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Marktvertrauen in Merkel: Anleger reißen sich darum auf zwei Jahre Laufzeit -0,72% Negativrendite zu zahlen, Bundeshaushalt gewinnt 45 Millionen Euro

Es ist und bleibt ein Wahnsinn, dass Anleger überhaupt bereit sind für eine Zinsanlage Negativrenditen zu zahlen - also zu Beginn der Anlage fest stehende Verluste in Kauf zu nehmen, ganz bewusst. Und dann kam die Bundestagswahl...

FMW-Redaktion

Es ist und bleibt ein Wahnsinn, dass Anleger überhaupt bereit sind für eine Zinsanlage Negativrenditen zu zahlen – also zu Beginn der Anlage fest stehende Verluste in Kauf zu nehmen, ganz bewusst. Und dann kam die Bundestagswahl. Wie hat der Markt die Wahl aufgefasst? Bei den desaströsen Verlusten für CDU/CSU sagt sich der Markt heute: Hauptsache Merkel bleibt Kanzlerin, alles wie immer, alles sicher. Deutschland kann damit (in den Augen der großen Investoren) der sichere Hafen bleiben.

Das zeigt sich heute ganz konkret durch die Ausgabe von zwei Jahre laufenden Bundesschatzanweisungen. Der Bund wollte ein Volumen von 4 Milliarden Euro verkaufen. Die Nachfrage der Anleger lag bei 5,84 Milliarden Euro. Für 2,5 Milliarden Euro waren Anleger bereit jeden Kurs zu akzeptieren (unlimitierte Orders). Der Zinskupon liegt bei 0,00%. Verkauft wurde ein Volumen von 3,192 Milliarden Euro. Die Differenz von 808 Millionen Euro floss in die sogenannte Marktpflegequote.

Falls nämlich alle Investoren diese Bundesschätze bis zum Laufzeitende in zwei Jahren im Depot belassen, gäbe es am freien Markt keine Handelbarkeit für diese Anleihe – dafür sorgt dann der Emittent „Finanzagentur Deutschland GmbH“ mit diesen 808 Millionen Euro Volumen. Verkauft wurden die Bunddesschätze heute für einen Preis von 101,42% (Anleihekurse notieren immer in Prozentpunkten). In zwei Jahren erhalten die Anleger nur 100,00% zurück (den Nominalwert). Durch den heute bezahlten Kaufpreis über dem Nominalwert und den 0,00% Zinskupon entsteht eine Negativrendite von -0,72%.

Vor vier Wochen lag sie mit -0,74 auf dem selben niedrigen Niveau. Dass die Anleger bereit sind so kräftig draufzuzahlen, und dann auch noch 1,84 Milliarden Euro mehr nachfragen als angeboten, zeigt das Vertrauen in die Fortsetzung von Merkel´s Kanzlerschaft. Bei einem nominalen Verkaufsvolumen von 3,192 Milliarden Euro (100,00%) und dem heutigen Verkaufserlös von 101,42% (3,237 Milliarden Euro) ergibt sich per sofort für den Bundeshaushalt ein Gewinn von 45,326 Millionen Euro!

Da dürften sich Merkel, Schäuble und Lindner freuen. Der (mögliche) neue Finanzminister Lindner wird dann wohl ähnlich wie Wolfgang Schäuble gegen die EZB-Politik protestieren, kann sich aber wie Wolfgang Schäuble auch als harter Sanierer der Staatsfinanzen präsentieren, obwohl die sich dank der EZB ganz von alleine sanieren!


Die Märkte lieben die Kontinuität von Angela Merkel. Foto: Sven Mandel – Eigenes Werk / Wikipedia (CC-BY-SA 4.0)



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2 Kommentare

  1. Entscheidend ist ja nicht der Kauf an sich, sondern wo diese final landen werden: auf dem Zukunftstablett des Bürgers.

  2. „Es ist und bleibt ein Wahnsinn, dass Anleger überhaupt bereit sind für eine Zinsanlage Negativrenditen zu zahlen – also zu Beginn der Anlage fest stehende Verluste in Kauf zu nehmen, ganz bewusst.“

    Dieser „Wahnsinn“ ist doch logisch, die beim Bundesbank-Beamtenladen haben den Bufu locker auf die 160.. eingeparkt.
    Ganz bewusst nicht ganz, die Big-Boys spekulieren auf Kursgewinne beim Bufu. ;)
    Aber : der ganze Kram mit den Anleihen zeigt doch : beim EUR/USD…
    Da könnten wir locker DM/USD darauf schreiben, und was würde sich daran ändern ? – Nichts !! :D

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