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Energiepreise nur noch +3,5 % „Krieg ist schuld an Inflation“ – diese Begründung zählt nicht mehr

"Der Krieg ist schuld an der Inflation" - diese Begründung zählt nun nicht mehr. Energie als Preistreiber ist im März entfallen. Hier eine Analyse der aktuellen Daten.

Einkaufswagen und Kassenzettel

Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist ein schreckliches Verbrechen, gar keine Frage. Er wurde ab März 2022 von vielen Ökonomen und Politikern als Grund dafür benannt, dass die Inflation so stark gestiegen war. Dabei war sie schon vorher deutlich gestiegen! Und natürlich, die stark gestiegenen Energiepreise in Folge des Kriegs wirkten dann natürlich als Push-Faktor für die Inflation. Aber was sehen wir heute? Diese Begründung kann nun nicht mehr herangezogen werden dafür, dass die Inflation immer noch so hoch ist.

Inflation im März – Krieg als Begründung kann nicht mehr benutzt werden

Heute um 14 Uhr vermeldete das Statistische Bundesamt die März-Inflation für Deutschland. Und was sehen wir da? Sie sinkt zwar von 8,7 % auf 7,4 % – das ist aber immer noch ein sehr hohes Niveau. Und die Details sind noch interessanter: Aufgrund des Basiseffekts (Vergleich März 2023 zu März 2022) sinkt die Inflation auf Energieprodukte von +19 % im Februar auf nur noch +3,5 % im März. De facto gibt es also kaum noch einen nennenswerten Beitrag der Energiepreise zur aktuellen Höhe der Inflation.

Inflation bei Lebensmitteln ist der große Preistreiber geworden

Die Preissteigerungen für Lebensmittel rücken immer stärker in den Fokus. Monat für Monat sind sie immer weiter angestiegen. Die jährliche Steigerungsrate steigt im März auf 22,3 % nach 21,8 % im Februar. Die Preissteigerungen haben sich lange Zeit durch die Vorlaufindikatoren und den Warenkorb „gefressen“, und haben Monat für Monat für diese immer höhere Inflation bei Lebensmitteln gesorgt. Dieser Faktor ist nun der Push-Faktor Nummer 1 für die Verbraucherpreise. Warenpreise insgesamt steigen im Jahresvergleich übrigens um 9,8 %, Dienstleistungen um 4,8 %.

Kernrate klettert immer weiter nach oben

Ein weiterer Beleg, warum sich die Inflation in Deutschland von den Energiepreisen entkoppelt hat: Die „Kernrate“, also die Inflation exklusive Lebensmittel und Energie, steigt Monat für Monat immer weiter an. Laut aktueller Schätzung der Ökonomen der Commerzbank klettert sie von 5,7 % im Februar auf 5,9 % im März. Im Chart sehen wir als schwarze Linie den Verlauf der Kernrate seit 2018. Man sieht dort nun seit zwei Jahren einen relativ konstanten Anstieg der Inflation, vor allem im letzten halben Jahr. Dies ist ein zunehmendes Problem für die EZB, die diese Kernrate als sehr wichtigen Faktor betrachtet, wenn es darum geht, ob man den Leitzins noch weiter anheben sollte.

Entwicklung der Kernrate der Inflation

Ökonomen mit aktueller Einschätzung

Die Ökonomen der Commerzbank (CoBa) erwähnen in ihrer aktuellen Analyse zwar auch die Faktoren Energie und Lebensmittel, aber rücken die Kernrate der Inflation in den Fokus ihrer Betrachtung, die wie gesagt von 5,7 % im Februar auf 5,9 % im März gestiegen sein soll, laut Schätzung der CoBa. Dabei habe der Preisauftrieb bei den Waren (ohne Energie und Nahrungsmittel) zuletzt nicht mehr zugenommen, was angesichts des seit einigen Monaten abnehmenden Preisdrucks auf der Erzeugerebene nicht überraschen könne. Hingegen habe der Preisdruck bei den Dienstleistungen (ohne Mieten) weiter zugenommen. Hier dürfte sich laut CoBa mehr und mehr der stärkere Anstieg der Lohnkosten bemerkbar machen.

Die CoBa geht davon aus, dass die Inflation im Verlauf dieses Jahres weiter fallen und zum Jahresende bei etwa 5 % liegen wird. Denn die Energiepreise dürften auch wegen der Eingriffe des Staates wie die Preisbremsen für Strom und Gas kaum höher liegen als ein Jahr zuvor, und auch bei den Nahrungsmittelpreisen dürfte der Hochpunkt der Teuerungsrate nicht mehr fern sein, so die CoBa. Auch bei der Kernrate dürften ihrer Aussage nach in der zweiten Jahreshälfte wieder etwas niedrigere Werte vermeldet werden, insbesondere da sich der langsamere Anstieg der Erzeugerpreise mehr und mehr bei den Warenpreisen auf der Verbraucherebene bemerkbar machen sollte. Die deutlich steigenden Arbeitskosten dürften die Kernrate der Inflation aber weit über der 2 %-Marke halten und damit die EZB zumindest zu zwei weiteren Zinserhöhungen veranlassen, so die CoBa als Fazit ihrer Analyse.

Hier als Ergänzung ein aktueller Tweet von Daniel Eckert aus dem Hause WELT:



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1 Kommentar

  1. Alles hat ein Ende,

    Auch interessant, Video Lars Erichsen, Schwere Rezession, DIE SCHNELLSTE ZINSERHÖHUNG der Geschichte,ausgehend von jahrelangen Nullzinsen wird noch einiges Geschirr zerschlagen und das grosse Japan muss es auch noch tun. PROST ?

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