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Notenbank "auf richtigem Weg" DIW: EZB kann mit Zinsanhebung die Energiepreise senken

Das DIW ist sich nun sicher: Die EZB kann über das Instrument der Zinsanhebung die Energiepreise senken. Hier dazu die Begründung.

EZB-Zentrale in Frankfurt am Main

Ob die folgenden Aussagen Marcel Fratzscher ins Konzept passen? Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), dem er vorsteht, hat nämlich heute ein Papier veröffentlicht, wonach die EZB mit höheren Zinsen grundsätzlich Energiepreise senken kann. Dies könne bewerkstelligt werden über Kanäle wie Nachfragerückgang und den Wechselkursmechanismus.

EZB kann laut DIW Energiepreise senken

Die Energiepreise in Europa sind infolge der Corona-Pandemie und vor allem mit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine stark gestiegen, so das DIW. Landläufig sei angenommen worden, dass die EZB dagegen wenig ausrichten könne – auch die EZB selbst ging davon noch im Februar 2022 aus. Aber eine aktuelle Studie vom DIW soll nun zeigen, dass die EZB mit Blick auf die Energiepreise offenbar alles andere als machtlos ist. Erhöht sie den Leitzins, würden die Energiepreise fallen. Dabei spielen laut DIW drei Effekte eine Rolle, die sich gegenseitig beeinflussen. Wichtig seien in dem Zusammenhang der Wechselkurs des Euro zum US-Dollar und der Ölpreis.

DIW-Grafik wie die EZB mit Zinsen die Energiepreise beeinflussen kann

„Zinserhöhung führt zu geringerer Nachfrage auch nach Öl“

Das Muster ist bekannt: Je höher die Zinsen, desto weniger fragen Verbraucher und Unternehmen Kredite nach, desto weniger stark ist die wirtschaftliche Aktivität, desto weniger Öl wird nachgefragt. Dazu schreibt das DIW, dass man strukturelle Effekte von Zinserhöhungen der EZB im Euroraum für den Zeitraum 1999 bis 2020 geschätzt hat. Infolge einer Zinserhöhung sinke demnach die gesamtwirtschaftliche Nachfrage: „Unternehmen investieren weniger, private Haushalte halten sich beim Konsum zurück. Während die Verbraucherpreise daher um etwas weniger als 0,1 Prozent sinken, fallen die Energiepreise sogar um mehr als das Fünffache. Die Autoren konnten im Zuge ihrer Modellrechnungen drei Effekte identifizieren, durch die dieses Ergebnis zustande kommt und die deutlich machen, dass die Energiepreise nach Leitzinserhöhungen der EZB tatsächlich fallen.“

Neben dem Nachfrageeffekt, der den in Dollar gehandelten Ölpreis auf dem Weltmarkt infolge einer geringeren Energienachfrage senkt, spielen laut DIW zwei Preiseffekte des Wechselkurses von Euro zu US-Dollar eine Rolle: Da im Zuge einer Zinserhöhung der EZB der Euro gegenüber dem US-Dollar aufwertet, verbilligen sich die Ölimporte im Euroraum. Da der günstigere Ölpreis in Euro dann aber wiederum die Nachfrage befeuert, steigt die Ölnachfrage auf dem Weltmarkt und damit der globale Ölpreis in US-Dollar. Dieser globale Preiseffekt sei stärker als der lokale Preiseffekt im Euroraum, sodass der stärkere Euro letztlich für einen höheren Ölpreis sorgt. Zusammengenommen sei der Preiseffekt des Wechselkurses mit seinem steigenden Ölpreis aber schwächer als der Nachfrageeffekt mit seinem sinkenden Ölpreis, sodass die Energiepreise unter dem Strich fallen, so das DIW.

„EZB auf richtigem Weg“

Der Analyse des DIW zufolge hat die EZB also richtig gehandelt, indem sie seit Sommer 2022 sukzessive den Leitzins erhöht hat (von 3 % auf 3,0 % – weitere 0,5 Prozentpunkte Anhebung im März sind fest eingeplant). Die Ergebnisse der Studie würden aber auch zeigen, dass eine Zinserhöhung für sich genommen die Wirtschaftsleistung senkt und die Arbeitslosigkeit erhöht. „Die Geldpolitik der EZB verursacht also auch wirtschaftliche Kosten“, so das DIW. In Zeiten mit hohen Inflationsraten sei es jedoch wichtig, die Inflationserwartungen im Blick zu haben und einzufangen, damit die Inflation mittelfristig nicht aus dem Ruder läuft. Diesbezüglich sei die EZB auf einem guten Weg.



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3 Kommentare

  1. Wow, ein wirklich schönes Schaubild wie Rezession entsteht.
    Klar, in einer Rezession geht die Energienachfrage zurück und Energie wird, wenn die energiefördernden Unternehmen das Angebot nicht verknappen, zurück. Da sehe ich eher Rezession bei bleibend hohen Energiepreisen.
    Was bringt eine Inflation letztendlich dauerhaft runter?
    Rezession.

  2. Das hängt doch schwer von der Ursache der Inflation ab. Bei boomender Wirtschaft und dadurch erhöhter Nachfrage, gebe ich Ihnen recht. Europa hat aber weder das eine noch das andere. Stattdessen leiden wir eher unter einem Angebotspreisschock im Energiebereich, der sich nun durch die komplette Produktpalette frisst. Ich halte daher die komplette EZB Politik (auch wenn sie natürlich ein Loblied auf sich selbst singen wird, wie toll sie das Thema Inflation wieder stabilisiert haben) für Humbug. Außer das wenig funktionierende Wirtschaft in der Eurozone temporär komplett totzuschlagen und eigentlich dringend notwendige Investitionen auf die lange Bank zu schieben, wird der Effekt dieser Zinserhöhungen überschaubar sein. Sobald die Energiezulieferung sich wieder neu sortiert hat, wird der Preis fallen oder sich zumindest wieder stabilisieren (teurer wie Pipeline wird es aber bleiben). Dies jedoch passiert in der Wirtschaft so oder so und hat nicht das Geringste mit einem EZB Zinssatz zu tun.

  3. Da die EZB scheinbar nicht in der Lage ist das Problem einzuordnen tun sie einfach so, als hätten sie das gleiche Problem wie die FED (USA mit Vollbeschäftigung und hoher Nachfrage) – dies ist aber nicht so. Unsere Inflation hier hängt einzig und allein an dem Wechsel von billiger Energie zu teurer und nicht an einem leergefegten Arbeitsmarkt mit Menschen, die gar nicht mehr wissen wohin mit so viel Kohle.

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