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Ölpreis fällt weiter – gefährliche Ignoranz vor Israel-Angriff?

Der Ölpreis rutscht weiter ab. Der Ölmarkt scheint die Gefahr des anstehenden Israel-Angriffs zu irgnorieren oder als harmlos anzusehen.

Ölpumpen
Ölpumpen. Foto: User20103355-Freepik.com

Der Ölpreis rutscht weiter spürbar ab. Alleine seit gestern Nachmittag sind es -3,30 Dollar auf aktuell unter 82 Dollar im Juni-Kontrakt. Dieser TradingView Chart zeigt den Kursverlauf bei WTI-Öl in den letzten vier Wochen. Warum das eine riskante Spekulation von Shorties sein könnte? Nun, Israel wird aller Voraussicht nach auf die massiven iranischen Angriffe vom letzten Wochenende reagieren. Nur wann und in welchem Umfang die Angriffe auf den Iran erfolgen, ist unklar.

Ölpreis fällt – trotz geopolitischer Gefahr

Jetzt hängt der Markt in einer Art Schwebezustand. Niemand weiß, wann der Angriff erfolgt und wie stark er ausfallen wird. Man sah die Reaktion bei Gold und auch im Ölpreis Anfang dieser Woche: Der erwartete iranische Angriff auf Israel war da, und die Kurse fielen. Denn Israel konnte die Angriffe abwehren, und der Iran erklärte das Ende seiner Angriffe, fürs Erste. Das sorge für Entspannung an den Märkten. Das enorme Risiko für Öl-Shorties lautet aber: Fällt der israelische Gegenangriff massiv aus, ist der Iran wiederum zu einem Gegenangriff gezwungen, um nicht sein „Gesicht zu verlieren“, und dann hat man eventuell eine Eskalation des Konflikts, was die Ölversorgung aus der Region für den Weltmarkt bedroht. Dann könnte der Ölpreis kräftig ansteigen.

Chart zeigt Kursverlauf im WTI-Ölpreis in den letzten vier Wochen

Entspannender Faktor für Öl

Aber wie man aktuell sieht: Die Ölhändler sehen dieses Risiko eines starken israelischen Angriffs offensichtlich als nicht gegeben an. Mit dem klar fallenden Ölpreis senden sie ein Entspannungssignal, oder man ignoriert bzw unterschätzt dieses Thema derzeit einfach. Man blickt aktuell auf entspannende Faktoren für den Ölmarkt. Als da wären zum Beispiel die gestern in den USA vermeldeten wöchentlichen Öl-Lagerbestände, die mit +2,7 Million Barrels nun die vierte Woche in Folge ansteigen. Dies deutet auf ein Überangebot an Öl in den USA hin.

Sanktionen gegen Venezuela und Iran

Die Regierung von Präsident Joe Biden hat laut Bloomberg erneut Beschränkungen für venezolanisches Öl verhängt und damit eine sechsmonatige Gnadenfrist beendet, was die Lieferungen aus Venezuela behindern könnte. Gleichzeitig wurden neue Sanktionen gegen iranisches Öl als Teil eines von den Republikanern des Repräsentantenhauses verabschiedeten Pakets zur Auslandshilfe eingeführt, über das im Laufe dieser Woche abgestimmt werden soll. FMW: Für den Ölpreis bedeuten neue Sanktionen gegen diese zwei Öl-Lieferanten eine mögliche Verknappung der globalen Angebotsmenge, also wäre das eigentlich ein bullisches Signal.

Analystenkommentare

„Der Markt scheint die Möglichkeit einer israelischen Vergeltungsmaßnahme für den iranischen Angriff vom Samstag ausgeschlossen zu haben“, so Vandana Hari, Gründerin von Vanda Insights laut Bloomberg. Der Rückgang zur Wochenmitte deutet darauf hin, dass der jüngste Anstieg der Risikoprämie aufgrund der verschärften israelisch-iranischen Spannungen erodiert ist“, so Hari.

By Ipek Ozkardeskaya, Senior Analyst bei der Swissquote Bank, schreibt aktuell, dass der Ölpreis jüngst fällt, da die US-Ölbestände in der vergangenen Woche stärker als erwartet angestiegen sind. Der Ölpreis stehe heute Morgen unter Druck, aber die Bären seien nicht in einer komfortablen Lage. Die Biden-Administration hat die Sanktionen gegen venezolanisches Öl nach einer sechsmonatigen Pause wieder in Kraft gesetzt, da sie der Ansicht ist, dass die Regierung von Nicolas Maduro ihr Versprechen, im Juli gerechtere Wahlen abzuhalten, nicht eingehalten hat. Und im Nahen Osten griff die Hisbollah ein Dorf in Nordisrael an und verletzte 14 Soldaten. Israel ist ebenfalls bereit, auf die Angriffe vom vergangenen Wochenende zu reagieren. Somit dürfte die angespannte geopolitische Lage den dem Abverkauf bei Öl den Boden unter den Füßen wegziehen. Eine solide Unterstützung wird in der Nähe des psychologischen Niveaus von 80 Dollar gesehen, das auch mit dem wichtigen 38,2 %-Fibonacci-Retracement zusammenfällt, so Ipek Ozkardeskaya.

Risikohinweis: Der Handel mit Wertpapieren und Finanzinstrumenten kann Ihr Kapital erheblichen Risiken aussetzen, unter Umständen auch über das eingesetzte Kapital hinaus. Trading ist nicht für jeden geeignet. Vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Performance. Die hier gezeigten Analysen stellen keine Anlageberatung dar und sind daher auch keine Empfehlung zum Kauf bzw. zum Verkauf eines Wertpapiers, eines Terminkontraktes oder eines sonstigen Finanzinstrumentes. Die bereitgestellten Analysen sind ausschließlich zur Information bestimmt und können ein individuelles Beratungsgespräch nicht ersetzen. Eine Haftung für mittelbare und unmittelbare Folgen aus diesen Vorschlägen ist somit ausgeschlossen.

Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: Der Autor dieses Artikels ist mittelbar oder unmittelbar in Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate investiert: WTI-Öl.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Eine gefährliche Entspannung.

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