Allgemein

Geschäftsjahr 2022 Genossenschaftsbanken: 5,8 Milliarden Euro Abschreibung, aber solider Gewinn

Die Genossenschaftsbanken müssen 5,8 Milliarden Euro wegen Anleiheverlusten abschreiben. Aber unterm Strich ist es ein solider Gewinn.

Bankentürme in Frankfurt

Die deutschen Genossenschaftsbanken haben über ihren Verband VBR heute ihre Jahreszahlen für 2022 veröffentlicht. Er repräsentiert 737 Volksbanken und Raiffeisenbanken im Bundesgebiet. Trotz großer Abschreibung auf Anleihebestände präsentiert man robuste Zahlen mit Gewinnen.

Geschäftsdaten der Genossenschaftsbanken für 2022

Die Finanzdaten bei Volksbanken und Raiffeisenbanken für 2022 zeigen einen Zinsüberschuss, der im Jahresvergleich um 8,2 Prozent auf 17,7 Milliarden Euro anstieg. Der Provisionsüberschuss wuchs um 2,1 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro. Die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen der Genossenschaftsbanken erhöhten sich um 3,7 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro. Das Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit wuchs um 12,5 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Die Cost-Income-Ratio verbesserte sich von 67,8 Prozent auf 66,0 Prozent. Das Betriebsergebnis vor Bewertung erreichte 9,1 Milliarden Euro — ein Plus von 15 Prozent.

Das bilanzielle Eigenkapital der Genossenschaftsbanken wuchst laut BVR kräftig um 5,2 Prozent auf 62 Milliarden Euro. Die Rücklagen legten um 3,3 Prozent auf 45,8 Milliarden Euro zu. Um die Eigenkapitalbasis weiter zu stärken, gaben Genossenschaftsbanken zusätzliche Geschäftsanteile an ihre Mitglieder aus. Entsprechend wuchs das Geschäftsguthaben um 10,7 Prozent auf 16,5 Milliarden Euro. Die regulatorischen Eigenmittel nach CRR stiegen auf 107,3 Milliarden Euro. Das Kernkapital wuchs auf 99,3 Milliarden Euro. Die Kernkapitalquote stieg leicht auf „weiterhin komfortable“ 15,3 Prozent.

5,8 Milliarden Euro Abschreibung – wahrscheinlich kein Problem

Die abrupte Zinswende führte laut dem BVR zu „temporären Abschreibungen auf Wertpapiere zum Jahresende 2022 in Höhe von minus 5,8 Milliarden Euro„, denen in den Folgejahren entsprechend den Laufzeiten Zuschreibungen folgen werden. Was damit gemeint ist? Die Kurse der Anleihen fielen im letzten Jahr, die Renditen stiegen. Die in den Büchern der Banken gehaltenen Anleihen haben also einen buchhalterischen Wertverlust zum Stichtag 31. Dezember 2022. Diesen Wertverlust müssen die Genossenschaftsbanken mit dieser Abschreibung in ihren Büchern ausweisen. Aber: Anleihen werden zum Laufzeitende zu 100 % zurückgezahlt. Notiert eine Anleihe jetzt zum Beispiel bei 93 % ihres Nominalwertes, und in zwei Jahren erfolgt die Rückzahlung, erhält die Bank dann 100 % des Nennwertes zurück vom Schuldner, oft einem Staat. Der Kursverlust ist also nur während der Laufzeit vorhanden. Halten die Genossenschaftsbanken ihre Bestände bis zum Laufzeitende (was wohl in der Regel der Fall ist), hat man kein Kursrisiko, und die jetzige buchhalterische Abschreibung führt letztendlich nicht zu einem realen Verlust. Nur wenn die Volksbanken und Raiffeisenbanken während der Laufzeit der Anleihe gezwungen sein sollten zu verkaufen, würden sie tatsächlich Verluste realisieren.

Blick auf Kredite

Hat die große Zinswende im letzten Jahr mit den stark rückläufigen Neuanträgen für Immobilienkredite das Kreditgeschäft insgesamt runtergezogen? Schauen wir uns das mal an. Die laut BVR „im Jahresverlauf 2022 rückläufigen Finanzierungsanfragen bremsten auf Jahressicht das Kreditwachstum nur leicht“. Insgesamt legten die Kreditbestände um 6,5 Prozent auf 757 Milliarden Euro zu. Die Kredite an Privatkunden wuchsen um 5 Prozent auf 358 Milliarden Euro. Firmenkundenkredite (einschließlich der sonstigen Kundenkredite) legten um 7,9 Prozent auf 399 Milliarden Euro zu. Die Kundeneinlagen wuchsen um 3,4 Prozent auf 861 Milliarden Euro.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage