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Euro: Seine Stärke wird zur Gefahr für den deutschen Export

Der schwache Dollar senkt die Erlöse der Exportindustrie in Deutschland bereits merklich

Wird die Stärke des Euro zu einer Gefahr für den deutschen Export? Auch wenn Frühindikatoren wie Ifo-Index oder Einkaufsmanagerindizes einen steten Aufwärtstrend indizieren, üben sich die Manager in vorsichtigen Verlautbarungen über den Fortgang der wirtschaftlichen Erholung zu Zeiten einer unberechenbaren Pandemie. Auch liegt der DAX nur um zwei Prozent über seinem Stand von Anfang Juni, während der S&P 500, wie es derzeit aussieht, das zweite Monat in Folge um vier Prozent nach oben marschiert. Eine Erklärung hierfür könnte das Wechselkursverhältnis Euro zum US-Dollar sein.

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Euro: Der Anstieg der Gemeinschaftswährung

Lag der Kurs des Euro im Vergleich zur Weltleitwährung im Juni im Bereich von 1,13, so marschierte er im Juli stramm nach oben in die Region von 1,18 und später sogar noch in Richtung 1,20.

Was waren die Gründe für den Anstieg der europäischen Gemeinschaftswährung während einer weltweiten Krise, was früher normalerweise zur Flucht in den Greenback geführt hatte? Ich brauche die Argumente hier nicht noch einmal auszubreiten, das haben die Devisenspezialisten auf FMW schon ausführlich getan. Zusammengefasst: der Wegfall des Zinsvorteils des Dollars durch die Zinssenkungen der Fed, die unstete Bekämpfung der Pandemie in den USA mit mittlerweile fast 6 Millionen Infektionen und über 182.000 Todesfällen im Zusammenhang mit Covid-19, und schließlich die für die USA überraschende Einigung in Brüssel zu einem gemeinsamen Wiederaufbaufonds. Dazu die Wachstumsaussichten für Europa, die erstmalig über denen der USA für 2021 liegen sollen, um nur ein paar Gründe zu nennen. Jetzt zeigt sich aber die Kehrseite der Währungsstärke.

Kosten in Euro, Erlöse in US-Dollar

Wenngleich viele Exportunternehmen das Problem einer stärker werdenden Währung zu D-Markzeiten kennen und auch manche Währungsabsicherung getroffen haben, so kommt die jetzige Situation ein wenig zur Unzeit. Früher war die Stärke der Währung ein Zeichen von wirtschaftlicher Stärke, heute haben die deutschen und vor allem die südeuropäischen Exporteure alle Hände voll zu tun, um die Produktion überhaupt wieder richtig zum Laufen zu bringen.

Damit ergibt sich das alte Dilemma: Deutsche Maschinen, Autos, oder auch Software müssen zu gestiegenem Wechselkurs in den USA an den Mann und die Frau gebracht werden. Es waren 2019 eine halbe Million Autos und insgesamt ein Exportvolumen nach Übersee von 200 Milliarden Euro.

Vorteil USA für Apple, Coca-Cola, Microsoft und andere US-Firmen. Hierzu der Finanzchef von Infineon: „Jetzt leiden wir gerade etwas darunter, vorher haben wir davon profitiert.“

Fazit

Noch ist es nicht besonders signifikant: Der Wechselkurs EUR/USD hat sich seit ein paar Tagen etwas abgeschwächt und der deutsche Leitindex versucht mit steten Versuchen den Bereich von 13.000 Punkten hinter sich zu lassen und in Richtung Allzeithochs zu marschieren. Allerdings führt unser Dax kein richtiges Eigenleben. Die dem Index zugrunde liegenden 30 Dax-Werte befinden sich zu 55 Prozent in ausländischen Händen, allein der Fondriese BlackRock hat um die fünf Prozent Anteil an allen Dax-Werten – im Durchschnitt. Wodurch die Wechselkursentwicklung wiederum eine andere Note erhält. Der Dax ist ein Spielball ausländischer Investoren.

Außerdem beherrscht der über 29 Billionen Dollar schwere US-Leitindex, der S&P 500, weiterhin die Börsenwelt (siehe dazu den Artikel „S&P 500 – Das Symbol der US-Dominanz an den Welt-Börsen“). Und dieser Riese ist abhängig von den Big Seven oder von so politischen Spielchen wie einem fünften Fiskalpaket in Billionenhöhe. Der Wechselkurs spielt für die Entwicklung unseres Dax eine Rolle, aber nur eine unter vielen.

Die Stärkte des Euro zum US-Dollar wird zum Problem für die deutsche Exportwirtschaft



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2 Kommentare

  1. Lieber Herr Müller,
    den heutigen Eurokurs als stark zu bezeichnen. Hier bedarf es doch ein wenig Geschichte würde Hr.Fugmann sagen. 1999 eingeführt zum Kurs von 1.1747 zum Dollar. Heute steht er bei 1.18.
    naja – Dramatik sieht dann wohl anders aus.
    lg Doris

    1. @Doris. Hallo. Als altes Semester kann ich mich sogar noch erinnern, als der Dollar Ende der 1960-er-Jahre 4 D-Mark gekostet hat und Mitte der 1990-er etwa 1,50 (Umtausch zu 1,95583). Oder an die Stärke des Euro bei der Finanzkrise 2008 mit 1,599 zum USD. In meinem Artikel ging es nicht um die absolute Bewertung des Dollars oder des Euro, sondern um den Trend seit dem späten Frühjahr, wo die Euro-Aufwertung den hiesigen Exporteuren in einem schwachen Umfeld zu schaffen machen könnte (und damit auch dem DAX). Außerdem um die Anomalie, dass der Greenback als „safe haven“ gerade in einer Krise schwächelt.
      Viele Grüße zurück

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