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Deutsche Autoindustrie: Aktuelle Kennzahlen zeigen Schwachstellen auf

Im Ausland haben deutsche Autos lange Zeit einen hoch angesehenen Ruf genießen können. Deutsche Fahrzeuge versprachen in erster Linie eins: Qualität. Doch die Automobilindustrie in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren einigen unangenehmen Situationen ausgesetzt sehen müssen. Hat der Abgasskandal, der sich gleich auf mehrere Hersteller ausgeweitet hatte, seine Spuren hinterlassen und sich auf Umsatzzahlen ausgewirkt? Wie gestaltet sich aktuell die Finanz- und Auftragslage der großen Aushängeschilder der deutschen Industrie?

2015 sorgte der VW-Konzern weltweit für Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass die für Abgastests eingesetzte Software manipuliert war und falsche Abgaswerte lieferte. Im vergangenen Jahr musste VW über 4 Milliarden US-Dollar Schadensersatz an die USA zahlen, zu denen noch Rechtskosten von schätzungsweise 25 Milliarden Euro hinzukommen werden. Auf dem deutschen Markt waren die Auswirkungen des Skandals ebenfalls deutlich zu spüren, so dass die Verkaufszahlen von Diesel betriebenen Fahrzeugen um etwa ein Drittel zurückgingen. Doch insgesamt scheint die Affäre dem Konzern, unter dessen Dach auch Porsche, Audi, Skoda und weitere bedeutende Marken gebaut werden, keinen allzu intensiven Schaden zugefügt zu haben. In 2017 konnte das Unternehmen mit 10,7 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen und einem Umsatz von 230 Milliarden Euro eine Verbesserung zum Vorjahr verzeichnen. Der VW-Konzern steht damit im weltweiten Vergleich als erfolgreichster Autohersteller an der Spitzenposition. Ob 2018 sich genauso positiv gestalten wird, bleibt fraglich, da VW aktuell von erheblichen Engpässen bei der Belieferung ausgeht. Aufgrund der manipulierten Abgaswerte müssen neue Fahrzeuge seit September 2018 nach dem Testverfahren WLTP geprüft werden. Doch die entsprechenden Prüfstände verfügen nicht über ausreichend Kapazitäten, um dem Andrang an Neufahrzeugen gerecht zu werden. Trotz eines starken ersten Halbjahres mit 119,4 Milliarden Euro Umsatzerlösen wird das Gesamtergebnis vermutlich weniger zufriedenstellend ausfallen.


„Volkswagen Multivan Executive 2018“ (CC BY 2.0) by Janitors

Der Abgasskandal hat sich auch auf die Daimler AG erstreckt. Bestimmte Diesel-Modelle der Marke Mercedes Benz sollen mit unzulässigen Abschalteinrichtungen bei der Abgasreinigung versehen worden sein. Es ist davon auszugehen, dass mindestens 700.000 der Mercedes Fahrzeuge zurückgerufen werden müssen. Allein in Deutschland sind 238.000 Autos betroffen. Daher ist auch bei dem Stuttgarter Konzern mit einem weniger vielversprechenden Geschäftsjahr zu rechnen. Der Umsatz im 1. Quartal dieses Jahres lag zwar noch über dem Ergebnis des Vorjahresquartals, doch schon das zweite Quartal lieferte ein entgegengesetztes Resultat. Nachdem Mercedes die letzten Jahre von Verkaufsrekorden zehren konnte, wendete sich mit der Diesel-Rückrufaktion das Blatt. Im Monat Juli 2018 verkaufte Mercedes lediglich 167.500 Fahrzeuge, was im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 8% bedeutet. Daimler muss sich ebenso wie VW an die neuen Anforderungen bei Abgasprüfungen halten, so dass die Hemmnisse bei der Fahrzeug-Auslieferung ein zusätzliches Minus bescheren werden. In 2017 erwirtschaftete Daimler einen Umsatz von 164 Milliarden Euro.


„Mercedes-AMG GT C Roadster“ (CC BY-SA 2.0) by Alexandre Prévot

Wie steht es um den Automobil-Produzenten BMW? Im Jahr 2017 hat der bayrische Konzern gut 98 Milliarden Euro Umsatz erzielen können. Für das erste Halbjahr 2018 kann BMW mit insgesamt 1,25 Millionen verkauften Fahrzeugen auf höhere Absatzzahlen gegenüber dem Vorjahr blicken. Jedoch liegt das Umsatzergebnis der ersten Jahreshälfte um 4% unter den Zahlen von 2017. Der Grund dafür ist auf Währungsschwankungen hinsichtlich des starken Euros zurückzuführen. Auch wenn die Wettbewerber VW und Daimler wesentlich höhere Umsatzergebnisse widerspiegeln, so zählt letzten Endes der Gewinn eines Unternehmens und in diesem Bereich hat BMW momentan die Nase vorn. Unter den 16 führenden Automobilherstellern konnte BMW zu Beginn dieses Jahres erneut als profitabelster Konzern der Welt hervorgehen.



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3 Kommentare

  1. Oh Gott, wie mir doch die Hersteller ob ihrer Umsatzrückgänge und der Probleme wegen der Abgastestverfahren leid tun! Politik und Staatsanwaltschaft halten schützend die Hand über die „Heilige Kuh“,oder sollte ich sagen über dem Verdacht nach „Gewerbsmäßige Betrüger“ (es gilt aber selbstverständlich die Unschuldsvermutung). Ja, man versucht sogar die Benützer von Diesel EURO 4, 5 Norm durch sog. „Sonder-Rabattaktionen“ dazu zu bringen diese Autos gegen neue auszutauschen. Genau so verstehe ich, dass vor dem Gesetz alle gleich sind (manche eben ein bischen gleicher) und, wie immer, am Ende der Bürger (in diesem Falle der Autobesitzer) die Zeche bezahlt! Ich hoffe nur, dass die GROKO auch einmal die Zeche bezahlen wird müssen-und nicht nur für dieses Ungeheuerlichkeit!

  2. Ich arbeite für AUDI. Klar, wie in der Finanzindustrie und Pharma, man verdient sehr gut. Aber man rödelt auch für dies Geld wie blöd. Die Gewinnmargen werden immer kleiner, der Kampf mit dem immer größer werdendem Heer der Controller immer schlimmer, aggressiver. Jeder kämpft um jeden Cent. Die Leute verdienen zwar sehr gut, aber haben nichts davon. Frau läuft davon, sie sehen ihr Haus nur selten und wenn,denken sie an Probleme der Arbeit und schlafen nicht mehr. Einige sind in Behandlung. …

    Das nur als Info an alle die, die es ihnen neiden.

    1. Bei den Zulieferern sieht es auch nicht besser aus, die muessen ja mit sparen und das teilweise noch härter.

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