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Einzelhandel vor Desaster: Hilfen kommen nicht an, Pleitwelle droht

Leere Innenstädte im Lockdown sind eine Katastrophe für den Einzelhandel

Laut BILD fordert Angela Merkel aktuell noch acht bis zehn Wochen weiter harte Maßnahmen. Vielleicht wäre es mal angebracht zu überlegen, warum trotz wochenlangem Lockdown die Infektionszahlen nicht sinken? Vielleicht wären einzelne und gezieltere Maßnahmen sinnvoller als ein flächendeckender Lockdown? Zum Beispiel stringenter Schutz bei Altenheimen? Aber nein, die Politik denkt wohl simpler und einfacher. Also noch bis Ende März ein geschlossener Einzelhandel? Klar, möchte man meinen. Die Bundesregierung fängt die betroffenen Einzelhändler ja finanziell auf? Die Realität sieht anders aus. Die Lage ist desaströs.

Von zahlreichen Seiten hört man Tag für Tag, dass die staatlichen Hilfen für vom Lockdown betroffene Unternehmen einfach nicht ankommen. Offenbar ist der Bund technisch und bürokratisch überfordert. Und wie das Handelsblatt berichtet, wurden die bürokratischen Hürden sogar noch klammheimlich erhöht, so dass weniger Betroffene für Hilfen in Frage kommen. Steuerberater sind reihenweise verzweifelt, wenn sie ihren betroffenen Kunden helfen wollen bei der Antragsbürokratie. Damit ist der Kollaps im stationären Einzelhandel und in der Gastronomie quasi staatlich vorprogrammiert.

Schaut man sich um auf den Medienportalen der Ministerien oder auf den Twitter-Seiten der wichtigen Politiker (Scholz, Altmaier etc), dann sieht man dort seit Tagen nichts von Sondermeldungen bzgl. der Zahlungsprobleme, keine Task-Force-Aktivitäten etc. Ein Trauerspiel, eine Tragödie, ein Skandal! Heute nun meldet sich der Handelsverband Deutschland (HDE) zu Wort mit einer Umfrage unter 1.500 Einzelhändlern.

Demnach gehen rund 80 Prozent der Händler davon aus, dass die derzeitigen Hilfsmaßnahmen nicht zur Existenzsicherung reichen. Knapp 60 Prozent der Unternehmen in den Innenstädten stehen laut HDE ohne weitere staatliche Hilfen vor dem Aus. Zwar erwähnt der HDE, dass man mit einer umgehenden Optimierung der Hilfen noch das Schlimmste verhindern könnte. Aber man schaue sich doch bitte die Realität an. Seit Wochen geht bei den Hilfen nichts voran. Was it da bloß los in Berlin? Ist Herr Scholz schon zu sehr mit dem Wahlkampf im Herbst beschäftigt? Hier weitere HDE-Aussagen im Wortlaut:

Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert deshalb weiterhin dringend eine Anpassung der Überbrückungshilfen durch den Bundesfinanzminister. „Wenn Minister Scholz die in Aussicht gestellten Überbrückungshilfen jetzt schnell überarbeitet und die Beantragungskriterien besser an die Lage des Einzelhandels anpasst, dann gibt es noch eine Chance, das Schlimmste zu verhindern. Ansonsten droht 2021 für viele Handelsunternehmen und in der Folge auch für ganze Innenstädte zu einem Katastrophenjahr zu werden“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die Ergebnisse der HDE-Umfrage zeigen, dass die Hilfen nicht ankommen. Dementsprechend pessimistisch blicken viele der befragten Unternehmen auf das gerade begonnene Jahr: 23 Prozent rechnen damit, dass sie ohne weitere staatliche Unterstützung im ersten Halbjahr aufgeben müssen, für das zweite Halbjahr liegt dieser Wert sogar bei weiteren 28 Prozent.

Die schlechten Zukunftsperspektiven erklären sich auch aus einem für viele Händler weit unter Normalmaß liegenden Weihnachtsgeschäft. So lagen nach HDE-Umfrage die Umsätze im Bekleidungshandel im November knapp ein Drittel, im Dezember 44 Prozent unter den Vorjahreswerten. „Hohe Umsatzverluste im für viele Händler überlebenswichtigen Weihnachtsgeschäft bringen zahlreiche Unternehmen unverschuldet in eine prekäre Situation“, so Genth weiter. Der Handel unterstütze die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, auf der anderen Seite müssten die unter den Schließungen leidenden Unternehmen aber wirksam unterstützt werden, um diese Zeit überstehen zu können. Genth: „Die Politik muss jetzt zu den wirtschaftlichen Folgen und den eigenen Versprechen stehen. Wegducken und Aussitzen geht nicht.“



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7 Kommentare

  1. Die ‚deutschen‘ Innenstädte (und öffentlichen Verkehrsmittel) waren bereits vor Corona zu versifften und lebensgefährlichen No-go-Areas runtergewirtschaftet. Corona ist lediglich die politisch korrekte & akzeptable Begründung, warum man da als unbewaffneter Zivilist nicht mehr hingeht…

    Daran werden auch irgendwelche Hilfen und ein Ende des Lockdowns nichts mehr ändern. Sobald die Leute entdeckt haben, dass man online recht fidel leben kann, zieht sie freiwillig nichts mehr in Slums wie Mannheim oder Stuttgart oder…

    (In das auf dem Foto abgebildete Italien wird sich dagegen trotz allem der eine oder andere Tourist verirren: Schönheit entschädigt für Risiko.)

  2. Den Kommentar zu lebensgefährlichen No-go-Areas kann ich nur so verstehen,daß hier gemeint
    ist,daß Sie sich durch unsere neuen „ausländischen Mitbürgern“ bedroht fühlen ?
    Einkauf nur im Internet ? Ein Paar Schuhe schaue ich mir sehr gern „physisch“an oder
    probiere sie vor Ort, indem ich ein paar Schritte damit laufe.
    Ebenso schaue ich mir vorher gern andere Sachen persönlich an und lasse mich von Kennern aus dieser Branche beraten.
    Zu Handeln im Internet würde ich sagen,daß solche Menschen früher oder später
    Kommunikationsprobleme bekommen.Ich habe persönlich gern Kontakt mit Menschen,denn
    eigentlich sind wir als Menschen soziale Wesen – Kontaktbeschränkungen haben wir zur
    Zeit genug.Wir können natürlich auf Läden,Restaurants,Kneipen und damit auch
    auf Taxen verzichten.Ebenso dann wohl auf Discos/Clubs und Konzertbesuche.Andere
    Kultur und „öffentliches Leben“ scheint wohl obsolet…….Viel Spaß in unser „Neuen Welt“ – Wenn all dies langfristig geblockt wird – in so einer Welt möchten wohl die meisten Menschen sicher nicht mehr leben wollen.Zusätzlich werden die wirtschaftlichen Folgen
    auch für unsere gesamte Gesellschaft desolat sein.Früher oder später,auch durch die
    Digitalisierung,werden viele Mitbürger Ihre Arbeitsplätze verlieren und fragen sich dann:
    Warum hilft mir keiner ? Wo bleibt die Solidarität ? Conclusio:Jeder ist sich selbst der Nächste ! – und so bekommt jeder das,was er verdient,denn wenn wir uns im nach hinein
    über „No Go Areas“ beschweren,bekommen wir nur das was wir verdienen,denn wir haben uns
    selbst nicht darum bemüht es in unserem Sinne zu verändern.

  3. Der nächste Entwicklungsschritt ist das wir uns die Ware direkt am Amazon-Lager abholen. ( mit Selbstabholer Rabatt ).

  4. Viele Innenstädte werden sich leider radikal ändern. Da muss Politik und Einwohnergegensteuern. sonst sieht es düster aus.

  5. Lieber Herr Kummerfeld,
    Corona ist eine schlimme Krankheit, mit der wir konfrontiert sind und jeder sollte gut auf sich achten.
    Aber wie lange wird es dauern, bis die Deutschen merken, dass die Politik neben dem Gesundheitsschutz noch ganz andere Ziele verfolgt die sich viele noch gar nicht ausmalen können? Da helfen z.B. unabhängige Nachrichtenquellen sehr.
    In der Zwischenzeit muss jeder Deutsche, der verstirbt auf Corona getestet werden, um die „Totengräber vor ggf. infizierten austretenden Gasen“ zu schützen. Da nun mal der PCR-Test eine signifikante Fehlerquote hat (zu hohe falsch positive Testergebnisse), fallen die berichteten Cotona-Todeszahlen deutlich zu hoch aus. Warum z.B. wird diese Tatsache nicht deutlichst kommuniziert?????
    Klar, unsere Medien haben daran kein Interesse.
    Viele Grüße, Helmut

  6. Hallo Frank,
    klar, jeder von uns macht den Staat aus und wir alle müssen uns mehr engagieren, wenn wir die Gesellschaft nicht in die falsche Richtung abdriften sehen wollen.
    Aber zuerst ist doch die Politik am Zug und wenn die ganz und gar nichts gegen solche no-go-areas unternimmt, ist jeder einzelne von uns doch machtlos.
    Helmut

  7. Vor Corona hatte eher den Eindruck das die Deutschen gerne in die Innenstädte gehen, aber im Ausland im Urlaub. Das ausländische Gäste zu uns in die Innenstädte kommen muss doch nicht sein. Wir fliegen zu denen, das sollte doch reichen.

    Vielen Deutschen ist es egal wie es in der in der Innenstadt aussieht, besonders den Vermögenden die in Speckgürtel der Städte wohnen. Hier fliegt/fährt man öfters ins Ausland oder ins Wochenende als in die Innenstadt zum Einkaufen.

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