Immobilien

Deutsche Pfandbriefbanken mit Ausblick „Immobilienpreise fallen in 2023 überall“

Der Verband der deutschen Pfandbriefbanken sieht im Gesamtjahr 2023 überall weiter fallende Immobilienpreise. Hier die Aussagen.

Baustelle

Februar und März sah man leicht steigende Immobilienpreise in Deutschland (hier einzusehen). Neben dem Europace Hauspreisindex zeigen auch andere Datenquellen aktuelle eine vorsichtige Stabilisierung am Immobilienmarkt, nachdem die Preise seit Sommer 2022 ganze sieben Monate am Stück gefallen waren. Aber ist diese aktuelle Beruhigung nur eine Pause? Fallen die Immobilienpreise in diesem Jahr doch noch weiter?

Immobilienpreise sollen in 2023 überall fallen

Die in der zweiten Hälfte 2022 eingetretene Trendumkehr bei Immobilienpreisen dürfte sich in diesem Jahr in allen Bereichen des Marktes fortsetzen. Zu dieser Einschätzung kommt laut Bloomberg der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP). „Wir erleben gerade die lange erwartete Phase der Preiskorrektur — über alle Objektklassen hinweg”, sagte VDP-Präsident Georg Reutter am Montag bei der Vorlage von Jahreszahlen in Frankfurt. Ein abrupter Einbruch der Immobilienpreise sei aber aus heutiger Sicht nicht zu erwarten.

Vor dem Hintergrund des erhöhten Zinsniveaus werde die Nachfrage nach Immobilien und Immobilienfinanzierungen verhalten bleiben. Strukturelle Faktoren, mit denen insbesondere der Einzelhandelsimmobilienmarkt zu kämpfen habe, wirkten sich weiterhin belastend aus, sagte Reutter. Als Beispiel nannte er die stetig wachsenden Marktanteile des Online-Handels.

Der VDP hat derzeit knapp 50 Mitglieder, darunter BayernLB, Helaba, Aareal Bank AG, Deutsche Bank AG und Commerzbank AG. Die Immobilienpreise in Deutschland hatten im vierten Quartal 2022 gegenüber dem dritten Quartal um 2,0% nachgegeben, zeigen VDP-Daten. Es war bereits der zweite Rückgang auf Quartalssicht in Folge. Bei Gewerbeimmobilien ging es den Daten zufolge im vierten Quartal sogar um 2,9% nach unten.

Die seit Sommer vergangenen Jahres festzustellende Zurückhaltung der Marktakteure schlug sich auf Jahressicht in einem geringeren Neugeschäft der Pfandbriefbanken nieder. Sie sagten von Januar bis Dezember 2022 Immobiliendarlehen im Volumen von 158,5 Milliarden Euro zu, verglichen mit 178,0 Milliarden Euro im Jahr zuvor.

Allerdings verlief die Entwicklung dabei zweigeteilt. Im ersten Quartal wurde mit 49 Milliarden Euro — teilweise bedingt durch Vorzieheffekte in Erwartung steigender Zinsen — noch ein Rekordvolumen erzielt. Auch das zweite Quartal wies noch ein Wachstum zum Vorjahreszeitraum auf. Das zweite Halbjahr war dann hingegen von deutlichen Rückgängen der Darlehenszusagen geprägt.

Mit einem Emissionsvolumen von 82,3 Milliarden Euro verzeichnete der Pfandbriefmarkt im vergangenen Jahr den höchsten Absatz seit 2011. Als Wachstumstreiber erwies sich der Hypothekenpfandbrief, dessen Emissionsvolumen sich auf 68,1 Milliarden Euro ausweitete, ein Plus von 47% gegenüber dem Vorjahr.

Detailaussagen vom VDP

Hier einige Aussagen vom VDP im Wortlaut: „Mit einem Emissionsvolumen in Höhe von 82,3 Mrd. Euro (Vorjahr: 64,7 Mrd. Euro) verzeichnete der Pfandbriefmarkt im vergangenen Jahr den höchsten Absatz seit 2011. Als Wachstumstreiber erwies sich der Hypothekenpfandbrief, dessen Emissionsvolumen sich auf 68,1 Mrd. Euro (Vj.: 46,4 Mrd. Euro) ausweitete, ein Plus von 46,8% gegenüber dem Vorjahr. Der Anteil des Hypothekenpfandbriefs am Absatz 2022 belief sich somit auf 82,7%. Der Anteil des Öffentlichen Pfandbriefs, der ein Begebungsvolumen in Höhe von 14,2 Mrd. Euro (Vj.: 18,3 Mrd. Euro) erreichte, reduzierte sich folglich auf 17,3%.

Auch im laufenden Jahr sind steigende Absatztätigkeiten zu verzeichnen: Bis Mitte April wurden bereits großvolumige Pfandbriefe im Volumen von 17,5 Mrd. Euro emittiert, das höchste Absatzvolumen in diesem Zeitraum seit zehn Jahren. „Der Pfandbriefmarkt präsentiert sich weiter krisenfest und in starker Verfassung. Die Investorennachfrage nach Pfandbriefen ist ungebrochen hoch“, unterstrich vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. Der Rückzug der EZB aus dem Markt und deren rückläufige Nachfrage werde erwartungsgemäß durch Real-Money-Investoren ersetzt, eventuell auch überkompensiert. „Endlich normalisieren sich die Marktstrukturen wieder“, so Tolckmitt weiter.

Darlehenszusagen nehmen ab, Darlehensbestand erhöht sich

Die seit Sommer vergangenen Jahres festzustellende Zurückhaltung der Marktakteure schlug sich auf Jahressicht in einem geringeren Neugeschäft der Pfandbriefbanken nieder. Sie sagten von Januar bis Dezember 2022 Immobiliendarlehen im Volumen von 158,5 Mrd. Euro zu (Vj.: 178,0 Mrd. Euro). Allerdings verlief die Entwicklung dabei zweigeteilt: Im ersten Quartal wurde mit 49,0 Mrd. Euro, teilweise bedingt durch Vorzieheffekte in Erwartung steigender Zinsen, noch ein Rekordvolumen erzielt. Auch das zweite Quartal wies noch ein Wachstum zum Vorjahreszeitraum auf. Das zweite Halbjahr war hingegen von deutlichen Rückgängen der Darlehenszusagen geprägt.

Auf Wohnimmobilienfinanzierungen entfiel im vergangenen Jahr ein Volumen von 98,2 Mrd. Euro (Vj.: 118,4 Mrd. Euro) – ein Rückgang um 17,1%, der insbesondere auf den abrupten Anstieg der Hypothekenzinsen im vergangenen Jahr zurückzuführen ist. Gewerbeimmobilienfinanzierungen wiederum konnten mit 60,3 Mrd. Euro ihr Vorjahresvolumen bestätigen (Vj.: 59,6 Mrd. Euro). Mit einem Volumen von 32,5 Mrd. Euro (Vj.: 33,6 Mrd. Euro) dominierten Büroimmobilien erneut die Gewerbeimmobilien-Objektklassen. Dahinter rangierten Handelsgebäude mit einem Volumen von 15,0 Mrd. Euro (Vj.: 13,6 Mrd. Euro). Der Immobilienfinanzierungsbestand der Pfandbriefbanken stieg im Jahr 2022 auf 994,2 Mrd. Euro an (Vj.: 957,5 Mrd. Euro), ein Zuwachs von 3,8%.

Trendumkehr bei Immobilienpreisen

Nach mehr als einem Jahrzehnt deutete sich ab dem dritten Quartal 2022 ein Ende des Immobilienpreisanstiegs in Deutschland an. Zum Jahresende gewann die Entwicklung an Breite: Gemäß vdp-Immobilienpreisindex verteuerten sich Immobilien im Abschlussquartal 2022 zwar nochmals leicht um 0,8% gegenüber dem vierten Quartal 2021. Im Vergleich zum dritten Quartal 2022 gingen die Preise jedoch um 2,0% zurück.

„Wir erleben gerade die lange erwartete Phase der Preiskorrektur. Die fundamentalen Rahmenbedingungen sprechen allerdings unverändert für die Attraktivität des deutschen Immobilienmarkts“, sagte Dr. Reutter. „Für das laufende Jahr 2023 rechnen wir mit weiter rückläufigen Preisen – über alle Objektklassen hinweg. Ein abrupter Einbruch der Immobilienpreise ist aber aus heutiger Sicht nach wie vor nicht zu erwarten.“ Vor dem Hintergrund des erhöhten Zinsniveaus werde die Nachfrage nach Immobilien und Immobilienfinanzierungen weiter verhalten bleiben. Strukturelle Faktoren, mit denen insbesondere der Einzelhandelsimmobilienmarkt zu kämpfen habe, wirkten sich weiterhin belastend aus, so Dr. Reutter. Als Beispiel nannte er die stetig wachsenden Marktanteile des Online-Handels.

FMW/Bloomberg/VDP



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage