Allgemein

Härteste ESG-Fonds in der EU mit Rekordabflüssen

Aus den Fonds in der EU, die die härtesten Umweltstandards (ESG) aufweisen, fließen derzeit Rekordsummen ab. Hier dazu aktuelle Daten.

Klimaschutz
Grafik: black.salmon - Freepik.com

Will man als Anleger in Kapitalanlagen investieren, die gute Renditen versprechen, oder geht man lieber in die moralisch „richtigen“ Kapitalanlagen, wegen dem guten Gewissen? Wenn es ums Geld geht, hört der Spaß auf? Anleger in Europa verlassen mit ihrem Geld derzeit im Rekordtempo Fonds, wo es nach den härtesten Kriterien um ESG-Themen geht (ESG = Umwelt, Soziales und Governance). Anleger zogen in den drei Monaten bis zum 30. Juni eine Rekordsumme von 6,2 Milliarden Euro aus der nachhaltigsten Fondsklasse der Europäischen Union ab, so Bloomberg aktuell. Dies ist das dritte Quartal in Folge, in dem Abhebungen vorgenommen wurden, wie aus den von Morningstar zusammengestellten Daten hervorgeht.

Die als Artikel 9 registrierten Fonds haben sich nachhaltige Investitionen zum Ziel gesetzt und müssen daher die strengsten ESG-Offenlegungsvorschriften der Europäischen Union einhalten. Die Fonds können sich auch in der leichteren grünen Kategorie von Artikel 8 registrieren lassen oder keine Nachhaltigkeitsmerkmale vorweisen, in diesem Fall gelten sie als Artikel 6. Während die Anleger im zweiten Quartal Gelder aus Artikel 9-Fonds abzogen, investierten sie netto 26 Milliarden Euro in Artikel 8-Fonds, berichtet Morningstar. Im gleichen Zeitraum flossen netto 64 Milliarden Euro in EU-Fonds, die keinerlei ökologische, soziale und Governance-Ziele verfolgen.

Der EU-Fondsmarkt durchläuft eine „komplette Umgestaltung“, da sich die Regulierung in der EU weiter entwickelt, so Hortense Bioy, Leiterin der Abteilung für nachhaltige Investitionen bei Morningstar Sustainalytics. Während sich die Erholung bei den Artikel 8-Fonds abzeichnet, sieht es bei den Artikel 9-Fonds deutlich düsterer aus, so Bioy.

Die EU-Verordnung über die Offenlegung nachhaltiger Finanzprodukte, die definiert, was als Artikel 6-, 8- oder 9-Fonds kategorisiert werden kann, trat im März 2021 in Kraft. Seitdem wurde die Verordnung weithin kritisiert, weil sie verwirrende Formulierungen und unzureichende Definitionen enthält. Die Vorschrift wird nun überarbeitet.

Letzten Monat empfahlen die Europäische Bankenaufsichtsbehörde, die Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde und die „Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung“ eine vollständige Überarbeitung der SFDR, einschließlich der Ersetzung der Bezeichnungen Artikel 8 und 9. Die derzeitige Regelung hat „das beabsichtigte Ziel der Offenlegung untergraben und Verwirrung bei den Anlegern gestiftet“, schrieben die Gruppen in einer Eingabe an die Europäische Kommission.

Obwohl es Jahre dauern kann, bis eine überarbeitete Verordnung vorgestellt wird, treibt die erwartete Abschaffung“ der Artikel 8- und 9-Bezeichnungen durch neue Kategorien bereits den Wandel auf dem EU-Markt voran, so Bioy. In der Zwischenzeit haben 30 Artikel 8- und 9-Fonds in diesem Jahr ESG-bezogene Begriffe aus ihren Namen entfernt, wie Morningstar berichtet. Die Änderungen finden statt, nachdem die ESMA im Mai neue Richtlinien für die Kennzeichnung von Fonds veröffentlicht hat. Die neuen Standards zielen darauf ab, Anleger vor irreführendem Marketing und sogenanntem Greenwashing zu schützen.

Laut Morningstar sind festverzinsliche Wertpapiere die einzige Anlageklasse, die in den letzten fünf Quartalen Zuflüsse für Fonds nach Artikel 8 und 9 verzeichnete. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Anleger angesichts des historisch hohen Niveaus der weltweiten Zinssätze nach stabilen Renditen suchen. Dennoch dominierten Aktienfonds die Liste der Top-Performer bei den Zuflüssen im zweiten Quartal, angeführt vom Passive Global Equity CCF Fund von Mercer (Ticker MEPGEZ1 ID), der vorrangig in Unternehmen investiert, die eine starke ESG-Praxis aufweisen. Der Fonds zog 2,5 Milliarden Euro an.

FMW/Bloomberg



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

2 Kommentare

  1. Haben sich nicht auch BlackRock und Co. von den ESG-Aktivitäten verabschiedet?

  2. Wie Dr. Krall sagte: Investieren sie in alles was Greta hasst.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage