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Ölpreis steigt spürbar – mehrere bullische Faktoren gleichzeitig

Der Ölpreis steigt spürbar, WTI-Öl binnen vier Wochen von 73 Dollar jetzt auf über 83 Dollar. Aktuell kommen mehrere Faktoren zusammen.

Öltanks
Öltanks auf Antigua. Foto: Bing Guan/Bloomberg

Der Ölpreis steigt spürbar. Alleine seit gestern Abend steigt WTI-Öl von 82 Dollar auf 83,45 Dollar heute früh. Vor genau vier Wochen waren es noch unter 73 Dollar! Aktuell wird der höchste Stand seit Ende April erreicht. Der Chart zeigt die Preisentwicklung seit Anfang des Jahres. Neben dem üblichen „Spiel“, ob zu viel Angebot auf den Weltmarkt kommt, und ob die Nachfrage nach Öl dank Konjunkturschwankungen gerade steigt oder fällt, sehen wir aktuell weitere Faktoren, die den Ölpreis pushen.

Chart zeigt den Ölpreis-Verlauf seit Jahresanfang

Ölpreis steigt – verstärkte Unruhe im Nahen Osten

Das israelische Militär sagt jüngst, dass 18 Soldaten bei einem Drohnenangriff der vom Iran unterstützten Hisbollah verletzt wurden, einer von ihnen schwer, was den Konflikt näher an einen ausgewachsenen Krieg heranrücken lässt, so Bloomberg aktuell. Warum deswegen der Ölpreis steigt? Wenn neben dem Gaza-Krieg auch der Konflikt im Norden Israels Richtung Libanon eskaliert, droht doch noch ein Flächenbrand im Nahen Osten. In den letzten Jahren haben sich solche Befürchtungen, dass durch geopolitische Spannungen Öl-Lieferungen aus der Region für den Weltmarkt beeinträchtigt werden, nie bewahrheitet. Von daher könnte diese Angst für den Ölpreis-Anstieg nur ein kurzweiliger Faktor sein.

Hurrikan voraus

Unterdessen hat sich der Hurrikan Beryl auf Kategorie 5, die höchste Stufe der Saffir-Simpson-Skala, verstärkt und ist damit zum stärksten Sturm geworden, der sich zu dieser Jahreszeit jemals im Atlantik gebildet hat. Das System war zuvor auf der Karibikinsel Carriacou gelandet und bewegt sich nun auf Jamaika zu. FMW: Dadurch kann beispielsweise die Ölförderungen auf Plattformen im Golf von Mexiko beeinflusst werden. Ipek Ozkardeskaya, Senior Analyst bei der Swissquote Bank, schreibt aktuell, dass es zwar keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Betrieb im Golf von Mexiko geben dürfte, aber dass es im Laufe der Woche zu Störungen kommen könnte.

Driving Season

In den USA gibt es die sogenannte Driving Season: Im Sommer drücken die Amerikaner aufs Gaspedal, man fährt in die Natur. Und nun steht ab Donnerstag das lange Independence Day-Wochenende an, die Nachfrage nach Benzin und Diesel dürfte wie jedes Jahr hoch sein. Nur die Frage ist: Wie hoch ist sie dieses Jahr? Ipek Ozkardeskaya schreibt aktuell zum steigenden Ölpreis mit Ausblick auf den 4. Juli in den USA, dass laut AAA eine Rekordzahl von Autofahrern erwartet wird. Laut Bloomberg wird erwartet, dass die Reisetätigkeit im Sommer auf der Nordhalbkugel zunimmt, wobei die Händler die Benzinnachfrage rund um den US-Unabhängigkeitstag am Donnerstag genau im Auge behalten dürften.

Weitere Faktoren

Der Ölpreis festigt laut Bloomberg die Gewinne des letzten Monats, da die OPEC+ das Angebot unter Kontrolle hält. Und die Besorgnis über einen sich abzeichnenden konjunkturellen Aufschwung in China – dem größten Rohölimporteur – werde den Preisanstieg wahrscheinlich begrenzen.

„Der Ausbruch aus der jüngsten Preisspanne auf ein neues höheres Niveau verstärkt den kurzfristigen Aufwärtstrend im Ölpreis“, so Yeap Jun Rong, Marktstratege bei IG Asia Pte. Dies könnte die Käufer dazu veranlassen, das Hoch vom April 2024 bei der Schlüsselmarke von 90 Dollar (Brent) erneut ins Visier zu nehmen“.

Der verstärkte Handel mit Rohöl-Futures hat die implizite Volatilität in die Höhe getrieben, wobei ein Indikator für Brent fast den höchsten Stand seit einem Monat erreichte. Die Geldverwalter haben sich wieder in Öl und raffinierte Produkte, einschließlich Diesel, eingekauft, und die Time-Spreads befinden sich weiterhin in einer bullischen Backwardation-Struktur.

Ipek Ozkardeskaya schreibt, dass die Risiken weiterhin nach oben gerichtet seien, das nächste Ziel für die Bullen liegt bei 85 Dollar im WTI-Ölpreis, wo man eine Unterstützung und eine Erholung sehen sollte, da die schwachen Produktionsdaten aus den USA und China zu Beginn der Woche keine weitere Unterstützung bieten.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Unterscheidet Premierminister Benjamin Netanyahu im Gazastreifen zwischen Hamas-Chef Yahya Sinwar/Hamas Gazastreifen und seine Schergen vom militärischen Flügel der Hamas und den Palästinensern? Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah ist aufgerufen, Israel aufzufordern, sich für Verhandlungen zwischen Israel und Palästina zugunsten einer Zwei-Staaten-Lösung im Rahmen der Grenzen von 1967 auszusprechen. In diesem Zusammenhang agiert der Ölpreis zur Zeit als Frühindikator.

    1. Ich bin etwas hin- und hergerissen bezüglich eines aktuellen Treffens des Bundesnachrichtendienstes mit der Hisbollah/Quelle: n-tv-„Teletext“, da man in Plenarsitzungen des Deutschen Bundestages desöfteren zur Kenntnis nehmen musste, daß der BND über Ereignisse im Naher und Mittlerer Osten nicht entsprechend informiert ist. Aber vielleicht trägt das genannte Treffen ja zur von Israel gewünschten diplomatischen Lösung des aktuellen Konfliktes mit Libanon bei.

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