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Deutsche Bank könnte sich in den UniCredit-Commerzbank-Deal einmischen

Die Deutsche Bank sondiert offenbar, ob und wie sie die UniCredit-Kaufpläne für die Commerzbank torpedieren könnte.

Christian Sewing
Christian Sewing. Foto: Liesa Johannssen/Bloomberg

Die UniCredit hat jüngst 9 % an der Commerzbank gekauft, und das offenbar unwissentlich mit staatlicher Unterstützung. Würde die UniCredit die Commerzbank schlucken, dann würde das de facto bedeuten: HypoVereinsbank, ehemals Dresdner Bank und Commerzbank sind eine einzige große Bank, die von Mailand aus geleitet wird. Denn vor Jahren ging die Dresdner in der Commerzbank auf, und die HypoVereinsbank verschwand und dem Schirm der Italiener, und wurde entkernt. Man agiert jetzt quasi als Werkbank der Zentrale in Mailand. Die Deutsche Bank hätte bei einem Kauf der Commerzbank durch die UniCredit einen Mega-Gegenspieler am deutschen Markt. Wird sie intervenieren, wird sie die Italiener stoppen?

Würde es der deutschen Bundesregierung auch nur all zu recht sein, wenn die Deutsche Bank den Italienern dazwischen funkt? Denn bei einer Übernahme aus Mailand würde mit der Deutschen Bank nur noch eine einzige deutsche Großbank übrig bleiben, bei der die Entscheidungen in Deutschland getroffen werden. Die Politik in Berlin hätte dann quasi nur noch diesen einen Ansprechpartner mit Weltgeltung im Banking. Auch wenn die Deutsche Bank bisher schon der Platzhirsch für die Politik in Berlin war – auch wenn Ackermann und Co früher schon im Kanzleramt die Banker des Vertrauens waren: Nur noch eine eigenständige Großbank in Deutschland, das wäre für die deutsche Finanz-Staatsraison dann doch zu wenig?

Deutsche Bank sondiert Optionen um die Commerzbank

Die Deutsche Bank sondiert dem Vernehmen nach Optionen, ob und wie sie der UniCredit die Übernahme der Commerzbank erschweren könnte. Die Mutter der Münchner HypoVereinsbank könnte ansonsten auf dem deutschen Markt zu einem großen Wettbewerber werden. Wie laut Bloomberg aktuell zu hören ist, hat Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing in den vergangenen Tagen mit der Führungsetage seiner Bank die Lage analysiert. Zur Sprache kam dabei unter anderem die Möglichkeit, den verbliebenen Staatsanteil von 12% ganz oder teilweise zu erwerben.

Deutsche Bank im Vergleich zu Commerzbank und UniCredit beim Volumen der Einlagen

Die Deutsche Bank sei derzeit gegen eine Übernahme der Commerzbank, hieß es. Es könnte auch sein, dass das Institut sich letztlich entscheiden wird, nicht auf eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch UniCredit zu reagieren, berichteten mit den Erwägungen vertraute Personen. Ein Sprecher der Deutschen Bank lehnte eine Stellungnahme ab.

UniCredit hatte vergangene Woche eine Beteiligung von 9 % an der Commerzbank offengelegt. Bankchef Andrea Orcel erklärte anschließend im Interview mit Bloomberg-TV, er sei auch für eine vollständige Übernahme des Instituts offen. Die Bundesregierung wurde dem Vernehmen nach vom Commerzbank-Vorstoß der Mailänder auf dem falschen Fuß erwischt. Sie hatte bei der Re-Privatisierung des Staatsanteils wohl nicht mit einem strategischen Investor gerechnet.

Kommentar

FMW: UniCredit-Chef Orcel sagt aktuell in einem Handelsblatt-Interview, eine Übernahme sei die beste Lösung für beide Institute. Damit wird immer deutlicher erkennbar, dass die Italiener in der Tat den Kauf der Commerzbank im Sinn haben, und nicht nur eine kleine nette Finanz-Investition. Könnte die Bundesregierung die Deutsche Bank inoffiziell darum bitten, die Übernahme durch die UniCredit durch Aufkäufe von Commerzbank-Aktien zu torpedieren? Denkbar wäre es.

Grafik vergleicht die Entwicklung der Deutsche Bank-Aktie mit der UniCredit und der Commerzbank Die Performance mit Blick auf die letzten zehn Jahre fällt höchst unterschiedlich aus: Während die Deutsche Bank-Aktie um 40 % sank, stieg die Commerzbank um 22,5 %, die UniCredit aber konnte um 163 % zulegen.

FMW/Bloomberg



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