Laut dem letzte Woche veröffentlichten IWH-Insolvenztrend nimmt die Zahl der Insolvenzen zu, und eine Trendwende hat eingesetzt. Blickt man auf heute veröffentlichte Daten vom Statistischen Bundesamt, dann ist es aktuell noch die Ruhe vor dem Sturm, der aber schon erkennbar ist? Exemplarisch darf man erwähnen, dass jüngst der Toilettenpapierhersteller Hakle und der Schuhhändler Görtz Insolvenz anmeldeten.
Wichtig: Die Anmeldung von Insolvenzen bedeuten nicht, dass diese sofort in die amtliche Statistik einfließen. Die Verfahren fließen oft erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein. Zwischen dem tatsächlichen Zeitpunkt des Insolvenzantrags und der Berücksichtigung in der Statistik liegen in vielen Fällen annähernd drei Monate.
Blickt man zurück auf das erste Halbjahr 2022, dann sieht die Lage bei den Insolvenzen doch noch recht rosig aus. Im 1. Halbjahr 2022 haben die deutschen Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 7.113 beantragte Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Das waren 4,0 % weniger als im 1. Halbjahr 2021. Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es im 1. Halbjahr 2022 im Baugewerbe mit 1.330 Fällen (1. Halbjahr 2021: 1.219; +9,1 %). Es folgte der Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) mit 1.058 Verfahren (1. Halbjahr 2021: 1.120; -5,5 %).
Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist nach den heute veröffentlichten vorläufigen Angaben im August 2022 um 6,6 % gegenüber Juli 2022 gestiegen. Im Juli 2022 war sie um 4,2 % gegenüber Juni 2022 zurückgegangen. Dauert es jetzt noch mehrere Monate, bis die Anträge zum Beispiel von zahlreichen Bäckereien, sonstigen kleinen Gewerbetreibenden, sowie kleinen und mittelgroßen Industriebetrieben in der Statistik sichtbar werden? Denn die Energiekrise fordert derzeit sichtbar ihre Opfer under den Gewerbetreibenden.
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Sobald das richtige Ausmaß dessen nicht mehr schöngeredet ist, was an Pleiten auf Deutschland zurollt, werden wohl wieder Regelungen getroffen werden, dass insolventen Betrieben erlaubt, trotzdem sie überschuldet sind, die Geschäfte weiterzuführen. Was natürlich ahnungslose Zulieferer dann mit in den Ruin reißt. Aber ich denke, das wird um Weihnachten rum, nicht das größte Problem sein.
viele Grüße aus Andalusien Helmut