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Iran, OPEC, China Ölpreis rutscht aktuell deutlich ab – hier die Gründe

Ölpreis rutscht aktuell deutlich ab. Dies liegt an einer Entspannung beim anstehenden israelischen Iran-Angriff, an der OPEC und an China.

Ölpumpen in Texas
Ölpumpen in Texas. Foto: Anthony Prieto/Bloomberg

Der Ölpreis rutscht. Gestern Nachmittag notierte das amerikanische WTI-Öl noch bei 74,68 Dollar, fiel dann bis heute Nacht auf glatt 74 Dollar. Dann heute Nacht schlagartig der Rutsch am Terminmarkt auf 72 Dollar, und bis jetzt geht es weiter bergab auf aktuell 71,06 Dollar. Insgesamt ist es also ein Preisrückgang seit gestern Nachmittag um gut 3,70 Dollar. Im Chart sehen wir den Preisverlauf seit dem 9. Oktober. Hier blicken wir auf die Gründe für den Preisrückgang.

Chart zeigt Ölpreis-Verlauf seit dem 9. Oktober

Ölpreis fällt – Israel wird iranische Ölanlagen wohl nicht angreifen

Der Hauptgrund für den Preisrutsch: Geopolitik! Immer wenn die Kriegsgefahr im Nahen Osten wächst, wird sofort die Angst in die Kurse eingepreist, dass die Ölversorgung aus dem Nahen Osten für den Weltmarkt gefährdet sein könnte. Und in diesem aktuellen Fall (Iran-Angriff auf Israel) war seit Tagen ganz besonders viel Angst vorhanden, dass der bevorstehende israelische Gegenangriff auf den Iran auch dortige Ölanlagen treffen könnte. Entsprechend notierte der Ölpreis höher, um diese Angst abzubilden. Aber jetzt entspannt sich diese Angst.

Bloomberg berichtet dazu aktuell: Israel könnte möglicherweise davon absehen, die Rohölinfrastruktur des Iran anzugreifen, was die Bedenken hinsichtlich einer größeren Versorgungsunterbrechung zerstreut. Israel gab bekannt, dass man die US-Warnungen vor einem Angriff auf iranische Energieanlagen abwäge, aber auf der Grundlage eigener Einschätzungen handeln werde. Die Washington Post hatte berichtet, dass Premierminister Benjamin Netanjahu der Biden-Regierung mitgeteilt habe, er sei bereit, eher militärische als Öl- oder Nuklearanlagen im Iran anzugreifen. Dieser Bericht war der Auslöser im heute Nacht stattgefundenen Ölpreis-Rutsch!

„Ein begrenzter Angriff Israels auf den Iran verringert die Versorgungsrisiken und damit die Notwendigkeit einer geopolitischen Risikoprämie“, sagte Dominic Schnider, Leiter des Bereichs Global Foreign Exchange and Commodities bei UBS Global Wealth Management. “Er bringt auch alte Bedenken hinsichtlich der Nachfrage wieder in den Vordergrund.“

Rutsch am Montag früh – Blick nach China

Der Ölpreis fiel von Freitag Abend auf Montag früh bereits um gut 1 Dollar, nachdem es bei der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz des chinesischen Finanzministeriums am Wochenende keine konkreten neuen Anreize zur Ankurbelung des Konsums beim größten Rohölimporteur der Welt gab.

OPEC sieht weniger starkes Nachfragewachstum

Ebenfalls negativ auf den Ölpreis wirkte gestern Nachmittag die OPEC, die ihren Monatsbericht veröffentlichte. Sie schloss sich anderen Prognostikern an, die ein weniger starkes Nachfragewachstum für Öl sehen. Die OPEC hat ihre Prognosen für das Wachstum der Ölnachfrage in diesem und im nächsten Jahr zum dritten Mal in Folge gesenkt, da die Gruppe verspätet eine Verlangsamung des globalen Kraftstoffverbrauchs erkennt.

Der weltweite Ölverbrauch wird im Jahr 2024 um 1,9 Millionen Barrel pro Tag – etwa 2 % – steigen, was 106.000 Barrel pro Tag weniger ist als zuvor prognostiziert, so die Organisation erdölexportierender Länder in ihrem monatlichen Bericht. Die Revision sei „hauptsächlich auf die tatsächlich eingegangenen Daten in Kombination mit etwas niedrigeren Erwartungen“ für einige Regionen zurückzuführen, hieß es. Für den Ölpreis bedeutet das: Weniger Nachfragewachstum als bisher gedacht dämpft tendenziell den Ölpreis, und zusammen mit den vorher genannten Faktoren China und vor allem Israel-Iran sehen wir derzeit diese spürbare Preisschwäche am Terminmarkt!

Bloomberg kommentiert dazu: Mit den drei aufeinanderfolgenden Herabstufungen beginnt die OPEC, sich von den stark optimistischen Prognosen zurückzuziehen, an denen sie das ganze Jahr über festgehalten hat. Selbst nach den Kürzungen bleiben ihre Nachfrageschätzungen ein Ausreißer – sie liegen über denen der Wall Street-Banken und Handelshäuser und am oberen Ende der von Saudi-Arabiens Ölgesellschaft Aramco erwarteten Spanne. Sie sind etwa doppelt so hoch wie die von der Internationalen Energieagentur prognostizierte Rate.

Die Maßnahmen der OPEC-Mitglieder selbst lassen auf mangelndes Vertrauen in die Prognosen ihres in Wien ansässigen Sekretariats schließen, da sie ihre Pläne zur Wiederaufnahme der unterbrochenen Rohölproduktion verzögern, obwohl die Prognosen des Kartells auf ein großes Versorgungsdefizit hindeuten.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Aktuelle Aussagen von Vertretern des Iran auf einer Konferenz der Organisation für Islamische Zusammenarbeit könnten dazu führen, daß Teheran nach einem israelischen Angriff die Kosten für Erdöl internationalisiert, und somit beispielsweise die Straße von Hormus sperrt. Die aktuelle Entwicklung des Ölpreises im Zusammenhang mit dem Iran-Israel-Konflikt ist somit eine gefährliche Entspannung.

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