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Nein, „Subprime“-Krisen gibt es nicht mehr…

Kennen Sie das Wort noch? "Subprime" wurde zuletzt vor fünf oder sechs Jahren mal von irgendwelchen Analysten in den Mund genommen, seitdem aber konsequenterweise aus dem kollektiven Wortschatz...

FMW-Redaktion

Kennen Sie das Wort noch? „Subprime“ wurde zuletzt vor fünf oder sechs Jahren mal von irgendwelchen Analysten in den Mund genommen, seitdem aber konsequenterweise aus dem kollektiven Wortschatz gestrichen. Ist da etwa eine Verschwörung in Gange ? (kleiner Scherz am Rande) Das Wort steht für minderwertige Schulden, also wo das Ausfallrisiko aufgrund der niedrigen Einkommen der Schuldner ziemlich hoch ist. So waren die „Subprime-Hauskredite“ in den USA der Auslöser für die Finanzkrise von 2007-2009, die das Finanzgebilde zum Einstürzen brachten. Lehman und Co waren da nur das Resultat.

Aber nein, seitdem gibt es so etwas ja gar nicht mehr, stimmts? Falsch. Die Ratingagentur Fitch hat in einer gestrigen Veröffentlichung darauf hingewiesen, dass in aktuell vorhandenen Kreditpaketen vollgepackt mit US-Autokrediten, die als minderwertig betrachtet werden (Subprime), die Zahlungsausfälle stark ansteigen. Die Zahlungsausfälle, die länger als 60 Tage anhalten, stiegen im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 17% auf 4,59%, knapp unter dem Hoch von 5,16%, der Anfang des Jahres erreicht wurde. Und ja, auch die Paketverbriefungen von Schrottkrediten wie damals bei den Hauskrediten, die gibt es heutzutage genau so für Autokredite in den USA.

Die Verluste dieser ABS-Papiere (Asset backed Securities) sind im Juli auf 7,39% gestiegen, und waren damit 28% höher als vor einem Jahr, so Fitch. Steigende Verluste resultieren aus den schwächeren Schuldnern, die in den neu erstellten Paketen aus den Jahren 2013-2015 enthalten sind. Diese Schuldner hätten oft schlechtere Kredit-Scores (ähnlich wie der Schufa-Score). Laut Fitch dürfte sich die Tendenz im Restjahr 2016 fortsetzen. Die Zahlungsausfälle bei den „guten Autoschuldnern“ lagen im Juli bei nur 0,40%, aber damit auch 21% höher als vor einem Jahr.

Dass bei den Subprime-Autokrediten nicht alles so rund läuft, mag man auch vermuten, wenn man aktuelle Meldungen der Branche betrachtet. So hat der größte US-Autofinanzierer für „Subprime“-Schuldner „Santander Consumer USA“ diese Woche bekannt gegeben, dass man seine für Ende Juli eigentlich anstehenden Quartalszahlen, die man auf Ende August verschoben hatte, nun erneut verschiebt auf erstmal unbestimmte Zeit. Wie im Juli auch jetzt mit einer letztlich ähnlichen Begründung:

„Santander Consumer USA Holdings Inc. (NYSE: SC) („SC“ or the „Company“), is delaying the filing of its Quarterly Report on Form 10-Q for the quarter ended June 30, 2016 (the „Form 10-Q“) beyond the August 15, 2016 extended filing date. As previously disclosed by the Company in its Form 12b-25 filed with the Securities and Exchange Commission (the „SEC“) on August 9, 2016, the Company is in the pre-filing submission process with the SEC’s Office of the Chief Accountant, regarding the Company’s accounting treatment for consideration of net discount in estimating the allowance for credit losses. The resolution of this and other accounting matters disclosed in the Form 12b-25 is expected to impact prior period financial statements. The Company will file the Form 10-Q as soon as possible.“

Es gibt also (irgendwelche?) Probleme mit der Berechnung oder Darstellung von Verlusten, so darf man das Buchhalter-Englisch deuten. Nichts genaues weiß man noch nicht. Klingt aber nicht so, als wäre alles in Ordnung mit den minderwertigen Autokrediten in den USA. So, jetzt beruhigen wir uns alle aber mal wieder. Der Automarkt ist bei weitem nicht so schwergewichtig wie der Immobilienmarkt. Da müssten schon noch ein wenig Kreditkartenschulden und Studentenschulden hinzukommen für so einen richtig großen neuen Crash. Aber die Studenten sind ja auch schon fleißig dabei ihre Kreditblase aufzupumpen!



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