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Wer liegt hier falsch? Dax-KGV bei 13 auch dank „billigen“ Autos und Banken

Der Dax ist mit einem erwarteten KGV von 13 zu haben. Vor allem "billige" Auto- und Bankaktien ziehen den Schnitt runter.

Börsenkurse
Grafik: user8818949-Freepik.com

Der Dax ist mit Blick auf die nächsten zwölf Monate bewertet mit einem KGV von 12,77 (Kurs-Gewinn-Verhältnis). Die Gewinnerwartungen des Marktes besagen also, dass man derzeit die Dax-Aktien (im Schnitt) zum 13fachen Jahresgewinn kaufen kann. Es gibt keine offiziellen Werte, aber allgemein sagt man: KGV-Werte unter 10 sind richtig billig, unter 15 ist es ein guter Wert für Käufer, unter 20 ist die Bewertung gerade noch in Ordnung. Und wer bei 13 kauft, macht auf lange Sicht kaum etwas verkehrt?

Dax-KGV bei 12,77 auch dank Bankaktien

In gewissen Abständen checken wir die Bewertungen, und fragen uns seit einigen Monaten: Wer liegt hier falsch? Die Analysten oder die Anleger? Vor allem zwei Aktiengruppen sorgen dafür, dass der Dax so günstig bewertet ist, trotz relativ hohem Kursniveau im Index. Einerseits sind da die Banken. Deutsche Bank und Commerzbank sind aktuell für die kommenden zwölf Monate mit einem erwarteten KGV von 4,82 und 6,5 zu haben, wenn man jetzt die Aktien kauft, und an die Analystenerwartungen glaubt. Denn in der Theorie bedeutet so ein Wert von 4,82, dass man bei voller Dividendenausschüttung und ohne Steuern nach 4,82 Jahren seinen Kaufpreis für die Aktie wieder reingeholt hat, nur durch den Jahresgewinn pro Aktie. Das ist ein verdammt billige Bewertung. Aber die Anleger? Die sehen derzeit, dass die Phase hoher Zinsen sich bei der EZB in eine Phase sinkender Zinsen umgedreht hat, was wohl die hohen Zinsgewinne der Banken demnächst schmälern dürfte. Deswegen scheut man aktuell vermutlich den Kauf von Bankaktien, weswegen die KGV-Werte so niedrig bleiben. Rein optisch ist das für den Dax eine gute Sache, denn die beiden Bankaktien ziehen damit den KGV-Schnitt im Index nach unten.

Spottbillige Autobauer

Wichtiger sind die Autobauer! Volkswagen ist aktuell mit einem erwarteten KGV für das Gesamtjahr 2024 von sage und schreibe 3,32 zu haben. Bei Mercedes-Benz ist es ein Wert von 5,05, bei BMW 4,93, bei Daimler Truck 7,8, bei Porsche 2,49. Rein bewertungstechnisch sind das mehr als Schnäppchen für Neukäufer – wie gesagt, wenn man an die hohen Gewinnerwartungen glaubt. Die Anleger aber scheuen auch bei den Autoaktien den Einstieg. Deswegen sind die Kurse so niedrig, und diese spottbilligen KGV-Werte ziehen den KGV-Wert für den Dax runter, weswegen man für den Index einen Wert von 12,77 sieht. Über die spottbilligen KGVs der Autohersteller sieht man weiterhin hohe Gewinnerwartungen der Analystengemeinde, und gleichzeitig eine hohe Skepsis der Anleger für die zukünftige Geschäftsentwicklung der Autobauer.

Schaut man auf die Analystenerwartungen beispielsweise bei Volkswagen, sieht man nach 34,94 Euro Gewinn pro Aktie im letzten Jahr für 2024 28,58 Euro. Für die Jahre danach liegen die Erwartungen bei 32 Euro, 35 Euro und 36 Euro. Haben die Analysten recht, verdient Volkswagen also weiterhin viel Geld, nur die (ignoranten?) Anleger wollen nicht erkennen, welch Schnäppchen ihnen da entgeht? Volkswagen hatte vor wenigen Tagen laut Quartalsmeldung mit weniger Auslieferungen und Restrukturierungskosten zu kämpfen. Jüngste ifo-Aussagen zeigen, dass sich die Lage für die deutschen Autobauer weiter verschlechtert – ifo spricht sogar davon, dass die Autoindustrie weiter in die Krise schlittert. Haben also die Anleger recht, und die Gewinnsituation der Autobauer wird sich verschlechtern, was deren KGV-Werte in die Höhe treiben wird?

Und sonst?

Natürlich hat der jüngste Rückgang im Dax vom Rekordhoch von 18.892 Punkten auf aktuell 17.654 Punkte mitgeholfen, die KGV-Bewertung im Index zu verbilligen. Und man sollte auch erwähnen: Andere Unternehmen im Dax steigern ihre Gewinne und haben auch weiterhin hohe Gewinnaussichten mit guten Geschäftsmodellen, was die zukünftigen KGV-Bewertungen bei steigenden Kursen niedrig halten kann.

Chart zeigt Dax-Verlauf der letzten zwölf Monate Chart zeigt Dax-Verlauf der letzten zwölf Monate.

Risikohinweis: Der Handel mit Wertpapieren und Finanzinstrumenten kann Ihr Kapital erheblichen Risiken aussetzen, unter Umständen auch über das eingesetzte Kapital hinaus. Trading ist nicht für jeden geeignet. Vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Performance. Die hier gezeigten Analysen stellen keine Anlageberatung dar und sind daher auch keine Empfehlung zum Kauf bzw. zum Verkauf eines Wertpapiers, eines Terminkontraktes oder eines sonstigen Finanzinstrumentes. Die bereitgestellten Analysen sind ausschließlich zur Information bestimmt und können ein individuelles Beratungsgespräch nicht ersetzen. Eine Haftung für mittelbare und unmittelbare Folgen aus diesen Vorschlägen ist somit ausgeschlossen.

FMW mit Daten aus Bloomberg Terminal



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2 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Die niedrigen KGVs haben nichts zu sagen, vor der Finanzkrise verdienten die deutschen Finanz- Institute gut, hatten alle KGVs von unter 10…trotzdem riss es diese in der Krise mit…

    Das Gleiche im Dot Com Crash…

    Man kann halt nicht in die Bücher gucken….Die Quartalszahlen sind wenig aussagekräftig….

    Denn ob sich Risiken in den Bilanzen befinden, erfährt man erst in der Krise…

  2. Andreas Beck stellt dazu immer die Frage: „Welche Informationen haben sie, die der Markt nicht schon besitzt?“ Die Antwort ist in 99,99% der Fälle: „Keine“, also ist der Kurs marktgerecht. Risiko und Chance halten sich eben die Waage, auch bei einem KGV von knapp 5.

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