wir mit unserer Umfrage diese Woche ermittelten. Es gibt kaum Absicherungen gegen fallende Kurse. Die 10%-Rallye der vergangenen Wochen wird wie selbstverständlich zur Kenntnis genommen, als habe man nichts anderes erwarten können.

Dabei zeigt der Crash Anfang August, ausgelöst durch die Auflösung des Yen Carry-Trades, wie anfällig die Aktienmärkte für finanzielle Schieflagen derzeit sind. Der Crash wird immerhin als der größte Ausverkauf in so kurzer Zeit seit Oktober 1987 bezeichnet.

Die gefährliche Ausgangslage aus Sicht der Sentimentanalyse, vor der ich vor einer Woche warnte, führte diese Woche noch nicht zu fallenden Kursen. Die Erholungsrallye verlangsamte sich, Anleger kratzen ihre letzten Kreuzer zusammen und investierten in den Aktienmarkt. Die Cashquote unserer Umfrageteilnehmer ist aktuell so niedrig wie zuvor nur dreimal in den Wochenanalysen der vergangenen 16 Jahre. In den beiden vorhergehenden Fällen, 2021 und Anfang diesen Jahres, folgten fallende Kurse im DAX. Sprich: Cash für weitere Käufe gibt es zumindest bei unseren Umfrageteilnehmern nicht.

Damit müsste die Rallye von hier an durch ausländische Investoren getrieben werden. Doch wie der Blick auf die Sentimentverfassung der USA zeigt, ist man auch dort bereits stark investiert und überschwänglich optimistisch.

Damit bleibt mir nichts anderes übrig, als eine kräftige Warnung auszusprechen: Steigende Kurse in den kommenden Wochen sind kaum mehr möglich. Wie stark ein möglicher Ausverkauf ausfallen würde, lässt sich schwer abschätzen, da Anleger nicht übermäßig auf steigende Kurse spekulieren, sondern sich lediglich langfristig für steigende Kurse positionierten. In jedem Fall ist es jedoch ratsam, die Cash-Polster zu erhöhen, um im Falle eines Ausverkaufs des DAX handlungsfähig zu sein: Schotten dicht, Segel reffen, Bug in den Wind stellen und wachsam sein.

Ölmarkt

Bereits seit einigen Wochen lassen die Sentimentindikatoren am Ölmarkt einen steigenden Ölpreis erwarten, doch dieser bleibt bislang aus. Mit einem Preis von 75 USD/Fass WTI notiert der Preis nahe seinem Jahrestief. Die OPEX+ lässt ihre Förderkürzungen demnächst auslaufen, das Angebot wird also wieder steigen. Im Nahen Osten verzeichnen die Friedensverhandlungen Fortschritte, so dass auch von dieser Seite her mit einer Entspannung zu rechnen ist. Dies alles spricht für weiter fallende Ölpreisnotierungen.

Auf der anderen Seite gab US-Notenbankchef Jay Powell nun Entwarnung, die Inflation sei besiegt und man könne den Leitzins wieder senken. Das wirkt sich positiv auf die Konjunkturerwartung aus und könnte somit die Nachfrage nach dem schwarzen Gold erhöhen. Gleichzeitig streichen Automobilhändler weltweit reihenweise ihre Elektroprojekte zusammen und verlängern den Bau von Verbrennermotoren. Ob das schon ausreicht, eine Ölpreisrallye loszutreten, ist fraglich. Doch vielleicht reicht es aus, um einen weiteren Ölpreisverfall zu verhindern, bis sich dann zu einem späteren Zeitpunkt die Nachfrage deutlich erholt?

In jedem Fall können wir die Ausgangslage als Warnung vor Spekulationen auf fallende Ölpreise verstehen. Wer auf steigende Notierungen setzen möchte, braucht ggfls. einen langen Atem.

Hinweis: „Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.“



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

1 Kommentar

  1. Moin, moin,

    wenn es nicht mehr aufwärts geht, dann eventuell wieder abwärts. Ob es weiter aufwärts geht oder abwärts ist m.E. egal Es ist wie immer die Wechselwirkung zwischen Einkauf und Verkauf. Habe ich mehr Käufer für meine Depotwerte oder bin ich mehr selbst der Käufer, um mein Depot (=Warenlager) wieder aufzufrischen. Weiter steigende Kurse geben mir bspw. die Gelegenheit hier und dort eine „Depotleiche“ (=zu teuer erworben) zu verkaufen und schnelle Kurseinbrüche bieten die Möglichkeit die eigenen Depotbestände wieder aufzufüllen.

    Fazit: Geht es rauf oder runter in den Kursen egal, entweder ich kaufe oder ich verkaufe. Wobei die Varianten 100% Cash bzw. 100% Bestände für mich zu vermeiden sind.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage