Anleihen

Meinung Jammern über Ausfälle bei AT1-Nachranganleihen? Selbst schuld!

Offenbar gibt es derzeit großes Jammern über die Ausfälle bei AT1-Nachranganleihen der Credit Suisse. Selbst schuld, muss man da sagen.

Nach der Finanzkrise wurden Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) eingeführt. Es handelt sich Nachranganleihen, die dem Eigenkapital der Banken zugerechnet werden und anderen Verbindlichkeiten der emittierenden Bank nachgeordnet sind. Im Fall des Kollaps einer Bank leiden diese Anleihen richtig stark – sie werden dann nämlich in Aktien umgewandelt oder abgeschrieben, wenn die Kennzahlen einer Bank unter bestimmte Schwellen fallen – dafür sind diese Papiere aber auch höher verzinst als andere Anleihen. Klar – mehr Risiko, mehr Rendite. Die Anleger haben jahrelang mit ihnen gut verdient, wussten aber immer auch, dass das Risiko eines Ausfalls höher ist. Jetzt ist im Zuge des de facto Notverkaufs der Credit Suisse ist eben dieses Horrorszenario eingetreten. Die Nachrangdarlehen über 16 Milliarden Dollar Volumen werden wertlos. Das Gejammer der Anleiheinhaber ist groß.

Höheres Verlustrisiko bei AT1-Nachranganleihen

Genau das war nun mal das bekannte Risiko: Man hat mehr Rendite kassiert im Vergleich zu Inhabern normaler Anleihen oder Staatsanleihen, dafür trug man ein viel größeres Risiko. Würde man die AT1-Inhaber im Zuge dieser Krise doch noch bedenken mit einer teilweise Rückzahlung ihrer Papiere, wäre das quasi eine Aushebelung des freien Marktes. Natürlich fragen sich jetzt Anleihe-Investoren, die Nachrangdarlehen von anderen Banken halten: Sind meine Investitionen auch dort gefährdet? Deswegen ist der ganze Markt heute nervös. Aber es ist nun mal, wie es ist. Dieses Instrument der AT1-Nachranganleihen wurde nun mal genau dafür geschaffen. Im Fall eine Krise bringt die Abschreibung dieser Nachrangdarlehen eine Entlastung für die Bank. Die Profi-Investoren, die diese Papiere kauften, wussten genau worauf sie sich einlassen, anders als unbedarfte Privatanleger, denen von ihrer Hausbank irgendein Zertifikat als Sparbuch verkauft wird.

Kommentare von Jeffrey Gundlach

Kurz nachdem ich diese Gedanken zu den Nachrangdarlehen der Credit Suisse hatte, sah ich diese Meldung bei Bloomberg: Der viel beachtete Fondsmanager Jeffrey Gundlach hat die selben Gedankengänge in dieser Angelegenheit. Die verärgerten Inhaber von Nachranganleihen der Credit Suisse, die ihr Geld bei der Notübernahme der Bank durch die UBS eingebüßt haben, ernten Unverständnis bei Jeffrey Gundlach. Er sieht die Verantwortung für den Verlust bei ihnen selbst (siehe Tweets).

Es sei “töricht” von ihnen gewesen, die verlusttragenden sogenannten Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) der Credit Suisse zu halten. “Lernen Sie, wie man mit Risiken umgeht!”, empfahl der Gründer von DoubleLine Capital. Zur Steigerung des Kernkapitals löst der Rettungsdeal für die Credit Suisse eine “vollständige Abschreibung” des Nennwerts aller AT1-Nachranganleihen der Bank aus, wie die Schweizer Finanzaufsicht Finma am Sonntag mitgeteilt hat. Die Aktionäre erhalten währenddessen noch 3 Milliarden Franken in UBS-Aktien.

In einem typischen Abschreibungsszenario sind die Aktionäre die ersten, die einen Schlag einstecken müssen, bevor die Inhaber von AT1-Bonds Verluste erleiden. Die Abschreibung der Credit-Suisse-Nachranganleihen ist der bisher größte Verlust auf dem rund 250 Milliarden Euro schweren AT1-Markt in Europa. Händler von Goldman Sachs indessen bereiteten informierten Kreisen zufolge Gebote für die Ansprüche aus den Bonds vor.

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. Das ist natürlich nur halb richtig. Denn die Credit Suisse ist ja gar nicht Pleite. Man hat sie aus Angst davor, dass sie Pleite gegen könnte an eine andere Bank verkauft. Die hat in ihren Kaufvertrag reingeschrieben, dass sie zwar die Assets übernimmt, aber nicht die Schulden. Das ist wie wenn ich beim Erbe sage, dass ich zwar das Haus übernehme, aber nicht die Schulden, die noch aufgrund des Autokaufs offen sind. Schließlich hätte der Autokreditgeber ja von dem Risiko der fehlenden Absicherung durch eine Immobilie gewusst und entsprechend höhere Zinsen wie für einen Immobilienkredit genommen. warum sollte er jetzt von dem Wert der Immobilie profitieren?
    Wer bestimmt also, wann eine AT1-Anleihe ausgefallen ist? Kann die Deutsche Bank morgen die Commerzbank übernehmen, unter der Voraussetzung, das die AT1-Anleihen ausfallen und die Commerzbank sagt:“Machen wir – ist ja nicht unser Geld“? Oder reicht ein Bauchgefühl, dass es wirtschaftlich knapp werden könnte, obwohl man noch nicht Pleite ist? Dieses Bauchgefühl könnten morgen alle Banken haben. Das kann nicht die Grundlage für eine Nichtrückzahlung sein.

  2. Der Punkt ist doch, dass die AT1 Anleihen SCHLECHTER gestellt werden als CS Aktien !

  3. Ist doch egal, ob die Aktionäre oder die Gläubiger noch ein paar Krümel abbekommen. Hauptsache die Manager können ihre vollen Boni einstreichen.

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