Gerade erst hatte einer der bekanntesten Bären an der Wall Street für den S&P 500 für dieses Jahr einen Einbruch um 17 % prognostiziert. Auch große Banken wie JPMorgan oder Stanley sind für für US-Aktien eher pessimistisch eingestellt. Ihre Kollegen von der Deutschen Bank sehen das aber nicht so – ein Team unter der Leitung von Binky Chadha hält laut Bloomberg an seiner Ansicht fest, dass der S&P 500 bis zum Ende des ersten Quartals auf 4.500 Punkte steigen kann, was etwa 12 % über dem derzeitigen Niveau liegt, bevor er inmitten einer wirtschaftlichen Kontraktion dann einbricht. Und das, obwohl der Benchmark auf seinen besten Januar seit 2019 zusteuert.
„Wir sind der Ansicht, dass die Rallye noch weiter gehen kann“, schrieben die Strategen in einer Notiz. „Während eine Reihe von Frühindikatoren steil gefallen sind und die Alarmglocken läuten, gibt es mehrere Gründe für ein weiteres Hinausschieben des Zeitpunkts einer möglichen Rezession“. Dazu gehören starke Haushalts- und Unternehmensbilanzen, die Zurückhaltung bei der Entlassung von Mitarbeitern, und die zu Beginn der Pandemie angesammelten überschüssigen Ersparnisse, so die Experten.
Positionierungszwang im S&P 500 ?
„Ich würde das nicht unbedingt als eine optimistische Einschätzung der Fundamentaldaten bezeichnen. Der Hauptgrund für die Rallye ist unserer Meinung nach ein Positionierungszwang“, sagte Chadha in einem separaten Interview auf Bloomberg TV am Mittwoch. Der kurzfristige Ausblick der Deutschen Bank auf eine kräftige Rallye bei US-Aktien wird zunehmend isoliert. Marko Kolanovic von JPMorgan warnte, dass die Aktienrallye im neuen Jahr mit einer wirtschaftlichen Verlangsamung kollidieren wird. Auch Michael Wilson von Morgan Stanley erwartet ein schwieriges Jahr 2023, da die US-Wirtschaft unter einer Gewinnrezession leidet, bevor sich die Aktien 2024 erholen.
Hin und her in 2023 ?
Strategen bevorzugen zunehmend alternative Regionen aufgrund günstigerer Bewertungen und des Engagements bei der Wiedereröffnung Chinas. Chadhas Team bei der Deutschen Bank geht davon aus, dass der S&P 500 zu Beginn der Rezession deutlich fallen wird, bevor er sich bis Ende des Jahres wieder auf 4.500 Punkte erholt. Der Stratege sagte, dass der S&P 500 bis auf 3.250 fallen kann – ein Minus von 19 % gegenüber dem Schlusskurs vom Mittwoch.
„Ein sehr wichtiger Aspekt des Rezessions-Playbooks, den man im Hinterkopf behalten sollte, wenn man über einen Zeitraum von 12 Monaten hinaus denkt, ist, dass Aktien etwa in der Mitte des Jahres ihren Tiefpunkt erreichen“, sagte er auf Bloomberg TV. „Sie werden im vierten Quartal wieder ansteigen. Das Team der Deutschen Bank hatte die Rallye im ersten Quartal bereits im November vorausgesagt, obwohl sich ihr Ziel für das Jahresende 2022 nicht erfüllte: Der Leitindex beendete das Jahr bei 3.839,50 Punkten, während sie 4.750 Punkte prognostiziert hatten.
FMW/Bloomberg
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