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Deutsche Bank und Sparkassen erhöhen Kredit-Risikovorsorge

Deutsche Bank und Südwest-Sparkassen erhöhen ihre Kredit-Risikorückstellungen deutlich, aber aus verschiedenen Gründen.

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Sparkassen-Logo: Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Aktuell ist an der Börse die Lage ziemlich angespannt bei Bankaktien. In den letzten 24 Stunden crashten zwei Bankaktien, eine in den USA mit -38 %, eine in Japan mit -21 %. Eher weniger bekannte Banken taumeln wegen Problemkrediten bei US-Gewerbeimmobilien. Heute wird bekannt, dass die Deutsche Bank auch wegen US-Gewerbeimmobilien ihre Rückstellungen für Kreditausfälle verfierfacht. Und Sparkassen in Baden-Württemberg haben laut heutiger Verlautbarung in letzten Jahr ihre Risikovorsorge für Kredite verdreifacht, aber nicht wegen Problemen in den USA, sondern wegen erhöhten Risiken hierzulande. Hier der Blick in die Details.

Deutsche Bank warnt vor möglichen US-Immobilienverlusten

Die Deutsche Bank hat im letzten Quartal mehr als das Vierfache an Rückstellungen für Verluste im Bereich der US-Gewerbeimmobilien gebildet, da sie davor warnt, dass die Refinanzierung das größte Risiko für den angeschlagenen Sektor darstellt. Bloomberg dazu: Die Bank nahm 123 Millionen Euro an Rückstellungen für ihr Portfolio vor, gegenüber 26 Millionen Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres und fast doppelt so viel wie in den vorangegangenen drei Monaten, wie aus einer Präsentation für Investoren hervorgeht, die heute zusammen mit den Ergebnissen veröffentlicht wurde.

Immobilienkredite trieben die Gesamtsumme der Rückstellungen auf 488 Millionen Euro, den höchsten Quartalswert seit dem zweiten Quartal 2020, als die Erwartungen für faule Kredite während der Covid-Pandemie in die Höhe schnellten. Die Kredite der Deutschen Bank für US-Büros machen etwa 1,5 % ihres gesamten Kreditportfolios aus, mit Immobilien in Städten wie New York, Los Angeles und San Francisco. Die Deutsche Bank hat den Sektor, der 23 % ihres stressgeprüften Portfolios ausmachte, in ihren letzten Ergebnissen besonders genau unter die Lupe genommen, da der Druck durch höhere Zinssätze und eine geringere Auslastung nach der Covid-Epidemie wächst.

Die Bank bezeichnete die Refinanzierung von Immobilienkrediten als „Hauptrisiko“ und wies auf die Möglichkeit hin, dass Schulden für Immobilien fällig werden, die im Wert gesunken sind, so dass die Kreditnehmer frisches Eigenkapital einbringen müssen, um neue Kredite zu sichern.

Südwest-Sparkassen verdreifachen Risikovorsorge auf €425 Mio.

Die 50 Sparkassen in Baden-Württemberg haben ihre Kredit-Risikovorsorge im vergangenen Jahr verdreifacht, profitierten gleichzeitig aber von Zuschreibungen bei den Wertpapier-Eigenanlagen. Unterm Strich kam ein Gewinn von mehr als 1,5 Milliarden Euro heraus. Die Risikovorsorge lag bei 425 Millionen Euro und war damit rund dreimal so hoch wie noch 2022, teilte der Sparkassenverband Baden-Württemberg heute laut Bloomberg bei der Vorlage von Bilanzzahlen mit.

“Die großen Unsicherheiten mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung sind dafür verantwortlich, dass Sparkassen wieder in umfangreicherem Ausmaß Risikovorsorge für Kredite bilden”, sagte Sparkassenpräsident Peter Schneider. Unabhängig davon hatte die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen unlängst auch erklärt, sie habe ihr Kreditengagement beim insolventen Online-Händler Signa Sports United komplett abgeschrieben. Das Unternehmen war im vergangenen Jahr in die Pleite geschlittert, nachdem Hauptaktionär und Immobilieninvestor René Benko eine zugesagte Kapitalspritze zurückzog.

Stützend wirkten indes Zuschreibungen auf Wertpapier-Eigenlangen von rund 180 Millionen Euro in 2023. Sie folgten auf Abschreibungen von fast 1 Milliarde Euro im vorangegangenen Jahr. Rund ein Fünftel der Summe konnte damit also wieder zurückgeholt werden. Grund für den Abschreibungen war die schnelle Zinswende gewesen. Diese hatte den aktuellen Wert von festverzinslichen Wertpapieren, von denen Sparkassen besonders viele besitzen, in den Keller gedrückt. Da die Papiere meist bis zur Endfälligkeit gehalten werden, sind diese Abschreibungen meist nur temporärer Natur und gleichen sich in Folgejahren aus.

Die Größenordnung von etwa einem Fünftel an Zuschreibungen deckt sich mit Aussagen des ostdeutschen Sparkassen-Präsidenten Ludger Weskamp. Dieser hatte vor wenigen Tagen im Bloomberg-Interview gesagt, er erwartet für seine Häuser rund 300 Millionen Euro an Zuschreibungen nach 1,44 Milliarden Euro an Abschreibungen in 2022. Unterm Strich erzielten die 50 Südwest-Sparkassen einen Jahresgewinn nach Steuern von rund 1,58 Milliarden Euro, dreimal so viel wie im Jahr zuvor. Einen großen Anteil daran hatte auch der gestiegene Zinsüberschuss.

FMW/Bloomberg



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