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Lebensmittel-Industrie in Deutschland auf dem Rückzug

Verarbeitete Lebensmittel kommen in Zukunft immer öfter aus Werken außerhalb Deutschlands? Das ist wohl der bevorstehende Trend.

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Einkaufswagen im Supermarkt. Foto: kwangmoop - Freepik.com

Packt die Lebensmittel-Industrie in Deutschland nach und nach ihre Koffer, Werke schließen und werden im Ausland neu aufgemacht? Es ist eine schleichende Entwicklung, die der Verbraucher nicht mitbekommt. Denn die Produkte stehen ja nach wie vor im Supermarktregal, sie werden zukünftig halt nur öfters aus Werken außerhalb Deutschlands angeliefert. Anfang dieser Woche meldete der nach eigenen Angaben weltgrößte Schokoladenhersteller Barry Callebaut, dass er plant seine Fabrik im schleswig-holsteinischen Norderstedt zu schließen. Auch erst vor wenigen tagen meldete die bekannte Joghurtmarke Landliebe, dass man seine letzten beiden Standort in Deutschland dicht machen wird. Die Werke in Heilbronn und Schefflenz werden bis zum Sommer 2026 geschlossen, die Produktion wird an andere Standorte im Ausland verlagert. Hier der Grund: Hohe Kostenstrukturen und ein hoher Investitionsbedarf, was die Schließung unvermeidlich macht.

Das waren nur zwei der jüngsten Meldungen aus der Lebensmittel-Industrie. Der Trend scheint dahin zu gehen, Standorte ins Ausland zu verlagern. Offenbar ins nahe gelegene Ausland, damit die Supermarktketten in Deutschland weiterhin zügig mit Produkten beliefert werden können? Was ist der Grund für die Abwendung vom Standort Deutschland? Die Industrie (Produktion sinkt seit 2017 um 13,76 %) klagt ja über hohe Energiepreise, zu viel Bürokratie und Fachkräftemangel. Und wie sieht es bei Herstellern aus, die Lebensmittel produzieren? Da ist uns eine Meldung ins Auge gefallen von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie. Bereits am 17. Januar schrieb der Verband, hier auszugsweise im Wortlaut:

Ein dauerhaft hohes Kostenniveau, neue zusätzliche politische Regularien und eine geringe wirtschaftspolitische Planungssicherheit forderten die Branche 2023 im besonderem Maße heraus. Dementsprechend bewerten die Lebensmittelhersteller die Entwicklung des Standortes Deutschlands äußerst kritisch. Eine aktuelle Umfrage der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) unter 160 Unternehmen zeigt teils dramatische Ergebnisse. Die Attraktivität von Deutschland als Wirtschaftsstandort nimmt rapide ab. Nur 3 Prozent gaben an, dass sich für ihr Unternehmen der Standort Deutschland in den letzten fünf Jahren verbessert hat. Für 83 Prozent haben sich die Standortfaktoren leicht oder sogar deutlich verschlechtert.

Diese Entwicklung hat spürbare Auswirkungen auf die Investitionspläne der Unternehmen: Nur 10 Prozent planen, ihre Investitionen in Deutschland zu erhöhen, während 43 Prozent diese reduzieren und 6 Prozent eine vollständige Einstellung der Investitionen am deutschen Standort in Betracht ziehen. Bei den Auslandsinvestitionen geben sich die Befragten der Ernährungsindustrie wiederum deutlich optimistischer: 35 Prozent der Befragten aus der Ernährungsindustrie beabsichtigen, ihre Investitionen im Ausland in den nächsten zwei bis drei Jahren zu steigern. Demgegenüber stehen 16 Prozent, die eine Reduzierung planen, und 4 Prozent, die eine komplette Einstellung erwägen. So fokussieren sich die Lebensmittelhersteller in Deutschland weniger auf Kapazitätserweiterungen und mehr auf Rationalisierungen sowie Umstrukturierungen – ein klares Zeichen für den Rückgang am Standort.



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6 Kommentare

  1. Moin, moin,

    wieder eine Branche, die auf dem Rückzug ist. Welche anderen Handlungsalternativen hat ein Unternehmen in diesem Land? Keine. Abwarten und auf Besserung der Rahmenbedingungen hoffen, ist m.E. zwecklos. Wir haben doch gelernt, dass den Sozialismus weder Ochs noch Esel aufhält. Es wird sich hier nichts zum Positiven für Unternehmen ändern. Im Gegenteil ist m.E. mit weiteren Regulierungen und finanziellen Belastungen der Unternehmen zu rechnen. Der Finanzbedarf des Staates ist unbegrenzt und wird immer weiter ansteigen. Wer kann geht oder wie Folker Hellmeyer sagen würde, die Unternehmen stimmen mit ihren Füssen ab. Jedes Unternehmen, dass diese BRD verlässt nimmt Kapital und Wissen mit. Damit wird der Kapitalstock in diesem Land immer kleiner. Eines ist zumindest sicher, Unternehmen im Ausland unterliegen nicht der Berliner Gesetzgebung und außerhalb der EU auch nicht der aus Brüssel.

    1. Ja asyoulike,
      aber langsam macht der Satz von Habeck doch Sinn:
      Dann ist er nicht insolvent….
      Denn Firmen die noch darauf hoffen, dass der Spuk der Ökosekte Ende nächsten Jahres vorbei ist, und noch Kapital haben, könnten ihre Firma nun in der Winterschlaf legen.
      Kommt allerdings eine Koalition Schwarz/Grün, dann tritt das ein was meine Oma immer sagte:
      Das ist doch dann dasselbe in Grün
      Mal sehen was kommt.
      Auf jeden Fall werden die Preise steigen, wenn die Transportwege länger werden.

      Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. moin moin,
    Die Aktuelle Situation zeigt das deutsche nichts dazu lernen.
    In den 90er hatten wir den selben Ablauf.
    Erst stiegen die Schulden dann die Infalation, dann kammen die extremen Lohnforderrungen und dann sind Unternehmen ins Ausland und darauf stiegen die Arbeislosenzahlen.
    Die Arbeitnehmer haben mit Ihrer Gier nach höheren Löhnen und gleichzeitig Rückhalt des Konsums, die Arbeit in Deutschland unbezahlbar gemacht.
    Die Unternehmen haben ebenso wie die Arbeitnehmer mit den Hohen Kosten zu kämpfen.
    Bin selber nur Arbeitnehmer gewesen.

    1. Nein, die Arbeitnehmer sind nicht gierig, aber mehr wie Bürgergeld sollte am Monatsende schon rüberkommen. Die Lohnnebenkosten sind über 100% vom Nettolohn. Das ist die Schuld des Staates. Die Deutschen müssen einfach etwas kapitalistischer werden um in Zukunft bestehen zu können. Schwere Aufgabe…

  3. Ich würde es auch nicht anders machen. Investitionen in Deutschland stoppen und im Ausland ansetzen. Der deutsche Kunde soll nur noch das Produkt kaufen, aber ihn als Arbeitnehmer brauche ich nicht mehr. Das können andere schneller und günstiger.

    1. Naja, wenn Sie Lebensmittel produzieren, könnten Sie die schon in Deutschland herstellen, weil Preis und Qualität es ermöglichen. Etwas anderes ist es, wenn Sie Sterbensmittel produzieren und in Deutschland verkaufen wollen. Dann sollten die Deutschen besser nicht wissen was drin ist.

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