Europa

Industrieproduktion steigt – nur auf den ersten Blick eine Jubelmeldung

Die Industrieproduktion in Deutschland steigt zwar um 1,4 %, sie war kurz vorher aber um 3,1 % gesunken. Das Gesamtbild ist wenig rosig.

Industrieproduktion
Foto: HOUND-Freepik.com

Die Industrieproduktion in Deutschland steigt wieder, ein Lebenszeichen inmitten der schlechten Nachrichten? So einfach ist es nicht. Es ist nur auf den ersten Blick eine Jubelmeldung, die das Statistische Bundesamt da heute früh gemeldet hat: Die Industrieproduktion ist im Juni im Monatsvergleich um 1,4 % gestiegen, im Jahresvergleich sind es -4,1 %. Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich war die Produktion im 2. Quartal 2024 um 1,3 % niedriger als im 1. Quartal 2024.

Industrieproduktion wächst – kurz vorher aber doppelt so starker Rückgang

Aber man muss gerade beim aktuell schönen Monatsanstieg um 1,4 % sehen, dass die Industrieproduktion im Mai im Monatsvergleich um satte 3,1 % gesunken war. Von so starken kurzfristigen Rückgängen aus ist eine Erholung immer möglich, aber der Anstieg deckt nur einen Teil der vorigen Rückgänge ab. Die folgende Grafik illustriert die monatlichen prozentualen Veränderungen der letzten zwölf Monate. Die letzten beiden Balken zeigen den starken Rückgang und den heute gemeldeten kleineren Anstieg. Unterm Strich ist das kein rosiges Bild.

Grafik zeigt kurzfristige Bewegungen in der Industrieproduktion Quelle: TradingEconomics

Die folgende Grafik zeigt die langfristige Entwicklung seit dem Jahr 2015. Man muss hier den Corona-Absturz ausklammern, weil es ein Sonderereignis war. Nimmt man den Juni 2024 und vergleicht ihn mit Juni 2019, dann ist die deutsche Industrieproduktion deutlich gesunken, von einem Indexstand von damals 103,7 Punkten auf jetzt 93,2 Punkte. Das ist ein Rückgang um 10,17 % in fünf Jahren!

Grafik zeigt langfristige Bewegung in der Industrieproduktion in Deutschland

Hierzu sollte man auch diesen aktuellen Tweet beachten von Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank: Die deutsche Industrieproduktion habe im Juni zwar um 1,4% zugelegt, konnte aber den Einbruch im Mai nur zur Hälfte wettmachen. Die Industrieproduktion liegt weiter am Boden, ohne dass ifo & Co steigen würden, so seine Aussage.

„Deutliche Produktionszuwächse in der Automobilindustrie“

Zu den heute veröffentlichten Daten, die im ganz kurzen Blick positiv wirken, hat das Statistische Bundesamt folgende Aussagen veröffentlicht: Die positive Entwicklung der Produktion im Produzierenden Gewerbe im Juni 2024 ist insbesondere auf den Anstieg in der Automobilindustrie (saison- und kalenderbereinigt +7,5 % zum Vormonat) zurückzuführen, nachdem die Produktion in diesem Bereich im Mai 2024 um 9,9 % im Vergleich zum Vormonat zurückgegangen war. Auch Zuwächse im Bereich Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (+5,2 %) wirkten sich positiv aus. Negativ beeinflusste das Gesamtergebnis hingegen der Produktionsrückgang in der Nahrungsmittelindustrie (-5,3 %).

Die Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Energie und Baugewerbe) nahm im Juni 2024 gegenüber Mai 2024 saison- und kalenderbereinigt um 1,5 % zu. Dabei stieg die Produktion von Investitionsgütern um 2,5 % und die Produktion von Vorleistungsgütern um 2,1 %. Die Produktion von Konsumgütern hingegen sank um 2,4 %. Außerhalb der Industrie stieg die Energieerzeugung im Juni 2024 im Vergleich zum Vormonat um 2,9 % und die Bauproduktion um 0,3 %.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat Juni 2023 sank die Industrieproduktion im Juni 2024 kalenderbereinigt um 4,7 %.

Produktion in energieintensiven Industriezweigen nimmt weiter zu

In den energieintensiven Industriezweigen ist die Produktion im Juni 2024 gegenüber Mai 2024 saison- und kalenderbereinigt um 1,4 % gestiegen. Im Dreimonatsvergleich war die Produktion in diesen Industriezweigen im 2. Quartal 2024 um 1,3 % höher als 1. Quartal 2024. Verglichen mit dem Vorjahresmonat Juni 2023 war die energieintensive Produktion im Juni 2024 kalenderbereinigt um 3,8 % höher.



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2 Kommentare

  1. Die Maschinenbauindustrie gehört zu den innovativsten Branchen innerhalb der deutschen Wirtschaft. Von Bundeskanzler Olaf Scholz erwarte ich den politischen Willen, für die Branche als Türöffner unter dem Motto Handel mit der ganzen Welt zu agieren.

  2. Selbstbetrug wird auch bestraft

    Diese Kurzfristzahlen mit oder ohne Manipulation sind einfach nur dumm, da können höchstens 3Monatsdurchschnitte einen Trend anzeigen.

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