Devisen

Erdogans Anfang vom Ende (in einem Chart)

Es hat sich seit dem Grubenunglück in Soma auch an den Finanzmärkten etwas geändert: die türkische Lira, die seit der Schwellenländer-Krise konstant aufwertete, hat ihren Aufwärtstrend nun deutlich gebrochen:

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Unsere These ist: das ist der Anfang vom Ende der politischen Karriere Erdogans – und das trotz seines Wahlsieges bei den Kommunalwahlen Ende März diesen Jahres. Erdogan gewann damals, weil er, aus kleinen Verhältnissen kommend, den (wirtschaftlichen) Aufstieg der Türkei personifizierte wie kein anderer.

Der Aufstieg der Türkei, faktisch auf Pump finanziert (siehe dazu unseren Artikel: „Türkei – das nächste Griechenland?“), war Folge der ultralaxen Politik der großen Notenbanken, die Investoren auf der Suche nach Renditen geradezu in die Schwellenländer trieb. Erdogans „Verdienst“ besteht (lediglich) darin, durch eine neoliberale Wirtschaftspolitik die Bedingungen geschaffen zu haben für das einströmende Kapital. Folge: massives Handelsbilanzdefizit, verschuldete Konsumenten – Aufschwung auf Pump eben. Bezeichnenderweise klagen viele der Hinterbliebenen der Opfer in Soma, dass sie hoch verschuldet und daher auf das Einkommen aus dem Bergbaujob angewiesen waren.

Und diese neoliberale Politik steht nun durch das Unglück in Soma in Frage. Raffgier führte zu Vernachlässigung von Sicherheitsstandards – wofür Erdogans Partei haftbar gemacht werden dürfte, die eine Überprüfung der Sicherheitsstandards abgelehnt hatte.

Noch gravierender aber ist in diesem Zusammenhang Erdogans Aussage in Soma, dass derartige Unglücke nun eben einmal passieren. Damit hat sich der Ministerpräsident die Sympathien der „einfachen Bevölkerung“ verscherzt, die ihm bislang Korruptionsvorwürfe schulterzuckend verziehen hatte. Diese Herzlosigkeit aber zeigt, dass Erdogan nur der eigene Machterhalt wichtig ist – und nicht „sein Volk“, wie er nach dem Wahlsieg im März verkündet hatte. Sinnbildlich dafür steht das – ironischerweise durch soziale Netzwerke verbreitete – Bild seines Beraters Yusuf Yerkel, der an einen am Boden liegenden Demonstranten mit Füßen tritt. Dieses Bild bedeutet den Anfang vom Ende der Ära Erdogan!

 



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