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Fed: Jumbo-Zinssenkung vor Realitätscheck – US-Inflation im Blick

Fed: Jumbo-Zinssenkung vor Realitätscheck - US-Inflation im Blick
Fed auf dem Prüfstand. Grafik: mrdon - Freepik.com

Die Fed hat in der vergangenen Woche die Zinswende mit einer Jumbo-Senkung um 0,5 Prozentpunkte eingeleitet. Für einige Ökonomen kam es überraschend, dass die US-Notenbank den Lockerungszyklus direkt mit einer großen Zinssenkung eingeleitet hat. Denn laut den Aussagen von Jerome Powell sind das Wirtschaftswachstum und der Arbeitsmarkt robust und die Inflation sinkt. Man hätte also mit einem kleinen Zinsschritt um 25 Basispunkte beginnen können, wie es zu Beginn früherer Zyklen gang und gäbe war. Solch ein großer Schritt ist normalerweise einer Rezession oder einer Krise vorbehalten. Ob die Fed richtig gehandelt hat, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Ein erster Realitätscheck für die Jumbo-Zinssenkung steht bereits in dieser Woche an, wenn die PCE-Preisdaten veröffentlicht werden.

US-Inflation im Fokus

Die Zinssenkung um 50 Basispunkte in der vergangenen Woche wurde anfangs von den Märkten gefeiert. Wenn die Fed die Zinsen so stark senkt – sollte man das nicht als positives Signal deuten?

Wie Bloomberg berichtet, bestätigen das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbank und eine Momentaufnahme der intakten Verbrauchernachfrage sowohl die aggressive Zinssenkung der Zentralbank als auch die Ansicht des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell, dass die Wirtschaft stark bleibt.

Ökonomen gehen davon aus, dass der Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben (PCE) im August zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten nur um 0,1 % gestiegen ist. Die Inflationsrate dürfte im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 % gestiegen sein, das ist der geringste jährliche Anstieg seit Anfang 2021 und liegt nur noch geringfügig über dem Ziel der Zentralbank von 2 %.

Die Verlangsamung der Inflation gegenüber dem Vorjahr spiegelt sinkende Energie- und schwächere Lebensmittelpreise sowie eine Abschwächung der Kernpreise wider. Das PCE-Preisbarometer ohne Lebensmittel und Energie ist wahrscheinlich den dritten Monat in Folge um 0,2 % gestiegen, wie Ökonomen am Freitag aus Regierungsdaten erwarten. Im Jahresvergleich dürfte die PCE-Kernrate dagegen den vierten Monat in Folge auf 2,6 % verharren.

Fed-Zinssenkung auf dem Prüfstand - Neue Daten zur Inflation (PCE) im Fokus
Inflation nähert sich dem Fed-Ziel | US-Zentralbanker sind zuversichtlich, dass der Preisdruck nachlässt

Fed senkt Zinsen wegen nachlassender Inflation

Der seit Anfang des Jahres nachlassende Inflationsdruck gab den Notenbankern der US-Notenbank genügend Zuversicht, um die Zinsen am 18. September um einen halben Prozentpunkt zu senken. Dies war die erste Zinssenkung seit mehr als vier Jahren und stellte eine Wende in der Geldpolitik der Zentralbank dar, die darauf abzielt, eine Verschlechterung der Lage auf dem Arbeitsmarkt zu verhindern.

In dieser Woche werden die Anleger die Äußerungen zahlreicher Fed-Vertreter analysieren. Die Gouverneure Michelle Bowman, Adriana Kugler und Lisa Cook sowie die Regionalpräsidenten Raphael Bostic und Austan Goolsbee werden bei verschiedenen Veranstaltungen auftreten.

Die Inflationszahlen für August werden von Daten zu den persönlichen Ausgaben und Einkommen begleitet, und Ökonomen rechnen mit einem weiteren soliden Anstieg der Haushaltsausgaben. Ein anhaltendes Wachstum der Verbraucherausgaben erhöht die Chancen, dass die Wirtschaft weiter expandiert und der Fed die erhoffte sanfte Landung gelingt.

Zu den weiteren Wirtschaftsdaten gehören die Verkäufe neuer Häuser im August, das Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal sowie die jährlichen BIP-Korrekturen ab 2019, die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung und die Aufträge für langlebige Güter im August. Die Datenflut wird weitere Hinweise darauf liefern, ob die Fed mit der großen Zinssenkung alles richtig gemacht hat.

Die Meinung der Bloomberg Ökonomen:

„Unserer Ansicht nach erhöht die Jumbo-Senkung der Fed die Chance auf eine weiche Landung, garantiert sie aber keineswegs. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt verschlechtert. Die Arbeitslosenquote dürfte vor Ende 2024 auf 4,5 % steigen, bevor sie im nächsten Jahr 5 % erreicht.“

– Anna Wong, Stuart Paul, Eliza Winger, Estelle Ou und Chris G. Collins, Wirtschaftswissenschaftler.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. irgendwo heißt es, dass man nicht auf das hören soll was die FED sagt, sondern was sie tut. Insbesondere wo die Demokraten eine Rezession jetzt vor der Wahl gar nicht gebrauchen können.

    Ich selber bin der Meinung das es egal ist wie schnell die Zinsen fallen, wichtig ist dagegen bis wohin.

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