Anleihen

Japan: Seltsamkeiten

Japan ist ja ein an Seltsamkeiten nicht armes Land. Es ist stark auf sich selbst bezogen, im ostasiatischen Raum wenig integriert, und sperrt sich weitgehend gegen Strukturreformen. Nippon bräuchte aufgrund seiner katastrophalen demografischen Perspektive dringen Immigration, verweigert sich aber den Notwendigkeiten – man bleibt lieber unter sich und wird so zunehmend vergreisen.

Auch die Geldpolitik in Japan treibt seltsame Blüten. Die Bank of Japan betreibt eine ultralaxe Geldpolitik, und hat jetzt im Zuge dieser Politik wieder ein historisches Novum aufzuweisen: die Notenbank kaufte gestern kurzlaufende Staatsanleihen – und zwar zu negativen Renditen. Das bedeutet: durch den Anleihekauf muß der Käufer, in dem Fall die Notenbank, dem Staat sogar Zinsen bezahlen, dass er die Anleihen kauft. Das ist ein Verlustgeschäft für die Bank of Japan, die somit ihre Bilanzsumme weiter aufbläht.

Die Renditen für diese Anleihen waren kürzlich in negatives Terrain gefallen, nachdem die EZB in der letzten Woche weiter gelockert hatte – und so eine starke Nachfrage nach japanischen Anleihen ausgelöst hat.

Analysten erkennen in dem Kauf der kurzlaufenden Anleihen die unmißverständliche Absicht der Notenbank, ihr Anleihekaufprogramm auszuweiten – koste es, was es wolle. Denn die Zeche wird früher oder später der japanische Steuerzahler begleichen müssen. Die Devisenmärkte jedenfalls haben die Botschaft der Notenbank verstanden und schicken den Yen zum Dollar auf den teifsten Stand seit sechs Jahren:

usdjpy



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