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Gunnar Heinsohn: Hilflosigkeit von Zentralbanken: Warum wird die EZB ihre Hyper-Kredite nicht los?

Der Beitrag von Gunnar Heinsohn erschien im Malik-Blog – und ist in jeder Hinsicht eine empfehlenswerte Lektüre. Heinsohn thematisiert, warum die Banken die „Wunderkredite“ der EZB nicht nachfragen wollen:

Die Vierjahreskredite der EZB zum Stichtag 18. September 2014 greifen nicht. Statt der erwarteten 200 Milliarden Euro beanspruchen insgesamt 255 Banken von dieser Offerte nur 83 Milliarden. An diesen einmaligen Weltwunderkredit zu einem Zins von 0,05 Prozent ist nämlich die Bedingung geknüpft, dass die Banken das Weiterverleihen dieses warmen Segens an Firmenkunden der „Realwirtschaft“ unter Beweis stellen oder ihn bereits nach zwei Jahren zurückzahlen müssen.

Auch der Minuszins von 0,2%, den die EZB für bei ihr geparkte Übernachteinlagen der Geschäftsbanken mittlerweile einbehält, erweitert deren Ausleihungen an Firmenkunden nicht. Zähneknirschend schlucken sie lieber den Verlust.

Wenn Firmen mit gut laufendem Geschäft oder vielversprechenden neuen Ideen Kredit benötigen und ihren Geschäftsbanken erstklassige Pfänder stellen können, muss die niemand ermuntern oder gar nötigen, die benötigen Beträge bereitzustellen. Darin besteht schliesslich der Kern ihres Geschäfts.

Wer Geschäftsbanken zu Krediten an Firmen verführen will, deren Verkäufe stocken, denen innovative Köpfe fehlen und die obendrein kein solides Kollateral anbieten können, muss für die womöglich ausbleibenden Zins-und Tilgungszahlungen solcher Firmen selber einspringen. Eine EZB, die derartige Zusagen machen wollte, müsste die entsprechenden Summen aus ihrem Eigenkapital nehmen und sich dabei selbst verzehren. Sie könnte derartige Versprechen also nur machen, wenn Dritte wiederum ihr solche Verluste ersetzen würden. Das könnten nur die Steuerzahler von Euro-Staaten sein, die nicht ihrerseits bereits überschuldet sind.

Einmal mehr zeigt sich die ökonomische Hilflosigkeit von Zentralbanken, die drei entscheidende Dinge nun einmal nicht vermögen: (1) Sie können potentiellen Kunden von Geschäftsbanken kein Eigentum übertragen, damit die daraus das Pfand für ihre Schulden nehmen. (2) Sie können solchen Kunden auch keine Patente überlassen, deren Umsetzung ihnen eine Marktführerschaft bescheren würde. (3) Sie können ihnen auch keine Könner vermitteln, die mit eigenen Innovationen den Betrieb wieder nach vorne brächten.

Selbstverständlich können auch die Geschäftsbanken all dieses nicht. Wäre es anders, bräuchte man sich um frische Kredite an die Realwirtschaft ja keine Sorgen zu machen. Der Aberwitz liegt bei Politikern und Ökonomen, die Zentralbankern Potenzen zutrauen, die bei Geschäftsbankern fehlen oder von ihnen arglistig zurückgehalten würden. Beide Stufen des Bankensystems jedoch sind angewiesen auf Unternehmen, die den Preis ihres Eigentums verteidigen müssen und für die Umsetzung von – durch die Konkurrenz vorgelegte oder aus dem Eigenen kommende – Innovationen Investitionskredit benötigen. Banken mögen zukunftsfähige Unternehmen erkennen, erschaffen müssen die sich selber.



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