Anleihen

Wie George Soros und Marko Kolanovic auf Aktien und Anleihen blicken

Aktuelle Daten und Aussagen zeigen, wie zwei Top-Namen der Wall Street, George Soros und Marko Kolanovic, auf Aktien und Anleihen blicken.

New Yorker Börse

War die Aktienmarktrally der letzten Woche übertrieben, und Risiken wurden nicht eingepreist, beziehungsweise ignoriert? Schauen wir auf die Taten und Aussagen von zwei Schwergewichten an der Wall Street. Bevor wir zu Marko Kolanovic kommen, schauen wir erst auf George Soros, der der breiten Masse der Privatanleger bekannter sein dürfte. Die Investmentfirma von George Soros hat sich mit US-Unternehmensanleihen eingedeckt, da die Renditen für festverzinsliche Wertpapiere Ende 2022 ein Mehrjahreshoch erreichten. Soros Fund Management kaufte laut Bloomberg den börsengehandelten Fonds „iShares iBoxx $ Investment Grade Corporate Bond“ im Wert von etwa 255 Millionen Dollar, wie aus einem am Montag eingereichten Bericht hervorgeht. Der börsengehandelte Fonds macht nun 4,4 % seines 5,7 Milliarden Dollar schweren US-Wertpapierportfolios aus, und ist damit seine drittgrößte Position.

Vermögende Privatpersonen und Vermögensverwalter strömen auf den Anleihemarkt, um nach den aggressiven Zinserhöhungen der Federal Reserve von den höchsten Renditen seit Jahren zu profitieren. Die Benchmark-Rendite 10-jähriger Staatsanleihen überstieg im Oktober 4,3 %, und erreichte damit den höchsten Stand seit 2007.

Anleihen haben sich in den letzten Monaten erholt, da die Anleger darauf wetten, dass die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und die rückläufige Inflation die Zentralbank dazu veranlassen könnten, ihre Straffungsmaßnahmen zu beenden. Der von George Soros gehaltene ETF auf Unternehmensanleihen im Wert von 36,7 Milliarden Dollar, der unter dem Börsenkürzel LQD läuft, hat seit Ende des dritten Quartals 6,8 % zugelegt.

Soros Fund Management hat auch eine neue Position in dem Biotech-Unternehmen Horizon Therapeutics aufgebaut, das im Dezember die Übernahme durch Amgen angekündigt hatte. Das Unternehmen kaufte in den drei Monaten, die am 31. Dezember endeten, 2,86 Millionen Horizon-Aktien im Wert von etwa 325 Millionen Dollar.

George Soros, 92, hat laut Bloomberg Billionaires Index ein geschätztes Nettovermögen von 8,5 Milliarden Dollar. Er hat sein Vermögen genutzt, um über seine Open Society Foundations Gruppen zu finanzieren, die sich für Gerechtigkeit, Demokratie, Menschenrechte und progressive Politik einsetzen. Er hat Milliarden in seine philanthropischen Bemühungen gesteckt, und der größte Teil des Vermögens seiner Firma gehört jetzt den Stiftungen, und nicht mehr der Familie Soros.

Vermögensverwalter, die mehr als 100 Millionen Dollar in US-Aktien verwalten, müssen innerhalb von 45 Tagen nach Quartalsende das 13F-Formular der US-Börsenaufsicht einreichen, um ihre Bestände an Wertpapieren aufzulisten, die an US-Börsen gehandelt werden. Dies ist eine der seltenen Möglichkeiten, wie man einen Einblick in die Investitionen von Hedgefonds und einigen großen Family Offices erhält.

JPMorgan’s Kolanovic fordert Anleger auf Aktien durch Anleihen zu ersetzen

Nicht nur George Soros setzt stärker auf Anleihen. Marko Kolanovic, Stratege bei JPMorgan, sagt laut Bloomberg, er werde „defensiver“ und empfehle den Anlegern, die diesjährige Aktienrallye abzublasen, da „eine Rezession derzeit nicht in den Aktienmärkten eingepreist ist“. Kolanovic, einer der größten Optimisten an der Wall Street während eines Großteils des letztjährigen Marktausverkaufs, bevor er seine Haltung in den letzten Monaten änderte, verstärkte in diesem Monat die defensive Ausrichtung im Modellportfolio der Bank, indem er Staatsanleihen leicht „übergewichtet“ hat, während er das Risiko bei Aktien, Krediten und Rohstoffen reduzierte.

„Angesichts der Tatsache, dass Aktien in der Nähe der Höchststände des letzten Sommers und zu überdurchschnittlichen Multiplikatoren gehandelt werden, trotz der schwächelnden Erträge und des jüngsten starken Anstiegs der Zinssätze, bleiben wir dabei, dass die Märkte die jüngsten guten Nachrichten über die Inflation überbewerten und selbstgefällig gegenüber den Risiken sind“, schrieb ein Team von Strategen unter der Leitung von Marko Kolanovic am Montag.

Kolanovic warnte, dass eine Rezession „letztendlich notwendig sein wird“, um die Inflation wieder auf die Ziele der Zentralbank zu bringen, und sagte, dass das Aufwärtspotenzial für die Märkte angesichts der überzogenen Bewertungen und der hohen Zinsen wahrscheinlich „ziemlich begrenzt“ sei. Marko Kolanovic verweist auf US-Industriewerte und europäische Aktien und argumentierte, dass ein wirtschaftlicher Abschwung nicht eingepreist sei, da beide Gruppen im vergangenen Jahr im Wesentlichen unverändert geblieben seien.

S&P 500 Chart mit Trendlinien

Die meisten von Kolanovics Prognosen für 2022 haben sich nicht bewahrheitet. Inzwischen hat er seine Meinung revidiert und seine Aktienquote Mitte Dezember aufgrund der schwachen Wirtschaftsaussichten für dieses Jahr gesenkt. Im Januar sagte er, dass die Wirtschaft auf einen Abschwung zusteuere. Die Bank reduzierte ihre empfohlene Aktienquote erneut aufgrund von Befürchtungen einer Rezession und einer Überstraffung durch die Zentralbank. Letzte Woche sagte Marko Kolanovic, dass der Disinflationsprozess der US-Wirtschaft nur „vorübergehend“ sein könnte.

Marko Kolanovic riet den Anlegern jedoch während des Abschwungs im Oktober in chinesische Aktien zu investieren, was er auch tat, da der MSCI China Index seit Anfang Oktober um mehr als 20 % gestiegen ist. Er sagte, dass die Bank ihr Portfolio weiterhin so ausrichtet, dass es vom Rückenwind der Wiedereröffnung Chinas profitiert“, mit einer Übergewichtung“ von Rohstoffen, vor allem über Energie und Schwellenländeraktien. „Wir sind der Meinung, dass man die Jahresgewinne nutzen sollte, um die Aktienallokationen zu reduzieren und das Portfolio-Beta zu verringern“, schrieb Marko Kolanovic. „Wir glauben, dass internationale Aktien (China/EM, Japan und Europa) ein besseres Risiko-Ertrags-Verhältnis bieten als US-Aktien.“

FMW/Bloomberg



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