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Nvidia vor Quartalszahlen: Profis verkauften – Analyst mit Aussicht

Nvidia hat den Aktienhype der letzten Tage verpennt. Vorher war die Aktie schon enorm gestiegen. Am Mittwoch stehen Quartalszahlen an.

Nvidia CEO Jensen Huang
Nvidia CEO Jensen Huang. Foto: David Paul Morris/Bloomberg

Die Nvidia-Aktie hat die Rekord-Party der US-Aktienindizes in den letzten Tagen nicht mitgemacht, sie notiert aktuell gut 30 Dollar unter ihrem Rekordhoch. Beim Blick auf die letzten Monate wird verständlich, warum. Nvidia war bereits vorher massiv angestiegen. Der Chart zeigt die Entwicklung seit Dezember 2023: Die Nvidia-Aktie legte seitdem um 99 % zu, der Nasdaq 100-Index „nur“ um 16,9 %. Nun nähern wir uns langsam dem großen Event – nächste Woche Mittwoch meldet das Unternehmen seine Quartalszahlen.

Chart vergleicht Entwicklung von Nvidia-Aktie mit Nasdaq 100

Investoren kassieren Gewinne aus dem Rally von Nvidia und Co

Wichtig: Hier geht es um einen Rückblick auf das erste Quartal – was also ab dem 1. April gemacht wurde, ist noch nicht öffentlich einsehbar: Die Investmentfirmen verschiedener Milliardäre haben einen Teil ihrer Gewinne aus den „Magnificent Seven“, den Technologiewerten, die die diesjährige Rallye an den US-Aktienmärkten angekurbelt haben, abgezogen. Druckenmillers Duquesne Family Office verkaufte laut Bloomberg im ersten Quartal mehr als 441.000 Aktien von Nvidia und senkte damit seine Beteiligung an dem Chiphersteller auf etwa 159 Millionen Dollar, wie aus den behördlichen Unterlagen der SEC hervorgeht. Und Michael Platt’s BlueCrest Capital Management verkaufte seine Beteiligungen an Nvidia und Amazon und reduzierte seinen Anteil an Alphabet Inc.

Mit diesen Schritten, die in den vierteljährlichen Berichten der Aufsichtsbehörden offengelegt wurden, reihen sich die Family-Office-Investoren in die Riege der Insider ein, die sich von Aktien der hochfliegenden Tech-Aktien getrennt haben, da viele von ihnen in den letzten Wochen auf neue Rekorde geklettert sind. Zu den „Magnificent Seven“ gehören Alphabet, Apple, Tesla, Microsoft, Amazon, Meta und Nvidia – viele von ihnen haben dazu beigetragen, dass die US-Aktien seit Ende Oktober wieder 11 Billionen Dollar gewonnen haben.

Fonds, die mehr als 100 Millionen Dollar verwalten, müssen innerhalb von 45 Tagen nach Quartalsende Angaben zu ihren Beständen machen, was einen Einblick in die Portfolios von geheimnisvollen Geldverwaltern wie Hedgefonds und großen Family Offices ermöglicht. Die Dokumente zeigen nur die US-Bestände und schließen die meisten Derivate und Short-Positionen aus, was bedeutet, dass sie nur einen Teil der Gesamtpositionierung der Firmen wiedergeben.

Nach dem Quartalsende sieht man im Chart vor allem im April die Kursschwäche der Nvidia. Offenbar hatten viele Anleger im März nach den massiven Kursgewinnen Gewinne mitgenommen.

Analystenaussagen

Ben Laidler vom Broker eToro blickt aktuell auf die Nvidia-Aktie mit Blick auf die kurz bevorstehenden Quartalszahlen. Hier seine Analyse: Die US-Berichtssaison neigt sich dem Ende zu, doch das Highlight steht uns noch bevor: Die Veröffentlichung der Nvidia-Zahlen am Mittwochabend. Obwohl die Aktie sich auf einem hohen Niveau behauptet, herrscht spürbare Anspannung am Markt. Investoren hoffen darauf, dass die Erfolgsgeschichte von Nvidia auch Anfang 2024 nahtlos fortgesetzt wurde und dass der Ausblick keine negativen Überraschungen bereithält. Nach einem äußerst erfolgreichen Jahr 2023 liegt die Messlatte für das Übertreffen der Geschäftszahlen entsprechend hoch.

Quartalsergebnisse übersteigen (bisher) alle Erwartungen

Die Zahlen vom Vorjahr sind fast zu schön, um wahr zu sein. Der Gewinn je Aktie verzeichnete in jedem Quartal drastische Zuwächse und übertraf die Erwartungen jedes Mal im zweistelligen Bereich. Besonders herausragend war die positive Überraschung im zweiten Quartal um satte 30 Prozent. Für das erste Quartal 2024 bleiben die Erwartungen hoch, und die Vorzeichen für einen weiteren Rekordgewinn stehen gut. Mit prognostizierten 5,58 Euro pro Aktie würde sich der Gewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal verfünffachen. Auch der Umsatz wird voraussichtlich ein neues Rekordniveau erreichen, mit geschätzten 24,51 Milliarden Euro, was einer Verdreifachung entsprechen würde.

Grafik zeigt Quartalsgewinne der Nvidia-Aktie

Ein Blick auf den Wettbewerb

Trotz seiner enormen Größe zeigt Nvidia ein atemberaubendes Wachstumstempo. Mit einer Bewertung von 2,2 Billionen Dollar rangiert das Unternehmen derzeit als das drittwertvollste weltweit, hinter Microsoft und Apple. Getragen vom anhaltenden KI-Boom, der sich noch in den Anfängen befindet und zahlreiche Branchen durchdringt, profitiert der Chipgigant in einem beispiellosen Ausmaß. Von generativer KI bis hin zur Steigerung der Produktivität und bahnbrechenden medizinischen Durchbrüchen – die Anwendungsfelder sind so gut wie grenzenlos. Trotz Verlusten bei Grafikprozessoren, vor allem zugunsten von AMD, behält Nvidia seine dominante Position mit einem Marktanteil von 80 Prozent bei. Allerdings könnte ein weiterer Rückgang des Marktanteils trotz des insgesamt wachsenden Marktes die Erreichung der hochgesteckten Wachstumsziele erschweren.

Auf dem Weg zur 1.000-Dollar-Marke

Die Analystenbewertungen blieben in den letzten Monaten größtenteils unverändert und zeigten insgesamt eine optimistische Stimmung. Allerdings weisen klassische Bewertungsmultiplikatoren auf eine hoch bewertete Aktie hin. Das Forward-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das den aktuellen Aktienkurs im Verhältnis zu den erwarteten Gewinnen der nächsten 12 Monate setzt, liegt mit 35 auf einem hohen Niveau. Dies deutet darauf hin, dass kurzfristig hohe Erwartungen in den Kurs eingepreist sind. Zum Vergleich: Das Forward-PE von Apple liegt bei 27, während Microsoft einen Wert von 32 aufweist. Langfristig besteht jedoch noch beträchtlicher Spielraum für weiteres Wachstum – hier ist der Multiplikator mit 26 deutlich niedriger. Im März hatte die Aktie die 1.000-Dollar-Marke fast erreicht, fiel dann jedoch im April auf 755 Dollar zurück. Angesichts der fundamentalen Aussichten scheint ein nachhaltiger Durchbruch nur eine Frage der Zeit zu sein.

Zwischen Hype und Vorsicht

Viele Anleger haben sich daran gewöhnt, dass der Hype um Nvidia nicht nur in den Kursen, sondern auch in deutlich über den Erwartungen liegenden Gewinnen zum Ausdruck kommt. Doch diese Situation birgt Gefahren und macht die Aktie anfällig für starke Gegenbewegungen. Die hohe Nachfrage nach KI-Chips seitens der Kunden deutet darauf hin, dass die Risiken eher auf der Angebotsseite liegen. Potenziell bremsende Faktoren wie Probleme in den Lieferketten und bei der Produktion könnten am stärksten belasten. Trotzdem ist die Euphorie um Nvidia gerechtfertigt: Die jüngsten Zahlen signalisieren, dass KI nicht mehr nur eine Spekulation für die ferne Zukunft ist, sondern bereits im Hier und Jetzt eine bedeutende Rolle spielt.

FMW/Bloomberg



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