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Inflation dauerhaft? Der große Preistreiber Öl schwächelt

Öl als Treiber der Inflation

Täglich werden neue Beweise dafür geliefert, dass die Inflation noch lange nicht ihr Top erreicht hat. Die überlasteten Lieferketten, Engpässe bei vielen Grundstoffen und eine anspringende Wirtschaft in großen Teilen der Welt. Klar dass es hier nicht rasch zu einer Beruhigung des Preisauftriebs kommen kann. Aber es gilt auch einen Blick auf den großen Preistreiber der letzten Jahrzehnte zu werfen, der fast für jeden inflationären Schock verantwortlich war – das Öl und weitere Energiewerte.

Inflation: Die Bedeutung des Ölpreises

Betrachtet man sich den Warenkorb, der für die Berechnung der Inflation in den USA herangezogen wird, so sieht man, welche Bedeutung der Rohstoff Öl für die US-Wirtschaft hat. Sein Preisniveau fließt nicht nur in den Transportsektor ein, sondern auch in die Sparte Hauskosten, denn die Heizkosten spielen eine nicht unerhebliche Rolle.

Hier die Zusammenstellung des US-Konsumentenpreisindex:

Wie erwähnt, die Energie war stets der Treiber für die Inflation, nicht nur in den 1970-ern, sondern auch bei den letzten Krisen (2008), mit Preisen von weit über 100 Dollar beim WTI.

So auch in den letzten 12 Monaten, als der Preis für das schwarze Gold von seinen Tiefen bei 20 Dollar (nicht relevant der einmalige Kontraktpreis von minus 37 Dollar) auf jüngst 76 Dollar gestiegen war.

Hier Energie extra ausgeworfen beim Preisanstieg:

Aber trotz des Hickhacks bei den Verhandlungen der OPEC+Staaten, ging es schon seit über einem Monat nicht mehr voran. Jetzt kam die Einigung der Ölländer, in einer Phase der Korrektur an den Aktienmärkten.

Dieser Chart von Jeroen Blokland zeigt die Ölpreisentwicklung von Cruide Oil bis zum Beginn des gestrigen Handel. Zum Ende befand sich Crude Oil weit im Korrekturmodus. Was ist eigentlich mit den Containerschiffen?

Die Bedrohung der OPEC+

Seltsamerweise ist kaum mehr die Rede von der US-Frackingindustrie, die bis vor zwei Jahren die USA zum größten Ölexporteur der Welt gemacht hatten. Dann kam Corona: der hohe Breakeven bei den Förderkosten führte zu einem heftigen Rückgang bei der Schieferölproduktion, weil bei Preisen unter 50 Dollar sehr verlustträchtig.

Die Übersicht von Holger Tschäpitz zeigt, wie das US-Öl die Marktmacht der OPEC-Staaten vor Corona zerlegt hatte.

Sonderkonjunktur Computerchips

Noch ein Satz zum großen Engpass Computerchips, der zweifelsohne besteht, aber auch dort wird es nicht ewig dauern mit dem Nachfrageüberschuss. Der mit Abstand größte Produzent aus Taiwan, TMSC, hat nicht nur angekündigt in den nächsten Jahren 100 Milliarden Dollar in die Kapazitätsausweitung zu stecken, sondern behauptet auch schon in diesem Quartal alle seine Kunden beliefern zu können. Auch das wirkt perspektivisch nicht gerade in Richtung steigender Inflation

Fazit

Aus der aktuellen Einigung der OPEX+Länder gibt es aus meiner Sicht zwei Schlussfolgerungen: Die Erste ist, dass sich die Ölförderländer bewusst waren, welche Folgen ein weiterer steiler Preisanstieg auf die Ölförderung haben würde. Die US-Ölförderung würde sich wieder gewaltig lohnen und mit ihrem Angebot den Öl-Markt überschwemmen. Die Folgen sind klar, wenn sich die Konjunktur wieder normalisieren wird.

Die Zweite ist eine generelle Überlegung zur Inflation: Kann die Inflationsrate in den USA bei der überragenden Bedeutung des Ölpreises (mit seinen Billionen Dollar schweren Gewicht im Welthandel) wirklich so durch die Decke schießen, wenn der Ölpreis nicht weiter steigt? Sollte er bei 70 Dollar verharren, würde bereits bald der Basiseffekt zu 2020 nachlassen. Wo wäre dann der große Treiber für die Inflation, wenn WTI aktuell gerade mal bei der Hälfte seines 2011-er-Hochs von 147 Dollar steht? Zweifelsohne ist der Engpass bei den Märkten gewaltig preistreibend. Aber es gibt immer noch über 1,3 Milliarden Verbrenner-Pkw in der Welt, trotz Elektrifizierung mit steigender Tendenz – und Öl hat in weiteren Wirtschaftsbereichen noch eine überragende Bedeutung.

Zuletzt noch einen Blick auf den „Aufreger“ in Sachen Inflation vom Monat Mai – Lumber (Bauholz). Allgemeines Rätselraten über einen 70 Prozent-Absturz des wichtigen Baustoffes in den USA – man ist fast schon wieder bei den Preisen von Vor-Corona angekommen.

Preis zum Handelsschluss: 545 Dollar..

Wie schrieb Charlie Billelo in einem Tweet? Im Mai sprach man vom Mehrkosten beim US-Hausbau von 36.000 Dollar. Jetzt nach drei Monaten und dem extremen Preisverfall von Lumber liegen die Hauspreise auf demselben hohen Niveau. Eine schöne Marge für die Hausbauer..



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