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Bank nähert sich Milliarden-Dividende Wie sich die ehemalige HSH Nordbank in eine Cash Cow verwandelt hat

Die Hamburg Commercial Bank, die ehemalige HSH Nordbank, hat sich in nur wenigen Jahren zu einer Cash Cow gemausert.

Können Sie sich noch erinnern? Im Nachgang der Finanzkrise geriet auch das Geschäft mit Schiffskrediten ins Wanken. Mit 10 Milliarden Euro mussten die Steuerzahler der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein für die Probleme der Bank im Jahr 2016 gerade stehen. Die Bank wurde zu einem regelrechten Albtraum für die beiden Bundesländer. Dann hieß es nur noch „Weg mit der HSH Nordbank“. Die Bundesländer wollten nichts mehr damit zu tun haben. Die auch nach einer Auslagerung problematischer Papiere quasi „kernsanierte“ HSH Nordbank wurde besenrein an private Investoren übergeben, die – so darf man es sagen – Experten sind, wenn es darum geht Problemtanker wieder flott zu machen.

Hamburg Commercial Bank: Milliarden-Dividende in greifbarer Nähe

Die erst im Jahr 2018 privatisierte HSH Nordbank wurde dann auch zügig umbenannt in Hamburg Commercial Bank (HCOB), die Mitarbeiterzahl wurde drastisch reduziert. Der ganze Laden wurde auf Vordermann gebracht, und ist in kurzer Zeit zu einer Cash Cow geworden. Nun winkt sogar eine Milliarden-Dividende für diese relativ kleine Bank, wenn man sie mit Deutsche Bank oder Commerzbank in Relation setzt. Bloomberg berichtet wie folgt: Die Hamburg Commercial Bank, die ehemalige HSH Nordbank, erwartet für 2022 einen Gewinn oberhalb der bisherigen Erwartungen. Das erklärte der neue CEO Ian Banwell im Interview mit Bloomberg. Eine Dividende in Milliardenhöhe rückt damit in greifbare Nähe. Zugleich strebt Banwell leichtes Wachstum und Einstellungen im dreistelligen Bereich an. Einen Verkauf oder ein IPO der Bank in 2023 hält er indes für unwahrscheinlich.

“Das vergangene Jahr war sehr erfolgreich für uns. Der Nettogewinn dürfte rund 15% über unserer Prognose liegen”, sagte Banwell. Im August hatte die Bank rund 350 Millionen Euro für 2022 in Aussicht gestellt. Damit rückt auch die erste mögliche Dividendenausschüttung der HCOB seit der Privatisierung in den Blick. Das Institut bewegt sich in die Richtung, in diesem Jahr “eine beträchtliche Dividende zu empfehlen”, sagte Banwell. “Beträchtlich bedeutet mehr als 1 Milliarde Euro.” Eine endgültige Entscheidung würden die Eigentümer bei der Hauptversammlung im zweiten Quartal treffen.

Die einstige HSH war nach der Finanzkrise vom Staat gerettet worden, weil sie sich mit Schiffskrediten verspekuliert hatte. Im Jahr 2018 wurde sie als erste Landesbank privatisiert und an ein Konsortium um Cerberus Capital und J.C. Flowers verkauft. Sie schrumpfte und spezialisiert sich heute auf Bereiche wie Immobilien-, Schiffs- und Projektfinanzierungen.

Eigentümer der Hamburg Commercial Bank

Nun will das Unternehmen moderat wachsen, erklärte Banwell. Es sei geplant, 150 neue Mitarbeiter in 2023 an Bord zu holen. Das vergangene Jahr beendete die Bank mit rund 870 Stellen, in 2023 könnte der Wert laut Banwell auf etwa 1.000 steigen. Die HSH hatte einst mehrere tausend Mitarbeiter. “Wir streben Wachstum bei Projektfinanzierungen, erneuerbaren Energien und International Corporate an. Auch bei Schiffs- und Immobilienfinanzierungen bleiben wir aktiv, wollen hier aber nicht aggressiv wachsen”, sagte Banwell.

Immobilienmärkte unter Druck

Gerade dem Immobiliengeschäft könnten grundsätzlich eher unruhige Zeiten bevorstehen. Steigende Finanzierungskosten drücken auf die Nachfrage und Bewertungen. Auch eine weiterhin drohende Rezession könnte den ein oder anderen Kreditnehmer in schwieriges Fahrwasser bringen. Banwell gibt sich mit Blick auf das eigene Portfolio gelassen. “Wir sehen keine steigenden Kreditrisiken. Wir sehen immer noch Verbesserungen in unseren internen Risikomodellen”, betonte er. Der Anteil notleidender Engagements bei der Hamburg Commercial Bank habe sich 2022 gar verringert. Zudem konzentriere sich die Bank stärker auf Einzelkredite mit geringerem Volumen, statt ein größeres Exposure gegenüber einer kleinen Anzahl von Unternehmen aufzubauen.

Bei der Kosten-Ertrags-Quote macht das Unternehmen Fortschritte. Sie habe sich vergangenes Jahr auf unter 50% verbessert. “Ich denke, wir können in den nächsten zwei bis drei Jahren den 30er-Bereich erreichen.“ Auch wenn die Bank die Trendwende geschafft hat: Banwell hält einen Börsengang oder einen Verkauf der Bank dieses Jahr angesichts des aktuellen Umfelds für “sehr unwahrscheinlich”, wie er sagte, und verwies darauf, dass die Entscheidung bei den Eigentümern liege. “Es gibt noch keine Entscheidung darüber, was in Zukunft mit der HCOB geschehen soll”, sagte Banwell. “Letztes Jahr haben wir keine Zeit damit verbracht, einen potenziellen Börsengang vorzubereiten, aber dieses Jahr werden wir uns damit beschäftigen, falls sich doch etwas ergeben sollte.”

FMW/Bloomberg

Zentrale der Hamburg Commercial Bank
Zentrale der Hamburg Commercial Bank.


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