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Dax: Dividenden im Jahr 2020 – eine große Enttäuschung?

„Die Rente ist sicher“, so hatte einst ein deutscher Arbeitsminister Optimismus verbreitet. Sind Dividenden auch sicher in der Coronakrise?

Gerade beim Dax machen die Zahlungen von Dividenden einen Großteil der Performance aus. Ein Index, der eigentlich ein Exot im internationalen Vergleich ist, als Performanceindex unter lauter Kursindizes, die die Dividende nicht miteinrechnen. Doch was wird die weltumspannende Coronakrise mit der anstehenden Dividendensaison anrichten?

Wie ist in den letzten Monaten und Jahren nicht geworben worden, für dividendenstarke Aktien und Aktienfonds, die sich speziell auf hoch ausschüttende Dividendentitel konzentriert haben.

Wie zum Beispiel Fonds mit dem Zusatz Global Dividends oder Aristocrats.

Dividenden, ein Fallschirm in der Krise?

Bevor wir einen Blick auf die Dividendensaison beim Dax werfen, zunächst ein Blick auf den Weltindex und seine Performance im Vergleich zum Dividendenindex. Da könnte man zunächst etwas enttäuscht sein, denn der MSCI World hat in einem Zeitraum von 10 Jahren seit der Finanzkrise um gut ein Prozent pro Jahr besser abgeschnitten, als der globale Dividendenindex MSCI World High Dividend Yield. Und wie war es während der Baisse in der Finanzkrise?

Gab es da den berühmten Puffer beim Absturz der Kurse? Nein, der so genannte „Drawdown“ war beim Dividendenfonds mit minus 55 Prozent in ähnlicher Fallhöhe wie beim allgemeinen Weltfonds. Die Bankaktien, die vor der Krise hohe Dividenden ausgeschüttet hatten, gaben nach der Lehman-Pleite besonders deutlich nach.

Dax: Die Dividenden im Jahr 2020

Nach 37 Milliarden Euro im Jahr 2018 und 38 Milliarden 2019 hoffte man auch 2020 auf eine ähnliche hohe Ausschüttung der Ausschüttungen von im Dax gelisteten Konzernen – bisher. Diese vier Prozent Dividendenrendite sind für den deutschen Performanceindex das Salz in der Suppe. Ohne diese wäre er eine Krücke.

Denn seit seinem Start im Jahr 1988 summiert sich das zusätzliche Plus des normalen Dax gegenüber dem international üblichen Kursindex – also mit Einberechnung der Dividenden – auf 124 Prozent. Am Anschaulichsten sieht man den Vergleich seit der Jahrtausendwende: Damals erreichte der „Performance-Dax“ am Höhepunkt der Dotcom-Blase 8069 Punkte, der Kursdax notierte bei 6266 Punkten. Am gestrigen Tag schloss der deutsche Leitindex bei 9570 Punkten, sein dividendenloser Bruder bei 4255 Punkten, also über 2000 Punkte tiefer als vor 20 Jahren. Mit Kursgewinnen allein könnte man unser Börsenbarometer also vergessen.

Die Spuren des Coronavirus beim Dax

Was ist also für 2020 für Dividenden beim Dax zu erwarten – einem Jahr, in dem es in Deutschland vermutlich die größte Rezession in der Nachkriegszeit geben wird? Selbst Bundeswirtschaftsminister Altmaier sprach gestern schon von einem möglichen Wirtschaftseinbruch von minus acht Prozent. Von den erwarteten 37 Milliarden Euro kann man sich sicherlich verabschieden. Die Dividende gestrichen haben bereits die Luftfahrtkonzerne Lufthansa und MTU. Klar, dass die Fluggesellschaft mit dem Kranich, die bisher bis zu sechs Prozent Dividende gezahlt hat, auf eine Ausschüttung verzichten muss, wenn man gleichzeitig Staatshilfe beantragt. Drastische Kürzungen gibt es bei den Autobauern BMW und insbesondere bei Daimler. Dass die Deutsche Bank auch in diesem Jahr keine Dividende zahlt ist keine Überraschung, beim M-Dax-Wert Commerzbank ist davon auszugehen.

MTU ist ein Beispiel dafür, was in den nächsten Wochen noch passieren könnte. Denn noch nie gab es eine vergleichbare Situation im Dax, dass Unternehmen bereits angekündigte Dividenden wieder gestrichen haben, nicht einmal 2008 in der Schockstarre nach der Lehman-Pleite.

Interessant wird die weitere Entwicklung um den Spezialchemiekonzern Covestro sein, der mit 8,5 Prozent derzeit die höchste Dividendenrendite erreicht. Dass dies so kommt, wird mit jedem Tag unwahrscheinlicher.

Es sind derzeit noch zwölf Unternehmen im Dax, die ihren Aktionären mehr als eine Milliarde Euro an Dividenden ausschütten wollen: an der Spitze die Allianz mit vier Milliarden Euro, gefolgt von Volkswagen mit 3,2 und Siemens mit 3,1 Milliarden. Doch bleibt es angesichts der Coronakrise tatsächlich bei den Versprechen?

Je später die Jahreshauptversammlungen stattfinden (in welcher Form auch immer im Jahr 2020), desto mehr steht bereits das laufende Geschäftsjahr im Fokus der Aktionäre und des Managements, so die Feststellung von Analysten.

Denn die Liquidität geht schnell verloren, wenn in der Krise die Einnahmen mit einem Mal ausbleiben, aber die Kosten gleichzeitig nicht sinken. Ähnliches gab es auch vor 12 Jahren in der Finanzkrise. Die Unternehmen werden ihre Verschuldung erhöhen und auch Kapitalerhöhungen durchführen müssen. Zur Stärkung des Eigenkapitals ist der ungeliebte Ausfall oder auch eine Kürzung von Ausschüttungen hierbei eine unausbleibliche Maßnahme.

Fazit

„Die Rente ist sicher“, so hatte einst ein deutscher Arbeitsminister Optimismus verbreitet. In der Welt der Fondsanbieter klingt das in etwa so: „Wollen sie auf Nummer sicher gehen, dann kaufen sie substanzstarke Titel!“

Die jetzige Coronakrise zeigt, das vieles eben nicht sicher ist und auch an den Kapitalmärkten Dinge passieren können, die man vorher als unmöglich angesehen hätte. Weltweit Anleihen im Minuszinsbereich in Billionenhöhe, Rettungspakete in fast zweistelligem Bilionenbereich und das was fast schon harmlos klingt: Der Ausfall von Dividendenzahlungen bei Unternehmen aus dem Dax, auch wenn der ausschüttende Konzern ein Jahrzehnt und länger äußerst zuverlässlich war. Der „Schwarze Schwan“, ein unvorhersehbares Ereignis mit unvorhersehbaren Auswirkungen in Gestalt von Covid-19 bringt vieles durcheinander, sicherlich noch eine ganze Weile.

Man sollte aber nicht zu pessimistisch in die Zukunft blicken. Die Kapitalmärkte haben bereits 228 Staatspleiten seit dem Jahr 1800 (7-mal Deutschland) erlebt und auch mehrere Pandemien.

VOn Unternehmen aus dem Dax dürften in diesem Jahr deutlich weniger Dividenden ausgeschüttet werden



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