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Fed ist für die Zinswende bereit – Kommentar von Fidelity

Die Fed ist bereit für die erste Zinssenkung am 18. September. Dazu zeigen wir hier eine Analyse von Fidelity International im Wortlaut.

Fed-Chef Jerome Powell
Jerome Powell. Foto: Federal Reserve

Am 18. September steht die Fed-Entscheidung an. Wird die US-Notenbank Fed die Zinsen senken? Die Wahrscheinlichkeit für 0,25 Prozentpunkte Senkung liegt laut CME Fed Watch Tool aktuell bei 69 %. Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International, äußert sich in einem aktuellen Kommentar. Er ist der Meinung, dass die Fed bereit ist für die Zinswende.

Alles nach Fed-Plan? Warum die Fed bereit für die Zinswende ist

Hier dazu die Aussagen von Carsten Roemheld im Wortlaut: Schwächere Arbeitsmarktdaten schürten in den USA zuletzt neue Rezessionsängste. Der Fed käme eine wirtschaftliche Abkühlung nicht ungelegen. Schließlich würde das einen anstehenden Zinsentscheid deutlich erleichtern.

Der US-Arbeitsmarkt kühlt sich offensichtlich ab. Darauf deuten zumindest Zahlen des Arbeitsmarktberichts für Juli hin, die hinter den Erwartungen zurückblieben. Im Laufe des Monats wurden lediglich 114.000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen. Das waren 61.000 weniger als erwartet. Die Arbeitslosenquote stieg überraschend an: Während Ökonomen und Ökonominnen davon ausgingen, dass sie auf dem Vormonatsniveau von 4,1 Prozent bleiben würde, kletterte sie auf 4,3 Prozent.

An den Aktienmärkten machte sich nach diesen Zahlen weltweit Nervosität breit. Der US-amerikanische Leitaktienindex S&P 500 verzeichnete am 5. August 2024 mit einem Minus von drei Prozent den höchsten Tagesverlust seit 2022. Bereits einen Tag später setzte jedoch eine Erholungsrally ein. Die erhöhte Volatilität offenbart: Mit der wankenden US-Konjunktur wächst die Angst vor einer Rezession.

Doppelmandat der Notenbanker

Zumindest für die Fed hat die Abkühlung auch ihr Gutes. Denn damit hat sich auch die Inflationslage in den USA verändert. Nach dem vierten Rückgang in Folge liegt die Teuerungsrate nun bei 2,9 Prozent – dem niedrigsten Wert seit März 2021. Der Zielwert der Federal Reserve rückt näher, was die Entscheidung, die Geldpolitik zu lockern, wahrscheinlicher macht. Dafür sprechen nicht nur die Inflationsdaten, sondern auch der Zustand des US-Arbeitsmarkts. Der Boden für eine Wende ist also bereitet.

Im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank hat die Federal Reserve ein Doppelmandat. Einerseits gilt es, Preissteigerungen stabil zu halten. Andererseits strebt sie Vollbeschäftigung an. Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zu finden, damit sich diese Ziele nicht gegenseitig gefährden. Bisher hat sich die Fed auf die Eindämmung der Inflation konzentriert, indem sie die Zinsen im Rekordtempo angehoben hat. Dies hätte die US-Wirtschaft unter normalen Umständen längst in eine Rezession führen können, doch beobachten wir eher eine kontrollierte Verlangsamung des Wachstums und eine allmähliche Abkühlung des heiß gelaufenen Arbeitsmarkts. Gleichzeitig gehen die Inflationsraten schrittweise zurück.

Damit ist der Plan der Fed aus heutiger Sicht aufgegangen. Sie kann sich nun auf den zweiten Teil ihres Mandats konzentrieren und die Konjunktur durch Zinssenkungen stabilisieren. Der erste Zinsschritt könnte allerdings geringer ausfallen als von vielen erwartet, da zum einen die Kerninflationsrate noch nicht im gewünschten Bereich liegt, und zum anderen die jüngsten Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe positiver als erwartet ausgefallen sind. Aus diesem komplexen Mix von teils gegenläufigen teils saisonal verzerrten Daten müssen die Zentralbanken ihre Schlüsse ziehen. Am 18. September 2024 tagen die Währungshüter unter Fed-Chef Jerome Powell wieder, um ihre künftige Geldpolitik festzulegen. Keine leichte Aufgabe.

Fazit

Die heftige Kursreaktion auf US-Arbeitsmarktdaten zeigt: Die Angst vor einer Rezession ist groß. Allerdings sollte niemand die Anzeichen für eine schwächere US-Konjunktur überbewerten, da sie auch das erwünschte und absehbare Ergebnis der gestrafften Geldpolitik sind. Solange die Inflation kontinuierlich zurückgeht, ist die Fed bei aktueller Datenlage gut positioniert, um den nächsten Zinssenkungszyklus einzuleiten.



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