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Hohe Energiekosten + starkes China Exportüberschuss auf 22-Jahrestief – wichtiger Sondereffekt

Der deutsche Exportüberschuss ist in 2022 dramatisch geschrumpft. Höhere Energie-Importkosten verzerren den Blick auf den Außenhandel.

Containerschiff

Die deutsche Autoindustrie und auch viele andere Branchen haben arg zu kämpfen mit den hohen Energiepreisen, Bürokratie, und nun auch mit immer mehr Umweltauflagen. Vermehrt zieht es deutsche Hersteller ins Ausland, was den deutschen Exportüberschuss folgerichtig schrumpfen lassen sollte? Sind daher die heute verkündeten Zahlen der Beweis für die bereits eingetretene katastrophale Entwicklung? Eben (noch) nicht! Schauen wir auf die Details.

Exportüberschuss schrumpft deutlich

Das Statistische Bundesamt meldet heute in seiner Headline-Aussage „Deutscher Exportüberschuss im Jahr 2022 so niedrig wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr“. Das schockiert natürlich, aber man muss schon genauer hinschauen! Im folgenden Chart sehen wir die Entwicklung des Überschusses (mehr Exporteinnahmen als Ausgaben für Importe) seit dem Jahr 2000. Vergleicht man die Handelsbilanz von Deutschland mit den USA oder Großbritannien, ist das bei uns (noch) Jammern auf sehr, sehr hohem Niveau!

Deutscher Exportüberschuss im Verlauf seit dem Jahr 2000

Der deutsche Exportüberschuss hat sich in 2022 laut Aussage der Statistiker unter anderem „aufgrund der stark gestiegenen Preise für die Einfuhr von Energie gegenüber 2021 von +175,3 Milliarden Euro auf +79,7 Milliarden Euro mehr als halbiert“.

Defizit gegenüber China von 84,3 Milliarden Euro

Im Außenhandel mit China gibt es für Deutschland seit geraumer Zeit keinen Exportüberschuss, sondern massive Defizite. Denn China ist bekanntlich die „Werkbank der Welt“, so auch für Deutschland in vielen Bereichen. Gegenüber China verzeichnete Deutschland das größte Handelsdefizit seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1950 mit -84,3 Milliarden Euro. Während der Wert der Warenimporte aus China im letzten Jahr gegenüber dem Vorjahr um 33,6 % auf 191,1 Milliarden Euro zunahm und damit einen neuen Höchstwert erreichte, stieg der Wert der dorthin exportierten Waren lediglich um 3,1 % auf 106,8 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich dieses Rekord-Handelsdefizit von 84,3 Milliarden Euro. Mit einem Außenhandelsumsatz von 297,9 Milliarden Euro war China bereits im siebten Jahr in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner. Mit weitem Abstand folgten auf den Rängen 2 und 3 die Vereinigten Staaten mit einem Umsatz von 247,8 Milliarden Euro (+27,5 % gegenüber 2021) und die Niederlande mit 233,6 Milliarden Euro (+13,3 %).

USA erneut wichtigster Abnehmer deutscher Exporte

Die meisten deutschen Exporte gingen im Jahr 2022 wie bereits seit 2015 in die USA. Dorthin wurden Waren im Wert von 156,1 Milliarden Euro exportiert, das waren 27,9 % mehr als im Vorjahr. Demgegenüber standen Importe aus den USA im Wert von 91,7 Milliarden Euro, das waren 26,8 % mehr als im Jahr zuvor. Damit erzielte der deutsche Außenhandel mit den USA einen Exportüberschuss von 64,3 Milliarden Euro (2021: 49,7 Milliarden Euro). Auf Rang 2 der wichtigsten Abnehmerstaaten deutscher Warenexporte lag Frankreich (116,1 Milliarden Euro; +13,0 %), gefolgt von den Niederlanden auf Rang 3 (110,6 Milliarden Euro; +9,5 %).

Blick auf Importe

Importseitig waren im Jahr 2022 laut den Statistikern erneut Datenverarbeitungsgeräte, elektrische und optische Erzeugnisse mit einem Warenwert von 147,8 Milliarden (+13,9 % gegenüber 2021) die wichtigsten Handelsgüter für Deutschland. Auf Rang 2 der wichtigsten Importgüter lagen Chemische Erzeugnisse im Wert von 137,3 Milliarden Euro (+44,6 %), gefolgt von Erdöl/Erdgas im Wert von 131,1 Milliarden Euro (+79,1 %) auf Rang 3.

Fazit

Man sieht die große Steigerung der Importe von Energie um 79,1 % im letzten Jahr. Die stark erhöhten Energiepreise sorgten in 2022 dafür, dass Deutschland deutlich mehr Geld an seine Energielieferanten im Ausland überweisen musste, was den Exportüberschuss deutlich geschmälert hat. Auch die USA sind ein immer wichtigerer Energielieferant für Deutschland, was dem deutschen Exportüberschuss gegenüber den USA in den nächsten Jahren zunehmend schmälern könnte.

Und China versendet immer mehr Waren nach Deutschland, aber die deutschen Exporte Richtung China wachsen kaum noch. Auch dies ist ein zunehmender Trend, der den deutschen Außenhandel belastet, und letztlich Wohlstand ins Ausland transferiert. Sollten sich die Energiepreise in 2023 weiter erholen, könnte der deutsche Exportüberschuss für 2023 wieder ansteigen, weil die für Importe aufgewendete Geldsumme schrumpft. Aber langfristig – wenn tatsächlich immer mehr Industrieproduktion ins Ausland abwandern sollte – würden darunter die deutschen Exportüberschüsse logischerweise leiden, was letztlich weniger Geldzufluss nach Deutschland bedeutet, und damit weniger Wohlstand.



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4 Kommentare

  1. Ja– wer vor soetwas seit Anfang 2019 intensiv warnt, weil immer weniger Menschen zu immer höheren Kosten und immer teureren Energien produzieren müssen, und immer mehr unproduktive Menschen mit versorgen müssen, wird zumindest ausgelacht.
    Mal sehen was in den nächsten Jahren kommt. Fasst 3 Jahre kann ja Rot/Grün die Karre noch weiter fahren.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Soso, du wusstest also schon Anfang 2019 ganz intensiv, dass die Energiepreise in 2022 um 79,1% steigen werden.
    Hat dich vielleicht damals Putin schon in seine Invasionspläne eingeweiht?
    An den Grünen konnte es ja nicht liegen, die drückten damals noch intensiv die Oppositionsbank.

  3. Alleine die deutsche Autoindustrie hat sich seit 2017 etwa halbiert und produziert im Ausland.

  4. Also ich habe nicht davor gewarnt, sondern es wurde von Dr. Krall schon 2018 beschrieben wo die Reise hingeht. Meine Aussage dazu war: Wir sind ab Anfang 2019 daher in “ volle Deckung“ gegangen.
    Nicht Schützengräben ausgehoben, sondern z. B. die Konten so weit wie es ging nach unten gefahren und dafür reichlich Lebensmittel, Diesel usw., usw. eingelagert.
    Aber das wir Wochen und Monate hier am Pool sitzen konnten, und aus dem Lager gut leben konnten, weil wir wegen einer durchgeknallten Impf-Hysterie und den Lockdowns besser auf dem Grundstück geblieben sind, das wäre mir natürlich vorher im Traum nicht eingefallen. Wer eine Dose Brot einlagert weiß wohl nie wann sie aus welchem Grund geöffnet wird.
    Aber so war es ganz gut zu ertragen.
    Auf diesen Erfahrungen aufbauend habe ich natürlich auch keine Ahnung was außer den von Dr. Krall prophezeiten Dingen noch so passieren wird.
    Aber das alleine würde mir schon reichen.
    Aber es wird sicher noch einen Verstärker von Rot/ Grün geben.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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