FMW-Redaktion
Die EZB gibt sich sehr viel Mühe und kauft und kauft. Die Theorie lautet: wenn wir Anleihen kaufen (also QE betreiben), sorgt das für Inflation. So sagte einst, voller Siegszuversicht, der Chefvolkswirt der EZB, Praet:
„Wenn man Geld druckt, bekommt man immer Inflation. Immer“.
Nicht immer. So fielen heute die EU-Verbaucherpreise in der Vorabschätzung auf -0,2%. Und das trotz der Tatsache, dass die EZB seit Beginn des QE im Jahr 2015 nun 670 Milliarden Euro investiert hat – mit sichtbar großem Erfolg! Die EZB würde nun sicher argumentieren: hätten wir nichts getan, wäre es noch deutlich schlimmer gekommen. Aber diese Argumentation ist logisch nicht zulässig, weil sie außer Acht läßt, dass die Anleihekäufe wahrscheinlich nichts, aber auch gar nichts an den deflationären Grundtendenzen ändern können. Diese entstehen einerseits durch demografische Faktoren, andererseits durch den globalen Druck, der von der fortschreitenden Automatisierungstechnik ausgeht. Vielleicht entsteht eine verdeckte Inflation, etwa sichtbar beim massiven Anstieg der Immobilienpreise in Deutschland in Großstädten – aber das ist kein in ganz Europa zu beobachtendes Phänomen.
Einen Effekt aber hat das QE der EZB bei gleichzeitig fallenden Preisen: die deutschen Staatsaleihen verbuchen Tag für Tag neue Allzeittiefs bei der Rendite. So fällt die Rendite der 2-jährigen deutsche Staatsanleihe heute auf ein neues Allzeittief bei -0,56%:
Germany's 2y yields hit fresh life-time low of -0.56% as pressure on #ECB rises after Eurozone turned into deflation pic.twitter.com/ZvSvV7czpk
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) February 29, 2016
Während die Bilanzsumme der EZB stetig zulegt, fällt die Inflation weiter:
Slap in the face: #ECB's QE has failed as #Eurozone back in deflation again. https://t.co/EiiFgXUFbf pic.twitter.com/M4PsqB49d4
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) February 29, 2016
Ein großartiges Ergebnis der EZB-Politik! Heute dann wieder Historisches: nun sind alle deutschen Staatsanleihen bis inklusive derjenigen mit Laufzeit 9 Jahren im Negativbereich:
#Germany 9y yields turn negative. Hits fresh life-time low at -0.012% pic.twitter.com/6fFBIkEVKv
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) February 29, 2016
Als nächstes ist also dann die 10-jährige deutsche Staatsanleihe dran, der Bund. Diese Anleihe gilt als Richtschnur, als Benchmark für den gesamten europäischen Anleihemarkt. Sollte die Rendite des Bundes bald negativ werden, ist der Wahnsinn dann komplett – in Japan ist das bereits bei der 10-jährigen der Fall.
All das bedeutet: die Erwartungen an die EZB sind inzwischen gigantisch! Sollte sie eben diese Erwartungen enttäuschen, macht es „bums“ – nicht nur an den Anleihemärkten. Denn dann müßten die Märkte etwas auspreisen, was längst eingepreist ist.
Noch zehnmal schlafen, liebe Kinder – dann ist der Zauberer Draghi an der Reihe und muß liefern. Und das dann aus dem Hut gezauberte Kaninchen muß gigantisch groß sein – sonst sind die Kinder wieder ganz böse. So wie im Dezember letzten Jahres. Bis dahin darf der Wahnsinn aber erst einmal weiter gehen..
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