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Umgehung von Importzöllen Gefahr für VW und Co: Chinas E-Autobauer bauen Fabriken in der EU

Hersteller aus China sind dabei Fabriken in Europa hochzuziehen für die Endfertigung von Elektroautos, um EU-Zölle zu umgehen.

Autoverladung in China
Autoverladung in China. Foto: Bloomberg

Wie umgeht man als chinesischer Hersteller europäische Importzölle? Indem man in Europa produziert! Eigentlich wollte die Europäische Union mit Zöllen von bis zu 48% auf chinesische Elektroautos deren Preisvorteil gegenüber etablierten heimischen Herstellern kappen. Jetzt expandieren die asiatischen Konzerne aber einfach nach Europa. Bloomberg berichtet: Chinas neue Generation von Elektroauto-Herstellern arbeitet mit der hiesigen Industrie zusammen, um ihre Fahrzeuge als europäische Produkte verkaufen zu können. Ohne diesen Schritt könnten chinesische Elektroautos für die Verbraucher tausende von Euro teurer oder für die Hersteller unrentabel werden.

China-Hersteller umgehen Zölle der EU

In Barcelona soll demnächst der Omoda E5 des chinesischen Herstellers Chery Automobile in die Produktion gehen, der eine Partnerschaft mit dem spanischen Unternehmen Ebro-EV Motors eingegangen ist. In Polen rollen die T03-Stadtautos von Leapmotor von Fließbändern, die dem Jeep- und Fiat-Hersteller Stellantis gehören. BYD hat Pläne für eine eigene Fabrik in Ungarn angekündigt, eine weitere ist in der Türkei in Planung. Unterdessen erwägt Zeekr die Produktion in Fabriken, die der Muttergesellschaft Geely gehören.

Der Markteintritt der chinesischen Elektroautohersteller ist eine Gefahr für die europäischen Autogiganten. Die haben kaum eine andere Wahl, als Partnerschaften einzugehen und Platz für ihre aufstrebenden Konkurrenten zu machen. Denn europäische Autobauer müssen einige ihrer eigenen Standorte schließen, um sich an das schwächelnde globale Absatzwachstum anzupassen.

Grafik zeigt geplante chinesische Autofabriken in Europa

Zusammenbau fertiger Bausätze in Europa

Chery hofft, bis Ende des Jahres die Produktion in der ehemaligen Nissan-Fabrik in der Nähe des Frachthafens von Barcelona aufnehmen zu können. Außerdem sucht das Unternehmen nach einem zweiten Standort in Europa. Bis 2029 wollen Chery und Ebro jährlich 150.000 Autos produzieren. Das spanische Werk wird laut Chery Autos aus vorfabrizierten Bausätzen zusammenbauen. Solche Fahrzeuge werden an billigeren Standorten hergestellt, zerlegt und dann in der Nähe des Verkaufsortes wieder zusammengebaut. Mit diesem Verfahren, das in der Automobilbranche üblich ist, kann Chery die EU-Zölle auf fertige Autos umgehen.

Die Europäische Kommission klärt noch, wie die neuen Zölle auf Joint Ventures anzuwenden sind, die nicht Teil ihrer Antisubventionsuntersuchung waren. Während Verhandlungen die zusätzlichen Zölle noch vor ihrer endgültigen Einführung im November abwenden könnten, hat China bereits eine Gegenuntersuchung wegen angeblichen Dumpings von Schweinefleischprodukten aus der EU eingeleitet.

Grafik zeigt geplante Zölle gegen E-Auto-Hersteller aus China in der EU

Dies ist nur ein Teil eines größeren globalen Handelsstreits. Die USA haben Zölle von bis zu 100% auf chinesische Elektroautoimporte verhängt. Die EU hat eine mildere Haltung eingenommen. Sie braucht die billigen Elektroautos, um ihr — wackeliges — Ziel zu erreichen, bis 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr zu verkaufen. Das Absatzwachstum bei den eigenen Herstellern ist durch den Wegfall der staatlichen Förderung ins Stocken geraten. Während beispielsweise der ID.3 von Volkswagen rund 37.000 Euro kostet, liegt der Dolphin von BYD mit Fließheck bei rund 33.000 Euro. Obwohl Chinas Elektroautohersteller bisher weniger als 10% des europäischen Marktes erobert haben, ist die Region der lukrativste Absatzmarkt für Unternehmen wie Nio und Xpeng, die nach einer raschen Expansion auf ihren lokalen Märkten nun Überkapazitäten aufweisen.

Strafen verhängt

Einige Regierungen beobachten die Versuche, chinesische Autos auf den EU-Markt zu bringen, sehr genau. Im Juni verhängte die italienische Kartellbehörde eine Geldstrafe von 6 Millionen Euro gegen DR Automobiles. Die Aufsichtsbehörde hatte festgestellt, dass das Unternehmen Fahrzeuge chinesischer Hersteller, darunter Chery, illegal als in Italien hergestellt gekennzeichnet hatte. DR kündigte an, Berufung einlegen zu wollen, da die Fahrzeuge nur zu 60 bis 70% in China vormontiert würden.

„Es ist logisch, dass Länder wie Italien um den Erhalt von Arbeitsplätzen besorgt sind und genau beobachten, was auf ihrem Heimatmarkt passiert“, sagte Alexandre Marian, Partner und Geschäftsführer bei AlixPartners. Marian geht jedoch davon aus, dass chinesische Unternehmen ihre Expansion in Europa fortsetzen werden, möglicherweise durch die Übernahme von Werken, die heimische Hersteller schließen oder verkaufen wollen. „Chinesische Hersteller sind extrem entschlossen“, sagte er. „Sie finden immer einen Weg, um ein Problem zu umgehen, und sobald sie ein Ziel festgelegt haben, finden sie auch einen Weg, dieses Ziel zu erreichen.“

FMW/Bloomberg



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5 Kommentare

  1. Naja, die Chinesen werden wohl bei ihrer Standortwahl daran gedacht haben wie „beliebt“ die Produktionsstätte von Tesla bei gewissen Bevölkerungsgruppen in Deutschland ist, und wieviel Schaden diese Gruppen schon angerichtet haben.
    Dann doch wohl doch lieber Spanien.
    Energiekosten, Löhne und Sicherheit vor Habecks „neue Experimenten“ werden auch wohl eine Rolle spielen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Genau, und ist es nicht einfach seit Jahre an der Zeit, dass wenn VW und Co in China produzieren und dort nennenswerte Umsätze und Gewinnen einfahren, dass jemand auf die Idee kommt das gleiche „hier“ zu tun?
    Man muss einfach aufhören China als ein hinterherchelendes Entwicklungsland zu sehen. In manche Bereiche sind sie führend.
    Wach werden!

  3. Egal was die hohlen Bürokraten der EU machen,ob Strafzölle geen China oder Sanktionen gegen Rußland es trifft immer wieder Deutschland selber und unsere Marionettenregierung schaut tatenlos zu.

  4. Wer wo wieviel Verlust mit der E- Mobilität macht ist im Prinzip egal.

  5. Pingback: Meldungen & Nachrichten vom 28. Juli 2024 | das-bewegt-die-welt.de

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