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Gelingt Powell, was einst Greenspan gelang? Märkte: Alles hängt an der Fed – Weiche Landung muss gelingen

Märkte: Alles hängt an der Fed - Weiche Landung muss gelingen
Fed-Vorsitzender Jerome Powell. Foto: Bloomberg

Im Vorfeld des wichtigen Fed-Zinsentscheids am Mittwoch herrscht große Zuversicht darüber, dass die US-Notenbank noch rechtzeitig die Zinsen senkt, ohne die Wirtschaft zu stark abzuwürgen. Die Märkte preisen nicht nur eine große Zinssenkung zu Beginn des Lockerungszyklus ein, sondern erwarten auch, dass der Fed eine weiche Landung gelingen wird. Geht es nach den Marktteilnehmern, dann soll es der Fed-Vorsitzende Powell so machen, wie einst Alan Greenspan, dem damals eine seltene sanfte Landung gelang.

Fed: Sanfte Landung der US-Wirtschaft

In nur wenigen Tagen ist die Zuversicht an den Börsen deutlich gestiegen, dass die Fed direkt mit einer großen Zinssenkung beginnt, dies spiegelt sich auch in den starken Anstiegen an den Aktienmärkten und beim Goldpreis wider. Beflügelt wurden die Markterwartungen von den Aussagen von Ex-Fed-Mitglied Dudley und einem Bericht von Nick Timiraos, bekannt als das Sprachrohr der Fed.

Händler erinnern sich an das Jahr 1995, als Alan Greenspan die US-Notenbank zu einer seltenen sanften Landung veranlasste. Dies soll nun auch Fed-Chef Powell gelingen, der am Mittwoch die erste Zinssenkung seit vier Jahren verkünden wird.

Wie vor fast drei Jahrzehnten steigen die Anleihe- und Aktienmärkte im Vorfeld einer wegweisenden Fed-Sitzung. Doch dieses Mal steht für den Vorsitzenden Jerome Powell die Frage im Mittelpunkt, welcher Ansatz – eine Zinssenkung um 25 Basispunkte oder um 50 Basispunkte – für die US-Wirtschaft am vorteilhaftesten ist.

Nach Ansicht von Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist bei Invesco, dürfte die US-Wirtschaft eine Rezession abwenden, wenn die Fed kurz vor den US-Wahlen mit der Lockerung der Geldpolitik beginnt.

„Sobald die Fed beginnt, die Zinsen zu senken, wird es eine psychologische Reaktion darauf geben“, sagte sie. „Das wird unterstützend wirken.

Märkte: Was passiert mit Aktienmärkte, wenn die Fed die Zinsen senkt?
Was passiert mit US-Aktien nach der ersten Zinssenkung? | Durchschnittliche Rendite des S&P 500 ein Jahr nach der ersten Fed-Zinssenkung der letzten sechs Zinserhöhungszyklen

Märkte: Alles hängt an der Fed

Wie Bloomberg berichtet, sind der S&P 500 Index, Anleihen und Gold in der Regel gestiegen, wenn die Fed mit einer Zinssenkung beginnt. Dies geht aus einer Analyse der Märkte während der letzten sechs Lockerungszyklen der Fed hervor, die bis ins Jahr 1989 zurückreichen. Es gab aber auch zwei Ausnahmen. Die beiden letzten Male, als die Fed den Lockerungszyklus mit einer großen Zinssenkung um 50 Basispunkte begonnen hat, stürzten die Aktienmärkte zweistellig ab, da meine die Rezession nicht abwenden konnte.

Auf dem Aktienmarkt ist der S&P in den sechs Monaten nach Beginn der Zinssenkungen der Zentralbank um durchschnittlich 13 % gestiegen – mit Ausnahme der Rezessionsjahre 2001 und 2007, wie die Daten zeigen.

Kurzfristige Staatsanleihen haben sich während der Lockerungszyklen der Fed in der Regel besser entwickelt als ihre längerfristigen Papiere – ein Phänomen, das als Versteilerung der Renditekurve bekannt ist. Sechs Monate nach der ersten Zinssenkung der Fed vergrößerte sich der Abstand zwischen den 10-jährigen und den zweijährigen Renditen häufig um durchschnittlich 44 Basispunkte.

Gold brachte den Anlegern in vier der letzten sechs Lockerungszyklen der Fed Renditen, während der Dollar und der Ölpreis sich uneinheitlich entwickelten.

Weiche Landung: Fed-Zinssenkung könnte die US-Wirtschaft vor Rezession bewahren
Entwicklung der Vermögenswerte ein Jahr nach der Zinssenkung der Fed

Unsicherheit bleibt – US-Wahlen

Natürlich sind sich die Händler keineswegs sicher, was die kommenden Monate angeht. Die Fed wird die Zinsen senken, kurz bevor der ehemalige Präsident Donald Trump und die Vizepräsidentin Kamala Harris bei den Wahlen im November gegeneinander antreten.

Die Kandidaten haben sehr unterschiedliche Wirtschaftspläne, obwohl beide das Potenzial haben, die globalen Märkte in Aufruhr zu versetzen, je nachdem, wie die Kongresswahlen ausgehen.

„Eine sanfte Landung ist das wahrscheinlichste Szenario“, sagte Salman Ahmed, Leiter der Abteilung Makroökonomie und strategische Vermögensallokation bei Fidelity International, der seine Einstufung für die US-Aktienmärkte unter anderem wegen der Wahlrisiken von übergewichtet auf neutral zurückgestuft hat. „Aber die Wahlen werden eine Rolle spielen. Es ist wahrscheinlich ein einzigartiger Zyklus“.

Der republikanische Kandidat Trump hat zugesagt, hohe Zölle zu erheben und Steuersenkungen zu verlängern – ein Politikmix, der als positiv für den Dollar und negativ für Anleihen angesehen wird. Die Ökonomen von Goldman Sachs sagten, dass Trumps Zölle, wenn sie umgesetzt werden, wahrscheinlich die Inflation anheizen werden.

Das Versprechen des ehemaligen Präsidenten, den Körperschaftssteuersatz auf Bundesebene von 21 % auf 15 % zu senken, würde den Gewinnen Rückenwind verleihen. Seine demokratische Gegenkandidatin Harris schlug dagegen eine Anhebung des Steuersatzes auf 28 % vor, was die Unternehmensgewinne um etwa 5 % senken würde, so die Goldman-Ökonomen.

Fed-Lockerung: Zurück zu 1995

In den vergangenen sechs Lockerungszyklen seit 1989 gab es nur zwei Phasen – 1995 und 1998 -, in denen es der Fed gelang, einen unmittelbaren Abschwung der Wirtschaft zu vermeiden. Diesmal rechnen die US-Anleihe- und Aktienmärkte damit, dass die Fed eine weiche Landung im Stil von 1995 hinlegen wird. Viel dieser Erwartungen dürfte auch schon in die Kurse eingepreist sein, womit es ein gewisses Enttäuschungspotenzial gibt, sollte es nicht so kommen wie erhofft.

Damals senkten Greenspan und seine Fed-Kollegen die Zinsen in nur sechs Monaten von 6 % auf 5,25 % und kühlten die Wirtschaft ab, ohne sie in einen Abschwung zu stürzen. Diesmal haben die Fed-Mitglieder die Zielspanne für ihren Leitzins seit 14 Monaten bei 5,25 % bis 5,5 % belassen, obwohl die Notenbanker keine aggressiven Maßnahmen garantieren wollten.

Anleihehändler preisen für die nächsten 12 Monate eine Lockerung um mehr als 2 Prozentpunkte ein, der S&P 500 ist nur noch ein paar Punkte von seinem Allzeithoch entfernt und die Credit Spreads liegen nahe an historischen Tiefstständen.

Was die Anleger auf eine sanfte Landung hoffen lässt, ist die Tatsache, dass die Bilanzen der Haushalte und Unternehmen stark sind. Die Unternehmensgewinne und das Vermögen der privaten Haushalte sind auf einem Rekordhoch, was sie weniger anfällig für wirtschaftliche Schocks macht.

„Die Inflation ist nicht mehr das große Problem der Wirtschaft und der Märkte – es sind die hohen Zinsen“, sagt Yung-Yu Ma, Chief Investment Officer bei BMO Wealth Management. „Wenn die Fed die Zinsen jetzt senkt, kann sie dieses Problem lösen und einen Abschwung der Wirtschaft verhindern.

Was die Bloomberg-Strategen sagen:

„Staatsanleihen erholen sich traditionell zu Beginn eines Lockerungszyklus der Fed – wenn dieser mit einer schwächelnden Wirtschaft zusammenfällt. Im Falle einer sanften Landung tendiert die Performance von Anleihen jedoch dazu, hinter der von Aktien zurückzubleiben. – Tatiana Darie, Strategin bei Markets Live.

Die Märkte müssen sich also auf sinkende Zinsen und eine relativ robuste Wirtschaft einstellen, was sie aktuell auch tun. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Warnsignale. So zeigen sich erste Risse am Arbeitsmarkt und die Konsumenten scheinen auch an ihre Grenzen zu gelangen.

Die jüngsten Daten zu den Aktienströmen von Bank of America und EPFR Global zeigen eine Rotation in Versorger und Immobilien – zwei wichtige, eng mit der Wirtschaft verbundene Gruppen, die in der Vergangenheit von Zinssenkungen profitiert haben, solange es ein robustes Wirtschaftswachstum gibt.

FMW/Bloomberg



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