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Handelskrieg – für Wiederwahl ist Trump zu Kompromissen bereit

Die Rhetorik der US-Regierung war zuletzt im Handelskrieg deutlich gemäßigter. Daraus leiten die Chinesen eine Verhandlungsschwäche ab und gehen jetzt ihrerseits All-In.

Im Handelskrieg bahnt sich ein größerer Kompromiss an

Der Druck auf beide Seiten, den Handelskrieg abzukühlen, wird durch die immer sichtbar werdenden ökonomischen Schäden als direkte Folge der gegeneinander verhängten Zölle zunehmend größer. Eine weitere Eskalationsstufe ist für die kommenden zwölf Monate daher nicht mehr zu erwarten. Zu handzahm gibt sich die US-Administration in den letzten Wochen. Zuletzt hatten die Amerikaner vor den Verhandlungen Anfang Oktober in Washington sogar einseitig weitere für Mitte Oktober geplante Zölle abgeblasen. Dabei kam gar kein Deal zustande, nicht einmal ein „Phase 1“-Deal haben die Chinesen unterschrieben.

Diese offensichtliche Schwäche der Amerikaner, die auch in den ständig indirekt nach einem Deal bettelnden Statements der Trump-Administration sichtbar wird, haben die emsigen Politanalysten in Peking mit Sicherheit auch schon bemerkt. Für den US-Präsidenten steht mit der angestrebten Wiederwahl in genau einem Jahr sehr viel auf dem Spiel. Weitere Zölle, auch im Dezember, sind daher nicht mehr zu erwarten. Die Grenze des wirtschaftlich Zumutbaren ist nun auch für die Amerikaner erreicht. Die Warenexporte der USA nach China sind in den ersten neun Monaten des Jahres auf den Stand des gleichen Zeitraums des Jahres 2012 eingebrochen – ein Siebenjahrestief.

Der Druck auf beide Seiten wächst von Quartal zu Quartal

Die Konjunkturdynamik schwächt sich trotz gelegentlicher Jubelmeldungen in den USA ebenso ab, wie in China. Wird dieser Trend nicht durch eine Entlastung der Wirtschaft durch die Aufhebung von Zöllen kurzfristig gestoppt, drohen beiden Seiten politische Konsequenzen. Zwar kann der Gegenspieler Trumps, Xi Jinping, nicht abgewählt werden, aber auch Diktatoren sind nicht unangreifbar, wenn der Volkszorn sich entlädt. Trump wiederum muss jetzt einen Deal präsentieren, der nicht nur auf dem Papier und in den Medien gut aussieht.

Er braucht ebenso wie die Chinesen eine echte Schmerzlinderung für die Wirtschaft. Anfänglich agierte der US-Präsident noch aus einer Position der Stärke heraus, da die US-Ökonomie dank der massiven Steuersenkungen aus dem Jahr 2018 prosperierte. Doch dieser Effekt ist längst verpufft. Noch kann Trump verhandeln, aber das Wachstum schwächt sich mit jedem Quartal weiter ab. Für das vierte Quartal werden von der Fed of Atlanta für die USA nach 1,9 Prozent im dritten Quartal nur noch 1 Prozent Wachstum prognostiziert. Die Präsidentschaftswahlen in den USA sind in genau vier Quartalen. Wenig Zeit, um diesen Trend umzukehren.

Der aus amerikanischer Sicht größere Termindruck wegen des Wahltermins versetzt die Chinesen in eine etwas komfortablere Situation, weshalb sie jetzt ihrerseits Forderungen stellen nach dem Abbau von Zöllen. Das wäre kurzfristig im Interesse aller Parteien und ist daher auch das wahrscheinlichste Szenario für den Ausgang der noch bis Mitte November laufenden Verhandlungen.

Kompromiss – aber keine Lösung des Konflikts

Der Konflikt um die globale Dominanz zwischen den beiden führenden Volkswirtschaften USA und China wird sich zweifellos fortsetzen. Zu groß ist der Drang und mittlerweile sogar Zwang der Chinesen zur Weltspitze zu wachsen. Die Amerikaner haben hingegen sehr viel zu verlieren. Sehr schmerzhaft wäre ökonomisch der Verlust des Weltwährungsprivilegs. Doch genau daran arbeiten die Chinesen mit Hochdruck. Einerseits durch internationale Handelsverträge unter Ausklammerung des US-Dollars sowie andererseits durch die Gründung der AIIB (Asiatische Infrastrukturinvestmentbank), eine Alternative zu den von Amerika dominierten Institutionen IWF und Weltbank. Mit 57 Mitgliedsstaaten, u. a. auch Deutschland und Großbritannien, ist dieser Vorstoß der Chinesen gegen die globale Dominanz der USA bereits sehr erfolgreich. Schon deshalb wäre ein Kompromiss im Handelskrieg nur ein temporärer Waffenstillstand, um die Wunden zu lecken, bis nach den US-Präsidentschaftswahlen.

Fazit und Ausblick

Der Handlungsdruck auf beide Seiten zur Findung einer Lösung im Handelskrieg ist mittlerweile sehr groß. Weitere Eskalationen sind daher äußerst unwahrscheinlich, wie die vorauseilende Rücknahme der für Mitte Oktober geplanten Zollanhebungen durch die US-Administration ohne jeden Deal klar gemacht hat. Aufgrund des Termindrucks, dem der US-Präsident in Bezug auf seine Wiederwahl ausgesetzt ist, können die Chinesen sogar die Abschaffung von Zöllen fordern. Trump muss darauf eingehen, aus purem Eigeninteresse – und genau darauf war in der Vergangenheit immer Verlass.



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4 Kommentare

  1. Sind die Chinesen wirklich so blöd Trump
    Einen Wahlsieg im 2020
    Zu ermöglich oder
    Zu mindest die chancen dazu massiv zu erhöhen unter anbetracht der situation das alle US Präsidenten Ihre wirklichen Anliege tendenziell eher in der 2. Amtszeit durchsetzen da Sie sich nicht mehr um die Woederwahl sorgen müssen, Oder fangen die Chinesen an nun ganz bewusst Forderungen zu stellen welche immer weitergehen, ganz bewusst in der Absicht das Trump diese nicht erfüllen können wird/will damit eben gerade der Handelskrieg nochmals etwas weiter exkaliert?
    Ich glaube die Chinese haben sich zwischenzeitlich deutlich besser auf einen Einbruch oder Zusammenbruch vorbereitet als die Amerikaner.

    Für die Chinesen würde ein grosses Weltwirtschaftliches Chaos natürlich auch schmerzen und schädigen im
    Übergeordnetem Ziel der Welthegemon zu werden kann aber nichts besser passieren als der BIG Bang der nur dieser eröffnet die möglichkeit für fundamentale Veränderungen, die Chinesen kaufen massenweise Gold, forschen oder stehen schol bereit mit der eigenen Kryptowährung….

    Wird China nun wirklich deeskalieren um Trump zu beschenken? Schlussendlich ist ein grösserer Kniefall nicht möglich Sie lassen sich zu Wahlhelfer Trumps degradieren….

    1. @BrettonWood
      Ich stimme voll und ganz mit Ihnen überein.
      Trump hat seine Chance verpasst und die Chinesen haben jetzt das Zepter in der Hand und genau jetzt müssen sie zuschlagen. Sie dürfen nicht warten, bis ihnen die eigenen Probleme um die Ohren fliegen (Immobilienblase etc.) und müssen Trumps Wiederwahl verhindern. Und wie geht das am besten? Mit einem starken Kursrutsch am US-Aktienmarkt. Und die Chinesen wissen genau, diesen Kursrutsch auslösen zu können, wenn die Verhandlungen scheitern. Lustigerweise schwächen die hohen Aktienkurse sogar Trumps Verhandlungsposition, weil die Fallhöhe größer ist.

      China ist der große Gewinner, wenn Trump einknickt und alle Zölle wieder aufhebt und sie werden langfristig ebenfalls der Gewinner sein, wenn Trump hart bleibt und den Handelskonflikt eskalieren lässt. Der globale Crash lässt sich auf Dauer ohnehin nicht mehr verhindern und wenn er jetzt vorzeitig ausgelöst wird, wird es China zwar auch sehr hart treffen, aber die USA noch härter und Trump ist dann weg.

  2. Es ist schon verdächtig warum es so lange dauert bis eine Entscheidung,egal welcher Art, verkündet wird.

  3. gleichgültig ob Trump oder ein anderer Präsident. Das Vorgehen der Ami gegen China wird von vielen begrüsst. auch mit vorgehaltener Hand. Es wird auch in Amerika begrüsst. selbst der nächste Präsident, sollte er nicht Trump heissen, muss hier das Abkommen vorantreiben.

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