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Florian Homm im Interview – Tipps, Transaktionssteuer, Crash uvm

Bei Sissi Hajtmanek und Manuel Koch ist heute Florian Homm zu Gast. Ein äußerst sehenswertes und ausführliches Interview über 50 Minuten. Sie sollten Sich die Zeit dafür nehmen. Es geht um zahlreiche Börsenthemen, aber auch um die Karriere von Florian Homm mit ihren Höhen und Tiefen, und dazu noch die konkrete Besprechung von Aktien. Bitte lesen Sie direkt unter dem Video unseren aktuellen Begleittext über Florian Homm. Zuvor eine kurze Einführung von Markus Fugmann:

Florian Homms Anlage-Tipps: Zwischen Crash-Gefahr und Hochzins-Anleihen!

Manuel Koch von „Inside Wirtschaft“ hatte heute den polarisierenden Hedgefondsmanager Florian Homm im Interview. (Kommt der Börsencrash? Hier sein Video dazu) Polarisierend, weil Florian Homm einerseits bis zum Beginn der Finanzkrise ein kleines Börsenimperium aufbaute, andererseits dieses Imperium zusammenbrach, nachdem er Hals über Kopf untertauchte und seitdem mit Klagen überzogen wird.

Bis heute gab es in einigen Ländern Europas und in den USA intensive Ermittlungen und Klagen gegen Florian Homm. Fakt ist jedoch, dass es bis jetzt zu keiner Verurteilung kam, was in Anbetracht der aufgewendeten Ermittlungsressourcen erstaunlich ist und in scharfen Kontrast zur medialen Berichterstattung und auch öffentlichen Vorverurteilung Homms steht.

Es ist kein Verbrechen, Verluste zu machen, wenn man an der Börse bzw. im Private Equity Sektor mit Geld spekuliert. Dass es Verlustrisiken gibt, wurde Anlegern auch vor 15 Jahren schon eindringlich auf dutzenden, wenn nicht hunderten Seiten gesetzlich vorgeschriebener Fondsprospekte vor Augen geführt. Wer dennoch unterschrieb und sein Geld von Homm verwalten ließ, wusste also, worauf er sich einließ: auf eine hoch spekulative Geldanlage, die mit Verlustrisiken behaftet ist. Die eingegangenen Risiken brachten erst hohe Gewinne ein, manifestierten sich dann aber 2007, 2008 im Zuge der Finanzkrise in ebenso großen Verlusten.

Dass Florian Homm anschließend untertauchte, wirft natürlich Fragen auf und gibt Anlass zu vielfältigen Spekulationen. Wir meinen jedoch: Wenn auch nach zwölf Jahren keine Verurteilung zustande gebracht wurde, dann scheint an der behaupteten Veruntreuung von Geldern nichts Beweiskräftiges drangewesen zu sein. Wie auch immer: Angesichts der Tatsache, dass er es vor der Finanzkrise schaffte, erfolgreich an der Börse zu spekulieren, kann seine Sicht auf die Börse anderen Anlegern wertvolle Hinweise geben.

Florian Homms Sicht auf die Börse: Weg von der fundamentalen „Crash-Analyse“!

Im Interview plädiert Florian Homm dafür, von der fundamentalen Weltsicht abzurücken, die schon seit Jahren diverse Crash-Propheten dazu brachte, den nahenden Kursabsturz an der Börse zu prognostizieren. Korrekt weist Homm daraufhin, dass inzwischen ein Großteil des Handelsvolumens von automatischen Handelssystemen stammt und es eine starke Korrelation zwischen Geldversorgung und Aktienkursen gibt. Kurz gesagt: Solange die Notenbanken Geld ohne Ende ins System pumpen, haben die hinter den Handelssystemen stehenden Akteure auch genug Munition, um die Kurse wenigstens auf einer gewissen Höhe, gleichzeitig aber in Bewegung, zu halten. Durch die diversen Notenbankeingriffe werden immer mehr Marktmechanismen praktisch ausgeschaltet. Bestimmend ist heute nicht mehr Angebot und Nachfrage und mit Anlagen einhergehende Risiken, sondern die Versorgung mit Notenbankgeld.

Vor einem Investment genau untersuchen sollten Anleger die Werte, die Homm geschickt ins Gespräch einflocht. Zum Beispiel eine fünfjährige Euro-Anleihe eines maltesischen Unternehmens, die mit 7% pro Jahr verzinst wird. Es hat Gründe, weshalb das emittierende Unternehmen 7,6% mehr Zinsen zahlen muss als die Bundesrepublik Deutschland. Solch ein Zinsniveau zeigt ein hohes Risiko an, andernfalls bekäme das Unternehmen im Nullzinsumfeld deutlich günstiger Kapital. Solche Investments können zehn Jahre lang gut laufen – siehe Homms steile Karriere Anfang des Jahrtausends – sie können aber auch genauso schnell fundamental schief laufen.

Dividenden-Titel sind nicht der Weisheit letzter Schluss

Nachdenklich stimmt seine Sicht auf Dividenden-Aktien. So wirbt er für Tabak-Aktien mit ebenfalls 7% Dividenden-Rendite. Das klingt nach viel. Doch die Dividenden-Rendite ist deshalb hoch, weil die Aktienkurse der meisten Tabak-Aktien in letzter Zeit stark nachgaben. Was Florian Homm auch ganz offen zugibt. Zum Beispiel, weil der Markt in Zukunft sinkende Gewinne erwartet, die dann auch zu zusammengestrichenen Dividenden-Ausschüttungen führen dürften. Derzeit jedoch wird die Dividenden-Rendite anhand der jüngsten Dividenden-Ausschüttung und dem aktuellen, gesunkenen Aktienkurs berechnet. Bei Aktien mit nachgebenden Aktienkursen führt das regelmäßig zu hohen Dividenden-Renditen, ohne dass die Anleger damit dauerhaft glücklich sind. Die Aktienauswahl hauptsächlich anhand der Dividenden-Rendite birgt Tücken.

Bei Homm wechseln sich hoch riskante Anlage-Tipps mit Vorsichtsempfehlungen ab

Dass seine Sicht auf die Geldanlage natürlich nicht so simpel ist, wie es bei seinen in wenigen Worten vorgestellten Tipps wirkt, zeigt sich im weiteren Verlauf des Interviews. Gut gefällt sein Tipp, sich abzusichern, zum Beispiel durch Investition in Volatilität, und in diverse Anlageklassen wie Fremdwährungen und Zinsen zu diversifizieren. Das versäumen die meisten Anleger.

Im Interview schwankt Florian Homm zwischen Tipps für alle Anleger und, nennen wir es einmal, Tipps für extrem risikoaffine Börsenteilnehmer. Auf der einen Seite empfiehlt er, risikobewusst mit dem eigenen Kapital umzugehen und zum Beispiel die Finger von den meisten Aktien zu lassen. Andererseits jedoch empfiehlt er Junkbonds mit 15% bis 20% Depotanteil. Und wenn er, wie er selbst sagt, in seinem Börsenbrief 300% Gewinn in wenigen Tagen macht, kann sich auch jeder vorstellen, dass das nicht mit einem Sparbuch gelang.

Wer sich auf Homms Empfehlungen einlässt, kann von einem Mann lernen, der aus eigener Kraft zweimal in wenigen Jahren Unternehmen bzw. Fonds mit hunderten Millionen Euro Bewertung aufbaute. Behalten Sie dabei aber stets die Risiken im Hinterkopf. Wie Florian Homm es selbst sagt: Man übt auch keinen Sport aus, bei dem man einen Arm verlieren kann.

Florian Homm
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9 Kommentare

  1. Hut ab! Ich rechne es Florian Homm hoch an, sich so offen so persönlichen Fragen zu stellen und dabei auch noch viele seiner Schwächen zuzugeben. Dazu gehört sehr viel Mut und Kraft, den die wenigsten bekannten Persönlichkeiten an seiner Stelle aufbringen würden. Seine Läuterung nehme ich ihm auch im Großen und Ganzen ab. Es reut mich nun, ihn vor 10 Tagen wegen seines Auftretens so niedergemacht zu haben. Seiner grundsätzlichen Anlagestrategie kann ich nämlich nur zustimmen, denn Erfahrung hat Florian Homm ja nun wirklich reichlich, er kann sie eben nur nicht so gut in Worte fassen, wie ein Markus Krall es kann.
    PS. Das musste ich jetzt noch loswerden.

  2. https://www.youtube.com/watch?v=5fi2ypH4yjo
    Ich bin jetzt kein Fan von dieser Erscheinung, oder glaube auch nicht unbedingt an die Echtheit. Aber Herr Homm besteht ja auch nicht auf die Echtheit (!), sondern sagt nur, die, denen es schlecht geht, sollen die Hilfe von oben annehmen.

    1. sabine danke das du dieses video geteilt hast.
      ich liebe den homm. ich liebe ehrliche menschen.
      ich wünsche ihm alles gute der welt. so einer müsste in die politik.
      vg md

  3. @ Hesterberg, wir sind froh ,dass sie hier wieder erscheinen.Alle wussten ,das sie beim genannten Post vielleicht eine schlechte Minute hatten. Diese Toleranz muss sein. Gibt es doch Staatsführer die nicht nur schlechte Minuten haben, sondern mindestens 4 Jahre herumpoltern können.
    Ich finde die Ehrlichkeit von Homm sympathisch, was ich immer noch nicht weiss ist, wie er ein Milliardenvermögen ruiniert hat.Mit seinen heutigen Ansichten hätte er sicher einen Teil gerettet.
    Darum sollte man ihn nicht als Crash-Propheten bezeichnen oder mindestens ernst nehmen.
    Er weiss wovon er spricht.
    Auf Wiederlesen Herr Hesterberg, der Bärenklub ist auf jedes Mitglied angewiesen.Mit Ray Dalio zusammen sind wir jetzt ca.10 Mitglieder.

    1. @Beobachter
      Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, was Sie mir schreiben. Vielen Dank!

      Florian Homm hatte früher Unternehmen und Anleger ziemlich skrupellos über die Klinge springen lassen. Zimperlich war er nicht, das darf man nie vergessen. Am Ende hatte er sich mit seinem Hedgefonds mit Fehlinvestitionen verzockt und bei den Bewertungen getrickst. Als er merkte, dass die Sache auffliegen wird, tauchte er 2007 ab und im Zuge der Finanzkrise stürzten die Aktien seines Fonds in den Keller und seine Kunden verloren über 90%. Wahr ist allerdings auch, dass viele andere aus der Finanzindustrie und Politik noch viel mehr auf dem Kerbholz haben als er und die meisten werden nie zur Rechenschaft gezogen, viele von Ihnen erhalten sogar Auszeichnungen.

  4. Daumen hoch 👍. Vielen Dank. Erstklassiges Interview

  5. @ Hesterberg, Danke für die Aufklärung.Das heisst früher als die Börsen noch fallen durften, konnte man bis zu 90% verlieren , mit der heutigen FED- Politik hätte er 90% gewonnen u.wäre ein gefeierter Star.

    1. @Beobachter
      Ja, das stimmt. Damals konnte man an der Börse sogar als Bulle noch viel Geld verlieren. Das waren noch Zeiten. Heute müsste Florian Homm nicht mehr untertauchen. Er würde einfach eine Unternehmensanleihe über 3 Milliarden EUR ausreichen, die EZB würde sie aufkaufen und er könnte mit Volldampf weiter spekulieren. Dass die Notenbanken und Staaten früher noch nicht kapiert hatten, wie einfach doch alles gerettet werden kann, ist mir ein Rätsel.

      1. Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht.
        Siehe braune Sozis, DDR, UDSSR, Kambodscha, Bill Clinton + Epstein usw.
        Alles kommt irgendwie zurück und muß bezahlt werden. Wenn nicht hier, dann oben, besser gesagt unten.
        https://www.welt.de/vermischtes/article120466859/Anlagebetrueger-bei-Fenstersturz-schwer-verletzt.html

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