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Ehemalige HSH Nordbank Hamburg Commercial Bank: Verkauf für 1 Mrd – jetzt 1,5 Mrd Euro Dividende

Vor vier Jahren für 1 Milliarden Euro vom Staat verkauft, so will die Hamburg Commercial Bank jetzt 1,5 Milliarden Euro Dividende an die privaten Eigentümer zahlen.

Gibt es einen besseren Beweis dafür, dass sich der Staat nicht als Banker betätigen sollte, und insbesondere nicht die deutschen Bundesländer? Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) hieß einst HSH Nordbank, und war die „große stolze“ Landesbank der Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein. Sie wurde zum Multi-Milliardengrab für die Steuerzahler der beiden Länder, die vor allem durch gezogene Bürgschaften mehr als 10 Milliarden Euro Geld in die Bank pumpen mussten.

Dann wurde die HSH Nordbank noch von den letzten toxischen Problemen entkernt, und vor vier Jahren wurde die Bank besenrein an private Investoren verkauft für rund 1 Milliarde Euro. Die beiden Landesregierungen dachten wohl damals: Nur noch weg damit, wir wollen damit nichts mehr zu tun haben? Dass der Staat auch beim Verkauf der sauberen HSH Nordbank schlecht abschnitt, zeigt sich heute eindrucksvoll. Die privaten Investoren wie Cerberus, JC Flowers etc haben den Laden in Windeseile auf Vordermann gebracht. Was jüngst angedeutet wurde, wird heute Gewissheit: Die Hamburg Commercial Bank will an ihre jetzigen Anteilseigner 1,5 Milliarden Euro Dividende ausschütten. Alleine damit würden die Investoren schon weit mehr als Gewinn für ein Geschäftsjahr erlösen, als sie vor vier Jahren für die ganze Bank bezahlt haben.

Für die neuen Eigentümer der ehemaligen HSH Nordbank könnte sich damit das Investment von rund 1 Milliarde Euro vor etwa vier Jahren bezahlt machen. Ein Beschluss zur Ausschüttung der 1,5 Milliarden Euro werde im zweiten Quartal erwartet, wie die HCOB heute bei der Bilanzvorlage mitteilte, so Bloomberg. Die Bank wolle das während der Transformation notwendige hohe Kapitalniveau nun normalisieren. Unter Berücksichtigung der möglichen Dividende liege die CET1-Quote zu Ende 2022 bei 20,5 %, verglichen mit 28,9 % ein Jahr zuvor, wie die vorgelegten Daten zeigen.

Bereits vergangenen Monat hatte CEO Ian Banwell im Interview mit Bloomberg eine Dividende in Milliardenhöhe in Aussicht gestellt. Die einstige HSH Nordbank war nach der Finanzkrise vom Staat gerettet worden, weil sie sich mit Schiffskrediten verspekuliert hatte. Im Jahr 2018 wurde sie als erste Landesbank privatisiert und an das Konsortium rund um Cerberus verkauft. Sie schrumpfte stark und spezialisiert sich als Hamburg Commercial Bank heute auf Bereiche wie Immobilien-, Schiffs- und Projektfinanzierungen.

Für 2022 meldete die Hamburg Commercial Bank einen Vorsteuergewinn von etwa 363 Millionen Euro, verglichen mit 299 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Zur Begründung verwies die Bank auf eine verbesserte Profitabilität im operativen Geschäft und eine gute Entwicklung in der Risikovorsorge.

Auf die Frage, ob die Oldenburgische Landesbank — zu deren Eigentümern unter anderem Apollo Global Management gehört — ein mögliches Übernahmeziel für die HCOB sei, sagte Banwell, dies sei eine strategische Entscheidung der HCOB-Eigentümer. Er selbst sei mit dem Geschäftsmodell der OLB nicht vertraut.

Auch Gerüchten über einen baldigen Börsengang der Hamburg Commercial Bank nahm der CEO den Wind aus den Segeln. Er wisse nichts von solchen Plänen, insofern sei das wohl kein “unmittelbar bevorstehendes” Szenario. Dass die HCOB in diesem Jahr mit IPO-Vorbereitungen beginne, sei mehr eine “technische” Übung. Banwell bekräftigte, dass die Bank weiter moderat wachsen wolle. Das hatte er schon in dem Bloomberg-Interview in Aussicht gestellt, und dabei die Bereiche Projektfinanzierungen, erneuerbaren Energien sowie International Corporate genannt. Auch bei Schiffs- und Immobilienfinanzierungen bleibe die HCOB aktiv, allerdings wolle sie hier nicht sehr aggressiv wachsen.

FMW/Bloomberg

Zentrale der Hamburg Commercial Bank
Zentrale der Hamburg Commercial Bank. Photographer: Krisztian Bocsi/Bloomberg


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2 Kommentare

  1. Pingback: Aktuelles vom 9. Februar 2023 | das-bewegt-die-welt.de

  2. Moin Moin, Herr Kummerfeld, Vielen Dank für die ausführliche Recherche. Ich bin der Meinung, dass das Geld an den Steuerzahler zurück erstattet wird und nicht an die Aktionäre. Obwohl ich durchaus der Markwirtschaft zugetan bin, finde ich es nicht richtig, das die Finanzminister der Länder HH und SH nicht äußern. Warum auch, den Bockm……. haben Sie verursacht! Seit der Finanzkrise und der Insolvenz der HSH Nordbank bekommen die Landesbediensteten übrigens kein 13. Gehalt mehr. Ein Schelm wer Böses dabei denkt und Zusammenhänge erkennen kann. Übrigens gibt es in Kürze ein Gerichtsurteil nach einer Klage beim Bundesverfassungsgericht. Es wird darüber gerichtet, ob die Landesbeamten und Tarifbeschäftigten unrechtmäßig das 13. Gehalt „eingefroren“ wurde. Nur als Anmerkung würde ich mich über eine weitere Berichterstattung in dieser Sache sehr freuen. Vielen Dank für Ihre Tätigkeit, an alle Menschen, die für Finanzwelt arbeiten, besonders an Fugi! Ich bin seit 1994 an der Börse, als Privatanleger tätig und finde Euch einfach Klasse, weiter so!

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