Gold

Eine Käufergruppe für Gold besonders gefährlich! Goldpreis auf Allzeithoch – wer kauft das ganze Edelmetall?

Goldpreis notiert erstmals in der Geschichte über 2.600 US-Dollar pro Unze auf Wochenschlusskursbasis. Das Edelmetall erreicht zudem sowohl in Euro als auch in US-Dollar neue Allzeithochs.

Goldpreis in EUR und USD auf Allzeithoch
Bild: Freepic.com | micloggi76

Das gelbe Edelmetall erreicht mit 2.622 US-Dollar pro Feinunze (31,1g) ein neues Allzeithoch auf Tages- und Wochen-Schlusskurs-Basis. Auch in der europäischen Gemeinschaftswährung ist Gold am Spot-Markt mit 2.349 Euro pro Unze so teuer wie nie zuvor.

Goldpreis mit neuen Schlusskursrekorden auf Tages- und Wochenbasis.

Goldpreis teuer wie nie – wer kauft das Edelmetall?

Bei diesen hohen Preisen stellt sich die Frage, wer bereit ist, jetzt noch Gold zu akkumulieren? Interessant ist auch, dass an das größte Gold-Drehkreuz der Welt, die Schweiz (ca. zwei Drittel der global gehandelten Menge), gemäß den Daten des Bundesamtes für Zoll- und Grenzsicherheit (BAZG, ehem. Eidgenössische Zollverwaltung) im August aus Deutschland nur noch 4 Tonnen abflossen. Damit summiert sich die Gesamtmenge deutschen Goldes, das in 2024 in der Schweiz zur Veredelung und zum Weiterverkauf landete, auf 61 Tonnen. Im monatlichen Durchschnitt waren es ergo bis Ultimo August 7,6 Tonnen.

Dieser Rückgang bei den Lieferungen in die Schweiz wird vom deutschen Gold-Einzelhandel durch Meldungen bestätigt, dass die Ankaufsvolumina zuletzt trotz Preisrekorden wieder rückläufig waren.

Indien löst China bei physischem Edelmetall ab

Saisonal typisch steigt die Nachfrage im Spätsommer in Indien deutlich an, da das Land saisonal vor einer Reihe von Festivitäten steht, zu denen Gold und Goldschmuck gekauft werden.

Nach China ist Indien das zweitgrößte Land in der Produktion von Goldschmuck, gefolgt von anderen großen Herstellern wie Italien, das für seine Luxus-Designs bekannt ist, sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten, die sich mittlerweile zu einem ebenfalls bedeutenden Schmuckproduzenten-Land entwickelt haben und vor allem den Nahen Osten bedienen.

In Indien stehen die Hochzeitssaison, zu der als Mitgift viel Gold verschenkt wird, sowie Ende Oktober das Diwali-Fest an. Außerdem kauft die indische Schmuckindustrie massenhaft Gold für die Bedienung der weltweiten Nachfrage zum Weihnachtsgeschäft für Goldschmuck, Accessoires und Geschirr.

Noch im ersten Semester 2024 war China der größte Staubsauger für physisches Gold. Es herrschte ein wahrer Gold-Rausch im Reich der Mitte. Dieser materialisierte sich laut BAZG von Januar bis Juni 2024 im Durchschnitt auf eine Auslieferung von 43 Tonnen Feingold im Monat aus den Schweizer Raffinerien.

Besonders junge chinesische Käufer stürzten sich statt auf Immobilien oder Aktien auf Münzen, Nuggets und innovative Goldprodukte, wie z. B. verzierte kleine Gläser, befüllt mit Feingoldkügelchen fürs Regal oder als Tisch-Deko. Also eine Mischung aus Accessoire und Kapitalanlage. Dieser spezielle Kaufrausch hat sich durch die deutlich gestiegenen Anschaffungskosten für die Edelmetallprodukte zuletzt stark abgekühlt.

Im August spielte China beim Export aus der Schweiz fast keine Rolle mehr. Dafür explodierten die Ausfuhren nach Indien auf 48 Tonnen. Ein Trend, der sich bereits im Juli mit 35 Tonnen abzeichnete und sich noch bis mindestens Ende Oktober fortsetzen sollte.

Bei Gold-ETFs wird wieder zugegriffen!

Gemäß den jüngsten zur Verfügung stehenden Daten des The World Gold Council (WGC) legte auch die globale Nachfrage nach größtenteils mit physisch besicherten Gold-ETFs im August um 2,1 Milliarden US-Dollar zu. Damit wurden bereits den vierten Monat in Folge Netto-Zuflüsse verzeichnet.

Dabei meldeten alle Regionen positive ETF-Zuflüsse: Westliche Fonds steuerten erneut den Löwenanteil bei. Der Anstieg des Goldpreises in Verbindung mit diesen Zuflüssen ließ die weltweit verwalteten Gold-Vermögenswerte (AUM) um 4,5 Prozent auf einen weiteren Monatshöchststand von 257 Milliarden US-Dollar ansteigen. Die Gold-Gesamtbestände der ETFs in Tonnen erholten sich ebenfalls und stiegen um 29 auf 3.182 Tonnen zum Monatsultimo August an:

Gold-ETF-Bestände steigen im August 2024 den vierten Monat in Folge
Dank ununterbrochener Zuflüsse zwischen Mai und August verringerten sich die Abflüsse bei den globalen Gold-ETFs im Jahresverlauf weiter auf nur noch 1 Milliarde US-Dollar.

Der Rückgang der Bestände im Jahr 2024 konnte ebenfalls auf 44 Tonnen reduziert werden. Im Jahresvergleich verzeichnete Asien die größten Zuflüsse (+3,5 Mrd. USD), während Europa (-3,4 Mrd. USD) und Nordamerika (-1,5 Mrd. USD) bislang die höchsten Abflüsse verzeichneten.

Die gefährlichsten Gold-Käufer!

Eine Gruppe von Käufern des Edelmetalls erweist sich regelmäßig als besonders unsicherer Kantonist: die großen Terminmarkt-Spekulanten in den USA („Large Speculators“, grüne Linie in der folgenden Grafik). Hier handelt es sich um kurzfristig orientierte Anleger, die stark pro-zyklisch agieren: steigt Gold, springen diese Spekulanten mit auf den Gold-Hausse-Zug auf. In Korrekturphasen aber ebenso schnell auch wieder ab.

Da am Terminmarkt ein Vielfaches des physischen Edelmetalls gehandelt wird, verstärkt diese Gruppe von aktuellen Käufern die Bewegungen des Goldpreises enorm – nach oben genau so wie nach unten:

Große Spekulanten setzen voll auf setiegende Goldpreise

Wie so oft im Leben liegt in jedem Risiko aber auch eine Chance – nämlich die eines gewaltigen Gold-Short-Squeeze. Bei einem Short Squeeze werden die „Shorties“, die auf fallende Goldpreise wetten, gezwungen, ihre meist ungedeckten Verkaufs-Kontrakte durch den Erwerb v. Kauf-Kontrakten zu neutralisieren, um gigantische Verluste zu vermeiden (1 Future-Kontrakt ≙ 100 Unzen Gold).

Ein Short Squeeze bei den „Commercials“ (Händlergruppe inkl. großer US-Investmentbanken, rote Linie in der obigen Grafik), ausgelöst z. B. durch ein geopolitisches Ereignis oder die Konkretisierung der Pläne zu einer gemeinsamen teilgoldgedeckten BRICS-Währung anlässlich des nächsten Treffens der Gruppe in ca. vier Wochen könnte den Goldpreis schnell Richtung 3.000 US-Dollar pro Unze hochschnellen lassen.

Zumal der Anstieg des Goldpreises auch mit dem gerade begonnenen Zinssenkungszyklus in den USA zu tun hat, der bis weit ins Jahr 2025 anhalten könnte.

Finanzmarktwelt.de / @HannesZipfel



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1 Kommentar

  1. Gibt es eigentlich Angaben darüber, wieviel Gold theoretisch sofort am Markt gekauft werden könnte.
    Praktisch physisches Gold, was gelagert ist und auf einen Käufer wartet.
    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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