Indizes

Optionswetten Michael Burry SHORT mit 93 % seines Fonds? Falsch!

In Social Media kursiert aktuell die Info, Michael Burry wette mit 93 % seines Fonds auf einen fallenden Aktienmarkt. Das ist falsch.

Für das Ende jedes Quartals müssen Hedgefonds in den USA ihre Positionsveränderungen gegenüber der Börsenaufsicht SEC melden. So auch der Fonds Scion des legendären Spekulanten Michael Burry. Er wurde durch den Film „The Big Short“ weltbekannt. Durch Wetten auf den Zusammenbruch des US-Häusermarkts verdiente er im Zuge der Finanzkrise 2008 mit dem Fonds gigantische Summen. Aber erst seit dem Film und seiner Bekanntheit schauen Börsianer ganz genau hin, was er macht. Man sollte erwähnen: Auch ein Michael Burry dürfte nicht unfehlbar sein! Gestern war der letzte Abgabetermin für Publikationen gegenüber der US-Börsenaufsicht für den Stichtag 30. Juni. Was wir jetzt sehen von seinem Fonds Scion, ist also eine Information, die bereits 6 Wochen alt ist!

Michael Burry mit großen Short auf Aktienindizes? Optische Täuschung

Aktuell ist der Begriff „Michael Burry“ auf Twitter viel gesucht! Denn einige Medien und Twitter-Nutzer publizieren aktuell, dass er mit 93 % seines Fondsvolumens auf fallende Kurse bei Nasdaq und S&P 500 wettet. Und beim ersten Blick auf die Veröffentlichungsliste wirkt es auch wirklich so (siehe hier). Aber das ist eine optische Täuschung. Zwischen vielen kleinen Aktienpositionen sieht man die gigantischen Short-Wetten mit einem Volumen von 738 Millionen Dollar Short auf den Nasdaq-Index (QQQ), und mit 886 Millionen Dollar Volumen Short gegen den S&P 500 (SPDR S&P 500 ETF TR). Aber diese Summen stellen nur die fiktiven Bruttosummen der Positionen dar, nicht aber das wirklich eingesetzte Geld für diese Short-Wette. Für den Kauf von Optionen gibt man aber stets nur einen kleinen Bruchteil der fiktiven Positionsvolumen aus, daher entsteht der Hebel-Effekt bei Derivaten.

Erläuterungen

Zerohedge formuliert es aktuell so: Burry besaß (zum 30. Juni) Puts auf den S&P und den Nasdaq 100 für einen fiktiven Gegenwert von 1,625 Milliarden US-Dollar (was natürlich nicht das gefährdete Kapital ist, und die tatsächliche Prämie, die Michael Burry für diese Puts zahlte, liegt um Größenordnungen darunter).

Bloomberg erläutert es aktuell so: In den sozialen Netzwerken der Finanzwelt war am Montag zu lesen, dass Michael Burry eine milliardenschwere Wette gegen den Aktienmarkt abschloss, indem er Verkaufsoptionen auf die größten börsengehandelten Fonds kaufte, die den S&P 500 und den Nasdaq 100 abbilden. Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass die Wette nuancierter ist. Aus den von Scion eingereichten Unterlagen geht hervor, dass das Unternehmen Long-Positionen in den beiden börsengehandelten Fonds in Höhe von 20.000 Kontrakten hält, was jeweils 2 Millionen Anteilen entspricht. Dies wurde in den sozialen Medien zu einer riesigen Short-Wette auf den breiteren US-Aktienmarkt ausgeweitet.

Der fiktive Wert dieser Aktien betrug 886.560.000 Dollar, basierend auf dem Schlusskurs des SPDR S&P 500 ETF Trust am 30. Juni. Je nach Ausübungspreisen und Monaten der gehandelten Optionen wäre der Umfang der tatsächlichen Investition und der gezahlten Prämie jedoch wesentlich geringer. Das Gleiche gilt für die 20.000 Puts auf den Invesco QQQ Trust Series 1, die einen Nennwert von 738.840.000 Dollar aufweisen.

Einordnung

Zu welchem Preis Michael Burry die Optionen gekauft hat, ist offenbar nicht ersichtlich, aber es dürfte wie bei diesen Derivaten üblich nur ein kleiner Bruchteil sein. Von einer großen Mega-Wette durch Michael Burry gegen den US-Aktienmarkt kann hier also nicht die Rede sein, denn dann hätte er nicht weiterhin all die anderen Long-Positionen in Aktien offen in seinem Fonds. Dann wäre er nämlich nur Short über diese Optionspositionen, und hätte sonst nur Cash oder andere Assetklassen. Entweder benutzt er diese Puts als Absicherung für seine sonstigen Aktienpositionen, oder er versuchte (Stand Ende Juni) für eine gewisse Zeit an fallenden Kursen zu partizipieren? Wer weiß schon genau, was seine Intention dabei ist. Da das Fondsvermögen jüngst nur 238 Millionen Dollar betrug, kann es unmöglich eine „reale“ Position von 1,6 Milliarden Dollar sein, sondern es muss sich hierbei um den fiktiven Bruttowert einer Position handeln, die über Derivate läuft. Dies wird auch im Filing der Börsenaufsicht SEC ausgewiesen – Puts für fiktiv je 2 Millionen Anteile der Index-Vehikel.

Und sonst?

Im Fonds tat sich aber im zweiten Quartal auch sonst so einiges. Scion Asset Management hat sich im zweiten Quartal von seinen Beteiligungen an der Alibaba Group Holding und JD.com getrennt und die Aktien nur wenige Monate nach einer Verdoppelung des Engagements abgestoßen, so führt es Bloomberg aus. Das ist eine drastische Kehrtwende, wenn man bedenkt, dass die beiden chinesischen Tech-Giganten 20 % des Portfolios des Unternehmens von Michael Burry ausmachten und Ende März die beiden größten Aktienbestände waren.

Scion hat im zweiten Quartal Beteiligungen an 15 Unternehmen aufgelöst, darunter auch Banken, die das Unternehmen in der vorangegangenen Periode aufgekauft hatte, als der Zusammenbruch mehrerer Kreditinstitute den Finanzsektor erschütterte. Dazu gehören die First Republic Bank, die von JPMorgan Chase & Co. gerettet wurde, und die PacWest Bancorp, die von der Banc of California übernommen wird.

Expedia Group wurde zur wichtigsten Position von Scion, da der Hedgefonds zur Jahresmitte 100.000 Aktien im Wert von 10,9 Millionen Dollar erwarb. Zu den 25 neuen Beteiligungen, die der Fonds im letzten Quartal im Rahmen einer umfassenden Portfolioumstellung eingegangen ist, gehören auch Charter Communications und CVS Health. Die 15 größten Beteiligungen von Scion Ende Juni sind allesamt neue Positionen.

Burry, der durch die Vorhersage des Immobiliencrashs 2008 berühmt wurde, hat sich durch seine Vorhersagen über drohende Risiken eine große Fangemeinde in den sozialen Medien geschaffen. Im Januar sagte er einen weiteren Inflationsanstieg voraus und meinte, die USA befänden sich bereits in einer Rezession. Scion mit Sitz in Saratoga, Kalifornien, verwaltete Ende letzten Jahres ein Vermögen von 233,3 Millionen Dollar.

Michael Burry leitet den Hedgefonds Scion
Michael Burry leitet den Hedgefonds Scion. (Photo by Astrid Stawiarz/Getty Images)

FMW/Bloomberg



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

3 Kommentare

  1. Michael Burry Portfolios weisen folgende Charakteristika auf:

    – häufig nicht mehr als 10 Positionen oder weniger, starke Klumpenlast
    – Positionen häufig ähnlich gewichtet, daher unwahrscheinlich risikoeffizient
    – schichtet quartalsweise komplett um
    – kauft Papiere häufig mit KGV unter 10

    Keine Ahnung was ich davon halten soll!

  2. Lt. Dataroma verfügt der Fonds über Aktienpositionen in Höhe von 111 Mio Dollar. Demnach blieben ca. 127 Mio Dollar für Cash und Optionen (wobei ich die 238 Mio aus dem Artikel nicht überprüft habe). Das läßt zumindest die Grundaussage zu, dass Burry nicht allzu optimistisch ist.

  3. Mich würde auch die Laufzeit dieser Puts interessieren….

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage